Siedlungswasserwirtschaft

Siedlungswasserwirtschaft

Die Siedlungswasserwirtschaft organisiert den Umgang mit Trinkwasser, Betriebswasser, Abwasser und Niederschlagswasser im Umfeld von Siedlungen. Sie ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz von ihrer Wissensbasis her überwiegend dem Bauingenieurwesen zugeordnet.

Inhaltsverzeichnis

Wasserver- und -entsorgung

Die Trink- und Brauchwasserversorgung untergliedert sich technisch in die Wassergewinnung, die Wasseraufbereitung, die Wasserspeicherung, die Wasserförderung und die Wasserverteilung.

Die Abwasserentsorgung untergliedert sich in die Abwasserableitung, die Abwasserbehandlung und auch die Klärschlammbehandlung.

Herkömmlich waren der Frischwasser- und der Abwasserbereich voneinander getrennt. Zunehmend wird, auch bedingt durch die Weiterentwicklung in der Aufbereitungstechnologie (vgl. Nanofiltration) und die Diskussion um Ecosan-Systeme erkannt, dass auch aufbereitetes Abwasser eine Wasserressource, insbesondere für die Verwendung als Betriebswasser, sein kann.

Regenwasserbewirtschaftung

Die Regenwasserbewirtschaftung war lange Zeit das umstrittenste Teilgebiet der Siedlungswasserwirtschaft. Regen fällt selbst in Mitteleuropa in sehr unregelmäßigen Zeitabständen und Mengen an. Das führt regelmäßig zu Überschwemmungen. Während die Natur sich jedoch über Jahrtausende, bzw. Jahrmillionen hinweg auf die Unregelmäßigkeit von Regenfällen einstellen konnte, kam, insbesondere dem modernen Menschen, diese Muße immer mehr abhanden.

Um den Betrieb von Wohn- und Produktionsstätten, wie auch der Verkehrswege möglichst selten durch Niederschläge beeinträchtigen zu lassen, wurden aufwendige Niederschlagsentwässerungsanlagen errichtet. Diese Vorgehensweise ist jedoch nicht nur kostspielig, sondern führt auch dazu, dass Regenwasser schneller und in größeren Mengen in die Vorfluter gelangt und führt bei den Unterliegern zu einem Anstieg der Hochwassergefahr.

Eine bewährte Gegenmaßnahme zur großflächigen Flächenversiegelung der letzten Jahrzehnte ist die Entsiegelung. Darunter versteht man den Verzicht auf die Ableitung von Regenwasser, das stattdessen an Ort und Stelle versickert wird. Diese ökologisch wie ökonomisch gleichermaßen vorteilhafte Strategie bietet die größten Vorteile im Rahmen von Neubaumaßnahmen und setzt einen wasserdurchlässigen Untergrund und einen hinreichenden Abstand zum Grundwasserspiegel voraus.

Organisation, Preisfindung und Wirtschaftlichkeit

Siehe für Deutschland den Hauptartikel: Siedlungswasserwirtschaft in Deutschland

Über 90 Prozent der Trinkwasser- und Abwasserunternehmen weltweit sind in öffentlichem Eigentum. In den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts fand eine Welle der Beteiligung der Privatwirtschaft in der Siedlungswasserwirtschaft statt, beginnend in England und danach auf zahlreiche Entwicklungsländer übergreifend. Inzwischen ist diese Welle weitgehend abgeflacht. Die Beteiligung der Privatwirtschaft hat Vor- und Nachteile.

Der Theorie nach können Privateigentum und Marktwirtschaft für mehr Effizienz bei der Güterherstellung sorgen, also für mehr Nutzen bei weniger Aufwand. Problematisch ist jedoch, dass Wirtschaftsgüter, deren Bereitstellung auf der Nutzung einer kostspieligen Netzinfrastruktur beruht, ein natürliches Monopol darstellen. Ein in der Siedlungswasserwirtschaft tätiges Unternehmen könnte daher theoretisch bei fehlender staatlicher Kontrolle seinen Profit dank fehlender Konkurrenz durch Monopolpreise maximieren. Tatsächlich liegen Wasser- und Abwassergebühren weltweit aufgrund von Subventionen in den meisten Ländern unter den Produktionskosten, vor allem in Entwicklungsländern.

Die ökonomische Regulierung von Monopolbetrieben durch unabhängige Regulierungsbehörden wird in England und Wales praktiziert um die Produktionskosten auf effizientem Niveau und den Unternehmensgewinn auf dem Branchenrisiko angemessenem Niveau zu halten. Dort werden Preisanpassungen beispielsweise für Fünfjahreszeiträume von der Regulierungsbehörde OFWAT vorgegeben.

siehe auch


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