Siebelfähre

Siebelfähre
Zum Artillerieträger umgebaute Siebelfähre

Die Siebelfähren waren provisorische Landungsboote der deutschen Wehrmacht, die während des Zweiten Weltkrieges im Rahmen des Unternehmens Seelöwe eingesetzt werden sollten.

Namensgeber war der Flugzeug-Ingenieur und Luftwaffen-Oberst Wilhelm Siebel (1891–1954), der die Idee hatte, Pontons und Pionierbrücken mit Plattformen und Flugzeugmotoren zu bestücken, um so die dringend benötigte Transportkapazität für die geplante Invasion Englands zu schaffen.

Die Fähren wurden mit zwei Maschinen sowie bis zu drei BMW-Flugzeugmotoren mit Propeller angetrieben. Bei späteren Modellen wurde auf die Ausstattung mit Flugzeugmotoren verzichtet. Von ursprünglich 400 geplanten Einheiten wurden etwa 200 Schiffe fertiggestellt, die sich in Aufgabe und Ausstattung zum Teil deutlich unterschieden. Neben dem Transportfahrzeug gab es so auch Varianten, die der Landungsunterstützung und der Flugabwehr dienten (Kampffähre).

Nachdem das Unternehmen Seelöwe aufgegeben wurde, kamen die Siebelfähren auf vielen Kriegsschauplätzen, unter anderem im Schwarzen Meer und im Mittelmeer, zum Einsatz. Durch ihren modularen Aufbau konnten sie schnell, auch über den Landweg, in die jeweiligen Kampfgebiete transportiert werden. Besonders bei Operationen im Mittelmeer fanden die Fähren neben Transport- und Minenlege-Aufgaben auch in ihrer ursprünglichen Funktion als Landungsfahrzeuge Verwendung.

Nach den Krieg wurden erhaltene Siebelfähren in vielen Ländern als Transporter und Fähren eingesetzt. Noch bis in die 1960er Jahre versahen drei Siebelfähren auf dem Rhein bei Bonn und Nierstein den Fährdienst.

Außerdem kann man zu einer, in der Bucht Zavratnica, Kroatien, am 25. August 1944 versenkte Siebelfähre, die nur wenige Meter unter dem Wasser liegt, hinuntertauchen. Die Fähre, vermutlich eine Siebelfähre 43, wurde von britischen Jagdbombern versenkt.

Versionen

Die Siebelfähren wurden in verschiedenen Ausführungen gebaut:

Siebelfähre 40

  • Verdrängung: 130 t
  • Länge: 21,6 m
  • Breite: 13,9 m
  • Tiefgang: 1,2 m
  • Kapazität: 150 Mann
  • Antrieb: 2x 75 PS, 3 x BMW-Flugzeugmotoren 300 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 6,5 kn

Siebelfähre 41

  • Verdrängung: 130 t
  • Länge: 24,3 m
  • Breite: 13,9 m
  • Tiefgang: 1,2 m
  • Kapazität: 250 Mann
  • Antrieb: 1 BMW-6-Motor, 210 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 6,5 kn

Siebelfähre 43

  • Verdrängung: 143 t
  • Länge: 32,0 m
  • Breite: 14,7 m
  • Tiefgang: 1,75 m
  • Kapazität: 169 t
  • Antrieb: 2x 280 PS, BMW
  • Höchstgeschwindigkeit: 5,4 kn

Siebelfähre 44

  • Verdrängung: 130 t
  • Länge: 26,0 m
  • Breite: 13,7 m
  • Tiefgang: 0,9 m
  • Kapazität: 169 t
  • Antrieb: 2x 280 PS, BMW
  • Höchstgeschwindigkeit: 7,4 kn

Siehe auch

Weblinks


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