Georg (Bayern)

Georg (Bayern)
Herzog Georg der Reiche, Bildnis von Peter Gertner, Öl auf Holz, um 1531/32

Georg der Reiche (* 15. August 1455 in Burghausen; † 1. Dezember 1503 in Ingolstadt) war von 1479 bis zu seinem Tod Herzog von Bayern-Landshut.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Jugend

Georg wurde 1455 als Sohn von Herzog Ludwigs IX. und Amalias von Sachsen geboren und wuchs in der Burg zu Burghausen auf. Seit seiner Ankunft in Landshut im Alter von 13 Jahren wurde er zu Regierungsgeschäften herangezogen. In der Landshuter Hochzeit heiratete er 1475 Hedwig, die Tochter des polnischen Königs Kasimir IV. und dessen Frau Elisabeth von Habsburg. Schon vor seinem Regierungsantritt baute er das Schloss in Lauingen aus.

Herzog

Am 18. Januar 1479 trat Georg 24-jährig die Nachfolge seines Vaters als Herzog von Bayern-Landshut an. 1485 ließ er wegen Verletzung seines Territoriums ein starkes Heer vor der Reichsstadt Nördlingen aufmarschieren, dessen Abzug sie teuer bezahlen musste.

Er bemühte sich in den nächsten Jahren intensiv um den Erwerb von Ländereien in Vorderösterreich. 1486 kaufte er von Sigmund von Tirol für 52.011 Gulden die an den Bischof von Augsburg verpfändete Markgrafschaft Burgau einschließlich Günzburg. 1487 kaufte er zusammen mit seinem Vetter Albrecht IV. von Bayern-München für 50.000 Gulden von Herzog Sigmund für 10 Jahre die Verwaltung der vorderen Lande Tirols. Dies missfiel jedoch Kaiser Friedrich III. Gegen die Expansionsbestrebungen der beiden Wittelsbacher rief er den Schwäbischen Bund ins Leben. 1489 musste Georg als Preis für den Friedensschluss mit dem Kaiser nicht nur 36.000 Gulden bezahlen, sondern auch auf die Markgrafschaft Burgau verzichten. Am 10. Juli 1489 schloss er auch Frieden mit dem Schwäbischen Bund und trennte sich von Albrecht.

Georgs Kanzler war der gelehrte Altöttinger Propst Friedrich Mauerkircher, der spätere Bischof von Passau. Nach dessen Tod 1485 wurde Wolfgang Kolberger der wichtigste Berater des Herzogs. Mit seiner Hilfe setzte er das römische Recht in seinem Reich durch. 1491 veränderte er die von seinem Vater geschaffene Landesordnung, worüber sich die Ritterschaft 1497 beschwerte, weil das bisher geltende Landrecht dadurch weitgehend aufgehoben wurde. Dennoch folgten 1501 weitere Reformen.

Er war eine wichtige Stütze Kaiser Maximilians, dem er bei seinen Feldzügen in Schwaben, der Schweiz, Geldern und Ungarn beistand. Die Burg zu Burghausen ließ er ausbauen.

Nachfolgefrage

Entgegen den Wittelsbacher Hausverträgen, die eine gegenseitige Erbfolge beim Fehlen von männlichen Nachkommen vorsahen, vererbte er am 19. September 1496 sein Herzogtum testamentarisch an seine Tochter Elisabeth.

Trotz Geheimhaltung erfuhr Albrecht von diesem Vertragsbruch. Georg bezichtigte seinen Kanzler Kolberger des Verrats und ließ ihn 1502 einkerkern. Georg zog sich mit seinem Verhalten nicht nur die Gegnerschaft Albrechts und der meisten Reichsfürsten, sondern auch des Kaisers zu.

Davon unbeeindruckt traf er ebenso wie seine Gegner Kriegsvorbereitungen. Im Herbst 1503 brach er zu einem Badaufenthalt in das württembergische Wildbad auf, musste aber in Lauingen umkehren und kehrte nach Ingolstadt zurück. Seinen Pfälzer Schwiegersohn Ruprecht setzte er auf dem Totenbett als Statthalter ein und übergab ihm vorzeitig die Burgen in Landshut und Burghausen. Am 25. November bestellte er sämtliche Landstände für den 10. Dezember nach Landshut.

Er starb am 1. Dezember 1503 in Ingolstadt, ohne einen legitimen männlichen Erben zu hinterlassen, und wurde im Kloster Seligenthal bestattet. Da seine Tochter und sein Schwiegersohn seinen Kurs fortsetzten, kam es zum Landshuter Erbfolgekrieg (1504/1505), bei dem weite Teile Bayerns verheert wurden.

Nachkommen

Herzog Georg heiratete am 14. November 1475 in Landshut Prinzessin Hedwig von Polen (1457–1502). Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor:

Literatur

  • Helga Czerny: Der Tod der bayerischen Herzöge im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit 1347–1579. Vorbereitungen – Sterben – Trauerfeierlichkeiten – Grablegen – Memoria. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-10742-7, S. 167–185 (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, Band 146; zugleich Dissertation, Universität München 2004).
  • Sebastian Hiereth: Georg der Reiche, Herzog von Bayern-Landshut. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 199 f.
  • Reinhard Stauber: Georg der Reiche. Vom Sterben und Leben eines Herzogs. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern. Band 129/130, 2003/04, S. 93-108.
  • Reinhard Stauber: Herzog Georg von Bayern-Landshut und seine Reichspolitik. Möglichkeiten und Grenzen reichsfürstlicher Politik im wittelsbach-habsburgischen Spannungsfeld zwischen 1470 und 1505. Lassleben, Kallmünz 1993 (zugleich Dissertation, Universität München 1990).
  • Sigmund von RiezlerGeorg der Reiche, Herzog von Bayern-Landshut. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 600–602.

Weblinks



Vorgänger Amt Nachfolger
Ludwig IX. Herzog von Bayern-Landshut
1479–1503
Albrecht IV.

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