- Sig-Rune
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Siegrune hieß eine als magisches Zeichen gebrauchte Rune.
Inhaltsverzeichnis
Schreibzeichen
Das Zeichen ähnelt der sechzehnten Rune des „älteren Futhark“ und der zwölften Rune des aus 16 Runen bestehende „jungere Futhark“. Die Form der Rune entspricht einem lateinischen S, umgeformt in zwei gerade Striche. Das Zeichen stand für den Konsonanten S.
Magisches Zeichen
Ebenso wie alle anderen Runen kann das Zeichen auch symbolisch oder magisch verwendet werden. Belege aus germanischer Zeit wären beizubringen. Für spätere esoterische Ariosophen bietet sich in Anlehnung an römisches Vorbild die Assoziation mit der Sonne als der kosmisch ewig siegreichen Macht an. So wird das Zeichen zum Sinnbild unerschütterlichen Glaubens an den eigenen Endsieg.
Name der Rune „Sig“ oder „Sieg“?
Anfang des 20. Jahrhunderts erschien dem esoterischen und „völkischen“ Autor Guido von List in einem Traum ein neues Runenalphabet, das er das „Armanenfuthark“ nannte. Dieses Alphabet widersprach den wissenschaftlich fundierten Kenntnissen über die Runen und war ein reines Phantasieprodukt. Diese so von ihm festgelegten Runen belegte er mit Namen. Unter anderem erhielt die betreffende „S“-Rune, die wissenschaftlich gesehen als „Sowilo“, "Sol", oder "Sonne" belegt ist, den neuen Namen „Sig“. Seiner Phantasie freien Lauf lassend, assoziierte von List die Rune jedoch auch mit zahlreichen anderen Begriffen: „sol“, „sal“, „sul“, „sig“, „sigi“, „Sonne“, „Heil“, „Sieg“, „Säule“, „Schule“ u.s.w. waren die von ihm gewählten Deutungsmöglichkeiten seiner Rune. Des Weiteren erklärte von List zum Bedeutungsinhalt folgendes:
„sal und sig“ ! - („Heil und Sieg !“) - Dieser vieltausendjährige urarische Gruß- und Kampfruf, (...), ist in der „Sig-Rune“ (Siegrune), dem elften Zeichen des Futharks zum Symbol geworden: „Der Schöpfergeist muß siegen“ !. [1]
Die Bezeichnung „Sig“ für die Rune setzte sich fortan in „völkischen“ Kreisen durch, wobei immer mehr die Namensinterpretation auf die Bedeutung „Sieg“ gelegt wurde, was auch in Übereinstimmung mit den meist offensichtlich auf reinen Klangassoziationen beruhenden Namensgebungen des „Armanenfuthark“-Alphabets war[2]. Insbesondere auch Heinrich Himmlers persönlicher Okkultist Karl Maria Wiligut übernahm die Runenbezeichnung „Sig“, obwohl er von Lists „Armanenfuthark“ ablehnte und ein eigenes Alphabet mit dem Namen „Wiligutrunen“ erfand. Erst in der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Name „Sig“ durch die Bezeichnung „Sieg“ ersetzt, da dieser Name im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie wesentlich passender erschien und den ohnehin schon erfolgten Bedeutungswandel bekräftigte.[3]
Politisches Zeichen
In der Zeit des Nationalsozialismus war die einfache Siegrune das Emblem des Deutschen Jungvolks in der Hitler-Jugend. Die aus der Sturmabteilung ausgegliederte Schutzstaffel (SS) der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, wurde zunächst mit den Anfangsbuchstaben SS bezeichnet, später schrieb und druckte man diese zwei Buchstaben stets in Runenform. Manche Schreibmaschinen jener Zeit hatten eine Sondertype für das gezackte SS. In ihrer endgültigen Form wurden die Siegrunen der SS im Jahre 1929 nach einem Entwurf des arbeitslosen Grafikers Walter Heck eingeführt[4]. Durch ihre geschickte Proportionierung sollten sie offenbar einen Ausdruck von Dynamik sowie Bedrohlichkeit erwecken. Von der SS wurde die doppelte Siegrune als Symbol auf ihrer so genannten „Hausfahne“ sowie auf Kraftwagen-Standern verwendet. Ferner fand man sie auf Kragenspiegeln und Stahlhelmen der Waffen-SS.
Nächst dem Hakenkreuz ist die Siegrune das Symbol, welches am deutlichsten auf nationalsozialistische Vorstellungen oder Absichten hinweist. Nach dem deutschen Strafgesetzbuch ist die Verwendung dieses Zeichens strafbar. Mit geringfügigen Änderungen der graphischen Ausformung versuchen Gestalter einschlägiger CD-Cover und Aufnäher das Verbot zu unterlaufen. Außerhalb der Bundesrepublik Deutschland aktive Neonazis benutzen das Zeichen weiterhin sehr offen.
Quellen
- ↑ Guido von List: Das Geheimnis der Runen, Wien, 1908, S. 14
- ↑ Karlheinz Weißmann: Schwarze Fahnen, Runenzeichen, Düsseldorf 1991, S. 51
- ↑ Alois Friedel: Die politische Symbolik in der Weimarer Republik, Marburg 1956, S.139
- ↑ Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt, Bd. 5, Berlin 1986, S. 134
Weblinks
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