- Guglmänner
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Die Guglmänner sind ein bayerischer Geheimbund, dessen Mitglieder sich als Hüter der Monarchie verstehen und zum Weiterleben der Verschwörungstheorien und Legenden um den Tod König Ludwigs II. von Bayern 1886 beitragen. Bei öffentlichen Auftritten, einer Tradition bei den Bestattungen der bayerischen Könige nachempfunden, tragen sie ähnlich wie die Teilnehmer von Prozessionen in Spanien eine schwarze Mönchskutte mit einer den Kopf völlig verhüllenden Kapuze, eine sogenannte Gugl. Ihr Wahlspruch lautet mit Bezug auf den Verstorbenen Media vita in morte sumus, übersetzt: "Inmitten des Lebens sind wir vom Tode umfangen."
Eine traditionelle „Prozession“ der Guglmänner wurde bereits für Ludwig III. von Bayern am 5. November 1921 in München durchgeführt.[1][2]
Ihre politische Forderung ist die Autonomie Bayerns. Sie stehen somit der separatistischen Bayernpartei nahe. Sie fordern unter anderem auch, dass es bayerische Euromünzen geben soll, auf denen König Ludwig II. abgebildet ist, anstatt des Bundesadlers, da dieser ein preußisches Symbol sei und für die Unterdrückung Bayerns stehe.[3] Der Bundesadler ist auf den Reichsadler von 1871 zurückzuführen; bei der Reichsgründung unter Preußens Führung trug Ludwig II. in seinem von Bismarck aufgesetzten sog. „Kaiserbrief“ dem preußischen König die Kaiserwürde an.
Die Guglmänner erregten erweiterte Aufmerksamkeit im Juni 1999 zum 113. Todestag Ludwigs II., als sie in ihren Kutten und mit vor der Brust gekreuzten Fackeln trotz des Vermummungsverbots unbehelligt durch die Straßen Münchens zogen. Gespaltenes Interesse erregten die Guglmänner auch, als sie schon am 31. Dezember 1998 in voller Vermummung gegen die Aufführung des Theaterstückes „Ludwig II. – Die volle Wahrheit“ des bayerischen Kabarettisten Georg Ringsgwandl vor den Münchner Kammerspielen demonstrierten - und so die konsequente Anwendung grundgesetzlicher Demokratiegebote karikierten.[4]
Die „neuzeitlichen“ Guglmänner gruppierten sich vermutlich 1998 zum 112. Todestag König Ludwig II. und sind letztendlich die konsequente Fortführung, der von König Ludwig II. gegründeten „Coalition“[5] – ein königlicher Geheimbund, dessen Aufgabe es war, vom Verborgenen aus, die Presse bezüglich der öffentlichen Meinung über den König zu überwachen, feindlich gesinnte Personen und Vereine zu unterdrücken, gegen den Geist der Neuzeit (Abschaffung der Monarchie) zu agieren und schließlich eine Art Leibgarde für den König. Durch fantasievolle und teils auch bewusst polemische Forderungen versucht eine kleiner, enger Kreis der Guglmänner in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit zu erregen. Durch diese Medienpräsenz wollen sie ihre Theorie der Ermordung Ludwig II. durch den preußischen Geheimdienst einem breiten Publikum präsentieren.
Unterstützung erfahren die Guglmänner derzeit durch die Bayerische Landesausstellung "Götterdämmerung" auf Herrenchiemsee. Hier wird den Besuchern sogar die potentielle "Mordwaffe" gezeigt. Die Ausstellung lädt dazu ein, dass sich die Besucher eine eigene Meinung über die tatsächlichen Hergänge in der Schicksalsnacht am Starnberger See machen.[6] Anlässlich des 125. Todestages König Ludwig II. forderten die Guglmänner, die Landesausstellung zu einer dauerhaften Ausstellung zu machen. Der große Besucheransturm, den die Ausstellung bis dahin erlebte, unterstreicht das große Interesse der Persönlichkeit Ludwig II., wie sie bisher nur selten dargestellt wurde.
Historisches
Bereits im 14. Jahrhundert verhüllten sich Büßer von Kopf bis Fuß, nur ein Guckloch für die Augen blieb dabei frei. Ursprung dieser Vermummung war ein Verbot des Papstes, das eine öffentliche Buße untersagte. Im Hochmittelalter schaute man sich die Büßergewänder aus Italien und Spanien als Trauerkleidung ab. Je tiefer die Trauer, umso verhüllter das Gesicht der Teilnehmer von Trauerzügen. Je wohlhabender ein Verstorbener zu Lebzeiten war, desto mehr Kapuzenträger wurden von seinen Angehörigen für das Trauergeleit zum Friedhof aufgeboten. Man pflegte dafür Bettelmönche und / oder Drittordensmitglieder gegen ein geringes Entgelt anzuheuern. Der Begriff "Gugl" oder "Gugel" hat sich im Hochmittelalter entwickelt und stellte eine damals modische Kopfbedeckung dar.[7] Aber auch andere altdeutsche Begriffe wie der aus dem Kinderlied bekannte Butzemann, dem Butzenmann oder auch Kapuzenmann schließen an die Mode der Kopfbedeckung an. Die Verfassung des Königreichs Bayern von 1818[8] legte die Zusammensetzung eines Trauerkondukts verstorbener Monarchen fest. So wurde der Trauerzug des Verstorbenen von seinen Dienern, Mitgliedern der königlichen Familie, der Regierung und des Militärs begleitet. Dem Wagen, auf dem der Sarg des Leichnams aufgebahrt wurde, schritten stets 25 Guglmänner voran. Vermutungen zufolge wurde so auch dem einfachen Hauspersonal des Verstorbenen trotz des niedrigen Standes ermöglicht, offiziell und durch die Gugl unerkannt an der feierlichen Prozession teilzunehmen. Die Guglmänner trugen gekreuzte Kerzen und das Wappen des Verstorbenen.
Weblinks
- www.Guglmann.de - Website der „Guglmänner SM. König Ludwig II.“
- Stefan Schultz: „Mord am Märchenkönig - Gleich werden Sie dem Tod begegnen". Dreiteilige Dokumentation mit Videofilm in Spiegel Online. 16. Juli 2008
- Georg Gruber: Grüß Gott!; in: Deutschlandradio (www.DRadio.de) 21. Mai 2004
- Patrik Hof: Geheimbund sucht Königsmörder. In: PM „History“ 12 (2004)
Einzelnachweise
- ↑ http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44449
- ↑ http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/document/artikel_44449_bilder_value_5_beisetzung-ludwigiii16.jpg Zeitgenössische Fotografie vom 5. November 1921
- ↑ http://www.guglmann.de/deutsch/aktionen.htm#EURO
- ↑ http://www.guglmann.de/deutsch/aktionen.htm#PREMIEREr
- ↑ http://www.volkverlag.de/newsletter/bayerische-geschichten-092011-ein-leerer-thronsaal
- ↑ http://www.hdbg.de/ludwig/ludwigii_ausstellung.php
- ↑ Gugel (Kleidung)
- ↑ http://www.verfassungen.de/de/by/bayern18-index.htm
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