- Flächenversiegelung
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Flächenversiegelung oder Bodenversiegelung bezeichnet das Bedecken des natürlichen Bodens durch Bauwerke des Menschen. Von Flächenversiegelung wird deshalb gesprochen, weil in den Boden kein Niederschlag mehr eindringen kann und so viele der dort normalerweise ablaufenden Prozesse gestoppt werden. Zur Versiegelung werden auch nicht sichtbare Bauwerke unter der Erdoberfläche gezählt, wie z. B. Leitungen, Kanäle, Fundamente sowie stark verdichtete Böden.
Inhaltsverzeichnis
Problematik
Bodenversiegelung wirkt sehr negativ auf den natürlichen Wasserhaushalt, da der Boden nicht mehr als Puffer dient. Der oberflächliche Abfluss wird gesteigert und die Grundwasserspende verringert. Dadurch entstehen Trinkwassermangel, vermehrte Dürreschäden und stärkere Hochwasser. Die Grundwasserbelastung und Stoffkonzentration steigt, da bei punktueller Versickerung des Niederschlages weniger Nähr- und Schadstoffe im Boden gefiltert werden können.
Besonders negativ können sich „unterirdische Versiegelungen” auswirken, wie Tunnelbauten oder besonders tiefe Keller, die das Strömungsverhalten des Grundwassers besonders in Hanglagen negativ beeinflussen.
Primär werden durch den Bau von Straßen, asphaltierten Wegen und Plätzen, Häusern, Gewerbe- und Industrieanlagen freie Flächen in so großem Umfang versiegelt, dass Oberflächenwasser (Regenwasser) nicht mehr versickern kann und der natürliche Wasserkreislauf empfindlich gestört wird.
Sehr weit vorangeschritten ist die Bodenversiegelung in Städten und den umliegenden Agglomerationsräumen. Vor allem in der Innenstadt hat meist nur noch ein geringer Anteil des Erdbodens direkten Kontakt zur Luft. Allerdings treibt die Zersiedelung, als Folge der Suburbanisierung, die Bodenversiegelung immer weiter in noch unbebaute Bereiche hinein. Ein Hauptgrund für die wachsende Bodenversiegelung ist der Ausbau von Gewerbegebieten und Verkehrsanlagen wie Straßen und Flughäfen.
Die Flächenversiegelung stellt in dicht besiedelten Gebieten der industrialisierten Länder eines der drängendsten ökologischen Grundprobleme dar, weil z. B. die im Boden befindlichen Lebewesen nicht mehr zur Erdoberfläche vordringen können.
Zum anderen vermischen sich die Konsequenzen der Versiegelung mit denen von Landschaftsverbrauch und Flächenverbrauch. Gerade der Straßenbau verhindert durch die Parzellierung der Landschaft die freie Beweglichkeit von terrestrischen Lebewesen, wodurch sie von Futterquellen, Brut- oder Laichplätzen abgeschnitten werden und genetische Verarmung durch erzwungene Inzucht eintritt. Ebenso wird auch die Ausbreitung der natürlichen Flora durch Versiegelung verhindert. Die einzelnen Ursachen sind in ihren Konsequenzen nicht immer zu trennen.
Ein weiteres Problem der Versiegelung ist, dass die überwiegend dunklen versiegelten Flächen (Asphalt) sehr viel Wärme absorbieren. So kommt es im Sommer zu einer starken Erwärmung der Stadt.
Gegenmaßnahmen
Um der Versiegelung entgegenzuwirken arbeitet der Bund mit den Instrumenten der Raumordnung und Stadtplanung. Das Raumordnungsgesetz und der Flächennutzungsplan schreiben die Flächen vor, welche bebaut werden dürfen.
Bei unumgänglichen Baumaßnahmen mit großer Flächenversiegelung sollten ökologische Ausgleichsflächen geschaffen werden. Eingriffe in Natur und Landschaft kann man so an anderer Stelle kompensieren. Dabei werden Feldrandhecken und Magerrasenflächen angepflanzt, Feuchtflächen angelegt und Bäche renaturiert. Diese Biotope sind aus Naturschutzsicht sehr wertvoll, da sie sehr artenreich sind.[1]
Tatsächlich versiegelte Flächen
Die Erhebung der tatsächlichen überbauten Fläche ist sehr schwierig. Seitens der Statistischen Ämter wird die Flächenversiegelung nicht erhoben. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und das Umweltbundesamt schätzen, dass etwa 50 % der Siedlungs- und Verkehrsfläche der Bundesrepublik Deutschland versiegelt sind. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche wiederum wird von den Statistischen Ämtern in der Statistik tatsächlicher Flächennutzung erhoben. Zur Siedlungs- und Verkehrsfläche gehören:
- Gebäude und gebäudebezogene Flächen für Nutzungen wie Wohnen, Handel, Dienstleistungen, Gewerbe, Industrie und Entsorgung,
- Erholungsflächen (Sportplätze, Campingplätze, innerörtliche Grünflächen),
- Verkehrsflächen: Straßen, Wege, Plätze, Bahngelände, Flughäfen,
- Betriebsflächen ohne Abbauland (Halden, Lager …) und
- Friedhöfe.
Diese Flächen umfassen insgesamt ungefähr 12,5 % der Bodenfläche Deutschlands, von denen wiederum nach oben genannter Schätzung 50 % versiegelt sind. Dazu kommen aber weitere versiegelte Flächen, die nicht in der Siedlungs- und Verkehrsfläche enthalten sind (beispielsweise forst- oder landwirtschaftliche Gebäude).
Ein weit verbreiteter Irrtum ist die Gleichsetzung der Siedlungs- und Verkehrsfläche mit versiegelter Fläche. Beispielsweise enthalten die „Gebäude und Freiflächen” nicht nur versiegelte Flächen, sondern auch Hausgärten. Zur genauen Erhebung der versiegelten Flächen hat sich bisher keine Methode allgemein durchgesetzt. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass der tägliche Flächenverbrauch von ca. 125 Hektar nicht aussagt, dass täglich 125 Hektar Fläche versiegelt werden, sondern, das täglich 125 Hektar landwirtschaftlicher oder natürlich geprägter Fläche in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt werden. Infolge dieser Umwandlung kommt es zu Versiegelung unterschiedlichen Ausmaßes.
Einzelnachweise
Weblinks
- www.umweltdaten.de – Hintergrundpapier Flächenverbrauch (UBA, Juli 2004; PDF-Datei; 215 kB)
- www.corine.dfd.dlr.de – Das CORINE-Projekt zur Messung der Landnutzung
- Feldrandhecke selbst anlegen
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