Sieben künische Dörfer

Sieben künische Dörfer
Wappen der Sieben Künischen Dörfer

Die Sieben Künischen Dörfer liegen im südlichen Bayerischen Wald zwischen Passau und dem Dreiländereck Tschechien, Österreich und Deutschland. Es handelt sich um die Ortschaften Wollaberg, Heindlschlag, Hintereben, Jandelsbrunn, Rosenberg, Aßberg und Grund.

Künisch (= königlich) wurden diese Dörfer genannt, weil sie von 1506 bis 1765 im Besitz der Habsburger waren, die in jener Zeit die böhmische Königswürde bekleideten. Die ersten urkundlichen Erwähnungen finden sich Mitte des 15. Jahrhunderts, die Dörfer sind nach neueren Forschungen jedoch älter. Die Sieben Künischen Dörfer gehörten zur Herrschaft Rannariedl. Diese wurde am 15. November 1487 auf Wiederkauf vom Passauer Bischof Friedrich von Öttingen an Georg den Reichen verkauft. Georg hatte Friedrich das Bistum verschafft; der Bischof hatte sich bei ihm erheblich verschuldet. Für den Verkauf musste eigens eine päpstliche Bewilligung eingeholt werden. Als Georg der Reiche 1503 starb und um sein Erbe der Landshuter Erbfolgekrieg entbrannte, stellte sich der deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. auf Seiten Herzog Albrechts von München unter der Bedingung, dafür u.a. auch Schloss und Herrschaft Rannariedl zu erhalten. Durch den Ausgang des Kriegs fiel Rannariedl mit seinen Untertanen in den Sieben Künischen Dörfern an die Habsburger.
Die Habsburger stellten den Anspruch, nicht nur Grundeigentümer, sondern auch volle Landesherren zu sein, und beriefen sich dabei auf das gefälschte Privilegium maius, eine angebliche Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossas aus dem Jahre 1156. Somit schob sich ein breiter Teil österreichischen Landes in das passauische Fürstentum. In der folgenden Zeit entwickelte sich in der Bevölkerung eine Unterscheidung zwischen "künisch" und "bistumisch".
1765 kaufte der Passauer Bischof Leopold Ernst von Firmian die Sieben Künischen Dörfer von Österreich für 137.787 Gulden zurück. Rannariedl und Falkenstein blieben jedoch unter der Herrschaft der Habsburger. Dieser Rückkaufvertrag hatte gravierende Folgen für das Bistum Passau: Kaiser Joseph II. erreichte es, dass nach dem Tod des Bischofs Firmian der in Österreich liegende Teil der Diözese Passau von der Mutterkirche getrennt wurde. Neue, österreichische Diözesen wurden gegründet; Joseph ließ die passauischen Besitzungen in Österreich beschlagnahmen, um sie materiell auszustatten. Er berief sich dabei auf den Vertrag von 1765.

Die Sieben künischen Dörfer sind nicht zu verwechseln mit den Künischen Freibauern in Böhmen.

Literatur

  • Die Sieben Künischen Dörfer um Wollaberg, Friedl Härtl

Weblinks

"6. Das Pfleggericht Jandelsbrunn; Die Herrschaft Rannariedl im ausgehenden Mittelalter; Zugehörungen", in: Ludwig Veit, Passau: Das Hochstift. Historischer Atlas von Bayern. Kallmünz: Laßleben 1978, S. 265 f.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sieben künischen Dörfer — Wappen der Sieben Künischen Dörfer Die Sieben Künischen Dörfer liegen im südlichen Bayerischen Wald zwischen Passau und dem Dreiländereck Tschechien, Österreich und Deutschland. Es handelt sich um die Ortschaften Wollaberg, Heindlschlag,… …   Deutsch Wikipedia

  • Künische Dörfer — Wappen der Sieben Künischen Dörfer Die Sieben Künischen Dörfer liegen im südlichen Bayerischen Wald zwischen Passau und dem Dreiländereck Tschechien, Österreich und Deutschland. Es handelt sich um die Ortschaften Wollaberg, Heindlschlag,… …   Deutsch Wikipedia

  • Sieben Dörfer — bezeichnet: Sieben künische Dörfer im Bayerischen Wald Sieben (freie) Dörfer bei Münchberg Sieben Dörfer von La Taha in Spanien Sieben Dörfer bei den Schebaa Farmen an der Grenze zwischen dem Libanon, Israel und Syrien Siehe auch: Dörfer 7 Dörfer …   Deutsch Wikipedia

  • Künische Freibauern — Die Künischen Freibauern siedelten sich im 14. Jahrhundert, möglicherweise schon seit dem 11. Jahrhundert im Künischen Gebirge an, waren dem König und Kaiser untertan, kultivierten die Wildnis und sicherten die Grenzen. Das Gebiet der Künischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Rannariedl — p3 Schloss Rannariedl Schloss Rannariedl von Süden Alternativname(n): Rannariegl …   Deutsch Wikipedia

  • Rannariedl — p3 Schloss Rannariedl Schloss Rannariedl von Süden Alternativname(n): Rannariegl …   Deutsch Wikipedia

  • Grund (Niederbayern) — Grund ist ein Ortsteil der Gemeinde Jandelsbrunn im niederbayerischen Landkreis Freyung Grafenau. Grund gehört zu den sogenannten Sieben Künischen Dörfern, die wegen ihrer 260 jährigen Zugehörigkeit zu Österreich und damit zu den Habsburgern… …   Deutsch Wikipedia

  • Hintereben (Niederbayern) — Hintereben ist ein Ortsteil von Jandelsbrunn im niederbayerischen Landkreis Freyung Grafenau. Hintereben gehört zu den sogenannten Sieben Künischen Dörfern, die wegen ihrer 260 jährigen Zugehörigkeit zu Österreich und damit zu den Habsburgern… …   Deutsch Wikipedia

  • Rosenberg (Niederbayern) — Rosenberg ist ein Ortsteil von Jandelsbrunn im niederbayerischen Landkreis Freyung Grafenau. Rosenberg gehört zu den sogenannten Sieben Künischen Dörfern, die wegen ihrer 260 jährigen Zugehörigkeit zu Österreich und damit zu den Habsburgern… …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Falkenstein (an der Ranna) — Burgruine Falkenstein Burg Falkenstein um 1674, Stich von G.M.Vischer Entstehungszeit …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”