- Sexualproportion
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Die Geschlechterverteilung (auch Geschlechtsverteilung oder Geschlechtsverhältnis) ist das Zahlenverhältnis der Anzahl der weiblichen Individuen zur Anzahl der männlichen Individuen in einer Population. Sie kann in Promille angegeben werden.
Für eine Beispielpopulation von 2.054.663 Frauen und 2.161.605 Männern würde sich also eine Geschlechterverteilung von 2.054.663 / 2.161.605 = 0,951 = 951 ‰ ergeben.
Inhaltsverzeichnis
Einteilung
Es werden das primäre, sekundäre und tertiäre Geschlechtsverhältnis unterschieden.
Primäres Geschlechtsverhältnis: Geschlechtsverhältnis bei der Befruchtung. Liegt beim Menschen bei ca. 1,3 männlich zu 1,0 weiblich.
Sekundäres Geschlechtsverhältnis: Geschlechtsverhältnis bei der Geburt. Liegt beim Menschen bei ca. 1,05 männlich zu 1,0 weiblich, wenn es nicht durch geschlechtsselektive Geburtenverhinderung verändert wird.
Außerdem sind leichte natürliche Schwankungen im sekundären Geschlechtsverhältnis zu beobachten. Es zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen der Zahl der männlichen Geborenen und Ereignissen, welche Stress auf die Bevölkerung ausüben. In Deutschland stieg während des 1. und zweiten Weltkrieges das Geschlechtsverhältnis auf 1,08 männlich zu 1,0 weiblich. Nach dem zweiten Weltkrieg sank die Zahl wieder auf 1,06:1,0.
Tertiäres Geschlechtsverhältnis: Geschlechtsverhältnis im fortpflanzungsfähigen Alter. Dieses Geschlechtsverhältnis ist beim Menschen stark von historischen und sozialen Einflüssen abhängig.
Deutschland
In Deutschland kam es infolge der militärischen, nur Männer betreffenden, Verluste des ersten und mehr noch des Zweiten Weltkriegs zu einer starken Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses für manche Jahrgänge. Dies führte nach dem Krieg zu einer großen Zahl ungewollt ledig bleibender Frauen, was wiederum unter den damals herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen bis in die 50er Jahre die Geburtenrate negativ beeinflusste. Seit Mitte der 1990er Jahre gibt es in den ländlichen Gegenden der neuen deutschen Länder ein Überwiegen der Männer in der Altersgruppe 20 bis ca. 30 Jahre. In einzelnen Landkreisen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns kommen rechnerisch weniger als 8 Frauen auf 10 Männer. Ursache für die ungleiche Geschlechterverteilung ist, dass junge Frauen häufiger wegziehen. Junge Frauen haben häufiger eine höhere Schulbildung. Schlechter gebildete Männer bleiben zurück. Es ist abzusehen, dass für diese Männer eine Normalbiographie mit Arbeit und Familiengründung sehr schwierig wird.Geschlechterverteilung im Land Brandenburg bei der Altersgruppe 18 bis unter 30 Jahre
Weltweit
Das Geschlechtsverhältnis Männer zu Frauen beträgt in Industrienationen im Allgemeinen rund 0,9 zu 1,0 , was in der geringeren Lebenserwartung der Männer begründet ist. Die höhere Sterblichkeit der Männer führt dazu, dass der bei Geburt vorhandene Männerüberschuss ab einem Alter von ungefähr 57 Jahren in einen Frauenüberschuss umschlägt.
In Entwicklungsländern hingegen ist der Geschlechtsunterschied in der Sterblichkeit nicht so hoch oder gar nicht vorhanden, sodass dort zum Teil das bei der Geburt vorliegende Geschlechtsverhältnis in der Gesamtbevölkerung erhalten bleibt.
Theorien zur Regulation
Ronald Aylmer Fisher umriss in seinem Buch von 1930 "The Genetical Theory of Natural Selection" ein Modell, das die üblicherweise auftretende ungefähr-1:1-Geschlechterverteilung erklärt.
Fisher postulierte, dass die Geschlechterverteilung genetisch bedingt sei. Als einfaches Beispiel stelle man sich vor, dass es ein relevantes Gen mit zwei möglichen Allelen A und B gibt: Individuen, die das Allel A tragen, haben im Schnitt mehr männliche Nachkommen als weibliche, und Individuen, die das Allel B tragen, haben im Schnitt mehr weibliche Nachkommen als männliche. Wenn nun in der Gesamtbevölkerung z.B. weniger männliche Individuen geboren werden als weibliche, dann haben männliche Individuen eine größere Chance sich fortzupflanzen als weibliche. Darum werden dann Individuen, die das Allel A tragen, im Schnitt mehr Enkelkinder haben als Individuen, die das Allel B tragen. Dadurch erhöht sich dann mit der Zeit der Anteil des Allels A in der Bevölkerung. Das Ergebnis ist eine stabile Balance bei einer Geschlechterverteilung von 1:1.
Es gibt auch mechanistische Einschränkungen, die es einem 1:1-Verhältnis durch Meiose erschweren, sich zu ändern.
Das Bakterium Wolbachia ruft durch die Manipulation der Fortpflanzung seiner Wirtsorganismen verzerrte Geschlechterverteilungen hervor.
Literatur
- Heinrich Zankl: Phänomen Sexualität, Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1999, ISBN 3-534-13313-7
- Ronald Aylmer Fisher: The Genetical Theory of Natural Selection, Dover Publications Inc., ISBN 978-0-486-60466-4
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