Silberstiftzeichnung

Silberstiftzeichnung

Ein Silberstift ist ein Zeichenstift ähnlich dem Bleistift aus Silber. Im 15. Jahrhundert war die Blütezeit der Silberstiftzeichnung. Aber auch heute wird der Silberstift von Künstlern benutzt. In den meisten Fällen wurde der Silberstift durch den Bleistift ersetzt.

Burg Weinsberg 1515, von Hans Baldung Grien mit Silberstift gezeichnet.
Das Aachener Rathaus 1520, Zeichnung von Albrecht Dürer

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Silberstift wurde für Zeichnungen, aber auch zum Vorzeichnen von Gemälden benutzt.

Er ist bereits unter den Metallstiften in der römischen Antike bekannt und war das ganze Mittelalter hindurch verbreitetes Zeichenmittel. Cennino Cennini erwähnt um 1400 den Silberstift in seinen Malanleitungen. Der Stift entwickelt sich mit der ausgehenden Gotik und dem Beginn der Frührenaissance zu dem eigentlichen Mittel der autonomen Zeichnung, d. h. die Zeichnung wird selbst zum Kunstwerk und ist nicht mehr Hilfsmittel und Vorstufe zum eigentlichen Werk. Ihren Höhepunkt erlebt die Technik in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Jan van Eyck, Leonardo da Vinci, Hans Holbein, Albrecht Dürer, Hans Baldung und andere haben den Silberstift häufig verwendet. Nach 1500 kommt er mehr und mehr außer Gebrauch, was wohl mit dem Wandel im Stilwollen des 16. Jahrhunderts zusammen hängt. Es tauchen nur noch vereinzelt Werke in dieser Technik auf. Das 19. Jahrhundert entdeckt den Stift im Zuge der Romantik wieder neu und verwendet ihn vorrangig für Bildnisse. Im 20. Jahrhundert regte Joseph Meder 1909 mit dem Büchlein vom Silbersteft die Künstler wieder dazu an, sich mit dem Silberstift zu beschäftigen. Beispiele dafür sind Otto Dix und Franz Lenk.

Alte, erhaltene Silberstifte bestehen meistens aus einem massiven Metallgriffel aus Kupfer oder Bronze, auf den eine kurze runde Silberspitze aufgelötet ist. Sie sind häufig reich verziert und tragen eine Öse am Ende zur Befestigung einer Schnur, damit der wertvolle Stift nicht so leicht verloren geht. Heute wird einfach in einen herkömmlichen Kugelschreiber eine Mine mit einer Silberspitze eingesetzt. Solche Minen gibt es im Künstlerbedarf zu kaufen.

Verfahren

Der Stift selbst ist leicht abgerundet, damit er die Zeichenunterlage nicht zerkratzt. Der Untergrund muss leicht rau sein, damit sich das Silber vom Stift abreibt. Trotzdem sind nur dünne hellgraue Linien möglich. Im Laufe der Zeit dunkeln diese zu einem bräunlichen Farbton durch Bildung von Silbersulfid nach. Silbersulfid ist eigentlich schwarz, sieht aber bei der geringen Menge eher bräunlich aus. Dieses Nachdunkeln wird durch einen schwefelhaltigen Zeichengrund unterstützt.

Als Zeichenunterlage wurde mit Bims angerauhtes Pergament oder beschichtetes Papier verwendet. Die Beschichtung bestand dabei aus Tierknochen, Gips, Kreide und Leimwasser, auch Eidotter wurde zugesetzt. Gips und Eidotter enthalten Schwefel, der für eine bessere und schnellere Dunkelfärbung sorgt als dies nur an Luft möglich wäre. Heute wird als Untergrund ein Anstrich mit Lithopone empfohlen, hier bringt das in der Lithopone enthaltene Zinksulfid den Schwefel mit.

Im Buch von Kurt Wehlte Werkstoffe und Techniken der Malerei sind drei Rezepte für Silberstiftgründe genannt.

Zeichentechnik

Mit dem Silberstift können nur dünne, zarte Linien gezeichnet werden. Eine Flächenfüllung ist nur durch Schraffuren möglich, also ähnlich wie bei Kupferstichen oder Radierungen. Ein einmal gesetzter Strich lässt sich nicht mit einem Radiergummi entfernen. Dazu muss der Streichgrund abgekratzt werden, was aber sichtbar bleibt, oder mit neuem Streichgrund übermalt werden. Am ehesten ist eine Silberstiftzeichnung mit einer Bleistiftzeichnung mit hoher Härte (8H) vergleichbar.

Literatur und Weblinks


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