- Shirin Neshat
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Shirin Neshat (* 26. März 1957 in Qazvin, Iran; persisch شیرین نشاط ) ist eine iranische Künstlerin, Filmemacherin und Fotografin.
Von der Fotografie kommend widmet sie sich seit Mitte der 1990er Jahre der Filmkunst, wobei die Künstlerin sich in ihrer Arbeit insbesondere mit der Lage von Frauen in der muslimischen Welt auseinandersetzt.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Shirin Neshat wurde 1957 als Tochter eines angesehenen Arztes geboren. Ihre Mutter war für ihre Erziehung und die ihrer Brüder sowie für den Haushalt zuständig. Die Familie gehörte zur gehobenen Mittelschicht.
Sie wuchs in einem westlich orientierten Haushalt auf und besuchte ein katholisches Internat in Teheran. Ihr Vater vertrat eine fortschrittlichere Meinung zur gesellschaftlichen Rolle der Frau, als es in dieser Zeit in den meisten Familien üblich war.
Als Shirin 1975 das Internat verließ, ermöglichte ihr Vater, dass sie mit 17 Jahren ebenso wie ihre Brüder das College besuchen konnte. Um Kunst zu studieren, verließ sie 1979 den Iran und ging in die USA, während Ayatollah Khomeini durch die iranische Revolution an die Macht kam. Durch die Folgen der Revolution verloren die Eltern Shirin Neshats ihren bisherigen Status. Ein Jahr nachdem sie den Iran verlassen hatte, zog Shirin nach San Francisco, um dort am Domician College zu studieren. Danach schrieb sie sich bei der Universität von California in Berkeley ein, wo sie den Bachelor, den Master of Arts in Darstellender Kunst und den Master of Fine Arts im Bereich Freie Kunst erhielt. Nach ihrem Abschluss ging sie zurück nach New York, heiratete dort Kyong Park und bekam einen Sohn. Sie arbeitete für die Organisation „Storefront of Art and Architecture“ in Manhattan, welche ihr Mann gegründet hatte.
1990, ein Jahr nach Khomeinis Tod, kehrte Neshat nach elf Jahren in den USA in den Iran zurück. Die Zustände, die sie dort vorfand, der Zwiespalt, in dem sie sich nun befand im Hinblick auf die Gegensätze zwischen dem Iran vor und nach der Revolution, regten sie an, die Fotoserie „Women of Allah“ zu schaffen, somit begann der erste Teil ihrer Arbeit als Künstlerin. Insgesamt lässt sich ihre Schaffenszeit in drei Abschnitte aufteilen. Bis 1996 hat sie den Iran noch regelmäßig besucht, nach einem unangenehmen Zusammenstoß mit einem iranischen Politiker am Teheraner Flughafen verließ sie den Iran jedoch endgültig.
Da sie die Fotoarbeit nach einiger Zeit nicht mehr befriedigte, widmete sie sich wenige Jahre später der Film- und Videokunst. Die meisten Videofilme, die diesem zweiten Abschnitt ihrer Arbeit zuzuteilen sind, entstanden zwischen 1997 und 2001. Zu diesem Zeitpunkt begann sie sich auch in Bezug westlicher Wertvorstellungen politisch zu öffnen und diese zu hinterfragen. Sie hatte sich bei ihren vorherigen Werken vorrangig auf den Islam bezogen. 1996 schuf sie ihr erstes Video „Anchorage“, welches die Themen ihrer Reihe „Women of Allah“ nochmals aufgriff. Es folgten weitere Videos, die parallel an zwei sich gegenüberliegende Wände gestrahlt wurden, sowie die Filmtrilogie „Turbulent“ (1998), „Rapture“ (1999) und „Fevor“ (2000).
Im Jahre 1999 gewann sie den Internationalen Preis der 48. Biennale von Venedig mit „Turbulent“ und „Rapture“. Zwei Jahre später begann ihre Zusammenarbeit mit der Sängerin Sussan Deyhim, einer Komponistin, Sängerin und Performancekünstlerin, die zwei Jahre lang an der Front der experimentellen Musik tätig war. Deyhim kombinierte Gesangstechnik mit digitaler Bearbeitung und dem fernöstlichen Musikstil, um Anteile von Osten und Westen in ihrer Musik zu vereinen. In dieser Phase der Zusammenarbeit entstand das Video „Logic of the Birds“, das von RoseLee Goldberg, einer angesehenen Kunsthistorikern und ehemaligen Direktorin der Royal College of Art Gallery, produziert wurde und zum dritten Teilabschnitt ihres Schaffensprozesses zählt. Sie verarbeitete nun auch ihre Gefühle und Ängste, als Iranerin nach dem 11. September in den USA zu leben. Dieses Video feierte seine Erstaufführung beim „Lincoln Center Summer Festival“ im Jahre 2002, und wurde später auch in Minneapolis und London vorgeführt. 2005 entstand ihr Werk „Zarin“.
2009 erhielt Neshat für ihren Spielfilm Women Without Men (Zanān bedun-e mardān) eine Einladung in den Wettbewerb der 66. Filmfestspiele von Venedig und wurde mit dem Regiepreis geehrt.[1]
Shirin Neshat lebt und arbeitet in New York City.
Werke
- Turbulent, 1998. Zwei-Kanal-Video/Audio Installation
- Rapture, 1999. Zwei-Kanal-Video/Audio Installation
- Fervor, 1999. Zwei-Kanal-Video/Audio Installation
- Passage, 2001. Ein-Kanal-Video/Audio Installation
- Logic of the Birds, 2002. Multimedia Performance.
- The Last Word, 2003. Ein-Kanal-Video/Audio Installation
- Mahdokht, 2004. Drei-Kanal-Video/Audio Installation
- Zarin, 2005. Ein-Kanal-Video/Audio Installation
- Women without Men, 2008. Fünf Videoinstallationen
Filmografie
- 2009: Women Without Men (Zanan bedun-e mardan)
Weblinks
Commons: Shirin Neshat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Bilder und kurzer Lebenslauf
- Artikel im Guardian (07/2000)
- Artikel im Guardian (10/2002)
- Text aus Ausstellungskatalog Berlin 2005
- Artikel im Spiegel von 2003 anlässlich der Honorarprofessur in Berlin
- Video-Interview über Kunst und Macht bei Cine-fils.com
- Shirin Neshat in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Materialien von und über Shirin Neshat im documenta-Archiv
Literatur
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Official Awards bei labiennale.org, 12. September 2009 (aufgerufen am 12. September 2009)
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