Albrecht Dürer der Ältere

Albrecht Dürer der Ältere
Bildnis Albrecht Dürers d. Ä. von seinem Sohn Albrecht Dürer 1490 gemalt

Albrecht Dürer der Ältere (ungarisch „Ajtósi Dürer“ Albrecht) (* um 1427 in Ajtós; † vor dem 20. September 1502 in Nürnberg) war ein Goldschmied in Nürnberg.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Ältester Sohn des Goldschmieds Anthoni Dürer und Vater des Malers Albrecht Dürer. Gegen 1427 in Eytas (Ajtós) bei Gyula in Ungarn geboren. Nach einer Goldschmiedelehre bei seinem Vater begab er sich auf eine ausgedehnte Wanderschaft, die ihn bis in die Niederlande und vielleicht sogar bis nach Burgund führte. Auf dem Weg dorthin kam er gegen 1444, mit gerade mal 17 Jahren, zum ersten Mal nach Nürnberg. Es wird angenommen, dass er bei diesem Aufenthalt den Goldschmied Hieronymus Holper kennenlernte und für kurze Zeit als Geselle in dessen Werkstatt tätig war. Hier dürfte er auch den Namen „Dürer“ angenommen haben, der sich von seinem ungarischen Geburtsort ableitet (ajtó = Tür). Der Name „Dürer“ ist also ein Herkunftsname, die Tür findet sich deshalb auch im Wappen seines Sohnes wieder.

Es folgte ein mehrjähriger Aufenthalt in den Niederlanden, wo er laut den Aufzeichnungen seines Sohnes mit vielen bedeutenden niederländischen Goldschmieden Kontakte knüpfte. Aufgrund eines um 1470 bis 1480 angefertigten Doppelpokals im Kunsthistorischen Museum in Wien, der von Heinrich Kohlhaußen versuchsweise Albrecht Dürer d. Ä. zugeschrieben worden ist und burgundische Einflüsse zeigt, wird vermutet, dass ihn seine Reise auch nach Burgund führte und er eventuell Arbeiten für Herzog Philipp III. den Guten ausgeführt hat.

Gegen 1455 kehrte er nach Nürnberg zurück. Er trat nun endgültig in die Werkstatt des Hieronymus Holper ein, der nicht nur sein Gönner, sondern auch sein Freund wurde. Hier war er bis 1467 als Geselle tätig, bevor er sich selbstständig machte und sich im Hinterhaus von Johannes Pirckheimer einmietete, dem Vater des Gelehrten und Humanisten Willibald Pirckheimer, der später auch Dürers Söhne fördern sollte. Am 4. April dieses Jahres erwarb er die Bürgerrechte der Stadt Nürnberg und wurde als Mitarbeiter Holpers am Silberwaagamt und an der Goldschmiedeschau bestätigt. Am 8. Juni 1467 heiratete er die damals gerade 15 Jahre alte Barbara, Tochter des Hieronymus Holper. Er hatte mit ihr zusammen 18 Kinder. Im Folgejahr, am 4. Juni 1468, erteilte ihm die Stadt die Rechte eines Goldschmiedemeisters und er beschloss, sich endgültig dort niederzulassen. Schnell erlangte Albrecht Ruhm und Anerkennung, so dass man ihm am 20. März 1470, zusammen mit dem Goldschmied Nicolaus Rot, zum Münzprobierer der Stadt Nürnberg ernannte. Am 12. Mai 1475 erwarb und bezog er das Haus S 493 an der Ecke zur Oberen Schmiedgasse

In den Folgejahren wurde Albrecht Dürer d. Ä. mit zahlreichen städtischen Aufgaben betraut. Im Jahr 1492 unternahm er eine Reise nach Linz, wo er mit Kaiser Friedrich III. zusammen traf, um diesem nicht näher bezeichnete Goldschmiedearbeiten zu überbringen (Brief Dürers aus Linz an seine Ehefrau erhalten, heute im Germanischen Nationalmuseum). Bereits 1489 hatte er zusammen mit dem Goldschmied Hans Krug d. Ä. für Friedrich zwei Trinkgeschirre angefertigt. 1502 starb Dürer an der Ruhr. Am 20. September wurde er in Nürnberg begraben.

Werke

Obwohl sich Albrecht Dürer d. Ä. als Goldschmied einen großen Namen gemacht hat, lassen sich heute keine seiner Arbeiten mehr mit Sicherheit zuweisen. Die größte Akzeptanz gilt heute dem so genannten „Schlüsselfelder Schiff“ aus dem Besitz der Schlüsselfelderschen Familienstiftung, das sich seit 1875 als Leihgabe im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg befindet. Es wird von einigen Kunstwissenschaftlern als vermutlich letztes Werk des Meisters betrachtet.

Eine weitere erhaltene Arbeit ist vielleicht ein „Doppelpokal“ im Besitz des Kunsthistorischen Museums in Wien, der dem Meister 1931 vom damaligen Direktor des „Germanischen Nationalmuseums“, Heinrich Kohlhaußen, zugeschrieben worden ist. Dabei stützte er sich vermutlich auf eine erhaltene Nachzeichnung von einem ähnlichen, heute verschollenen „Doppelpokal“, der sich in der Sammlung des Kardinals Albrecht von Brandenburg befunden hatte. Da sich diese Zuschreibung nicht bestätigen ließ, fand sie jedoch nur wenig Anerkennung, so dass der sehr schöne Pokal auch weiterhin als Arbeit eines anonymen Nürnberger Meisters von 1470 - 1480 ausgestellt wird. Lange Albrecht Dürer d. J. als Frühwerk zugeschrieben, halten die meisten Forscher die Silberstiftzeichnung „Turnierreiter“ (im Berliner Kupferstichkabinett) heute für ein Werk Albrecht Dürers d. Ä. Es handelt sich um ein Musterbuchblatt – vermutlich Nachzeichnung eines Reitersiegels. Eine spätere Beschriftung „1508 A. d.“ am oberen Rand hatte eine falsche Spur gelegt. Das Entstehungsdatum muss dem Stil nach früher liegen – wohl vor 1480.

Eine große Anzahl weiterer Werke sind durch alte Dokumente belegt, doch lässt sich keines davon heute mehr mit Sicherheit nachweisen. Erwin Panofsky schreibt ihm auch noch zwei Silberstiftzeichnungen zu.

Liste der möglichen erhaltenen Werke

  • Erlangen, Graphische Sammlung der Universität
    • Selbstbildnis. um 1492/1493 (Federzeichnung)
  • Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum
    • Schlüsselfelder Schiff. um 1502/03
  • Wien, Grafische Sammlung Albertina
    • Selbstbildnis. 1486 (die Silberstiftzeichnung galt bis 1957 als Werk des Sohnes Albrecht Dürer, wird aber heute meist als Werk von Albrecht Dürer d. Ä. angesehen)
  • Wien, Kunsthistorisches Museum
    • Doppelpokal. um 1470 – 1480
  • Berlin Kupferstichkabinett
    • Turnierreiter. um 1480

Liste von dokumentarisch belegten Werken

  • Zwei silberne Schildchen für die Musiker von Nürnberg. 1471
  • 24 Pokale aus vergoldetem Silber für die Stadt Nürnberg, davon vier mit Deckel. 1477
  • Mehrteiliges Trinkgeschirr für den Bischof von Posen, Uriel von Gorka. 1486
  • Zwei silberne Trinkgeschirre für den Kaiser Friedrich III. 1489
  • Zwei Monstranzen zur Aufnahme eines Dorns der Dornenkrone Christi und eines Geißelknotens für die Heilig-Geist-Kirche in Nürnberg. 1489/90
  • Doppelpokal aus dem Besitz Albrechts von Brandenburg.

Porträts

Das Erste

Das Bildnis des Albrecht Dürer d. Ä. mit Rosenkranz ist um 1490 von Albrecht Dürer im Alter von nur 19 Jahren gemalt worden und stellt seinen damals 63-jährigen Vater Albrecht Dürer d. Ä. dar. Es befindet sich heute in den Uffizien in Florenz.

Das Porträt ist 47 cm hoch und 39 cm breit, auf Holz gemalt. Es wurde nachträglich (von Dürer?) mit dem Monogramm signiert und auf 1490 datiert. Auf der Rückseite ist das Wappen der Dürer-Holper zu sehen. Das Bild muss vor dem Beginn von Dürers Wanderschaft, die er am 11. April 1490 angetreten hat, entstanden sein. Das Bild ist nicht gut erhalten und weist besonders am Hintergrund Beschädigungen auf.

Das Bild ist ein Brustporträt, das Dürers Vater vor einem dunkelgrünen Hintergrund in leichter Diagonalstellung zeigt. Er ist bekleidet mit einer weiten braunen, mit Pelz gefütterten Jacke, unter der das schwarze Untergewand zu sehen ist. Auf dem Kopf trägt er eine dunkle pelzgefütterte Mütze, aus der das gepflegte, wellige Haar, das kaum ergraut ist, hervorschaut. Er spielt mit einer Art Kette oder Rosenkranz aus korallenfarbenen Kugeln, während sein Blick nachdenklich, fast skeptisch, in die Ferne gerichtet ist.

Das Zweite

Bildnis Albrecht Dürers d. Ä. von seinem Sohn Albrecht Dürer 1497 gemalt

Dieses Bildnis von Albrecht Dürer d. Ä. ist um 1497 von Dürer im Alter von 26 Jahren gemalt worden und stellt seinen damals 70-jährigen Vater dar.

Das Porträt ist 51 cm hoch, 41 cm breit, auf Lindenholz gemalt und auf dem oberen Rand signiert und datiert: 1497 ALBRECHT THURER DER ELTER VND 70 JOR. Von dem Bild existieren mehrere Fassungen, von denen das der National Gallery in London inzwischen als Original angesehen wird, wenn es auch aufgrund eines schlechten Erhaltungszustandes der Beschriftung und des Hintergrundes lange als Kopie bzw. Fälschung angenommen wurde. Weitere Fassungen gibt es im Städel in Frankfurt, in einer englischen Sammlung und in der Alten Pinakothek in München, die als Kopien gelten. Das Bild wurde in einer Radierung von Wenzel Hollar verbreitet.

Es stellt den sichtlich gealterten Vater dar, der mit der gleichen Felljacke bekleidet ist wie auf dem ersten Bild. Er ist vor einem orangefarbenem Hintergrund - die bei näherem Hinsehen wie eine Grundierung wirkt - in repräsentativer Haltung abgebildet. Seine Haltung ist gebeugt, die Spannkraft des 63-Jährigen hat er verloren, Gesicht und Hals sind ausgemergelt, voller Falten, und die ehemals vollen Lippen sind zu schmalen Strichen geworden. Im Gegensatz zu dem älteren Porträt schaut er mit seinem skeptischen Blick den Betrachter an. Aus seiner dunkelbraunen Kappe, deren Rand mit den Ohrenklappen aufgeschlagen ist, schauen die ergrauten, spärlicher gewordenen Haare hervor. Seine Hände hat er bis auf drei Fingerspitzen der linken Hand in den weiten Ärmeln der Pelzjacke geborgen.

In der Komposition und der Farbpalette gleichen sich - abgesehen von dem farblich unterschiedlichen Hintergrund - die beiden Bilder, während in Bezug auf Proportionen und malerische Perfektion - das spätere Bild weist im Gegensatz zum ersten keinerlei Pentimenti auf - das jüngere Bild dem ersten überlegen ist. Beide Bilder zeichnet die eindringliche Erfassung der Persönlichkeit des Dargestellten aus.

Literatur

  • Egon Erwin Kisch: Nachforschungen nach Dürers Ahnen. In: Der rasende Reporter. Neuausgabe. Berlin 1930, S. 189–198
  • Heinrich Kohlhaussen: Nürnberger Goldschmiedekunst des Mittelalters und der Dürerzeit. 1240 bis 1540. Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1968, insbesondere S. 504–531
  • Hans Rupprich: Dürer, Albrecht der Ältere. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 163 f.
  • Kurt Pilz: Der Goldschmied Albrecht Dürer d.Ä. Ein Beitrag zur Identifikation seiner Arbeiten und der Bildnisse, die ihn darstellen. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Band 72, 1985, S. 67–74 hier online
  • Fedja Anzelewsky: Albrecht Dürer. 2 Bände. Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1991, ISBN 3-87157-137-7
  • Dr. Klára Perjési: A nyitott ajtók és DÜRER und die offenen Türen - zweisprachig, deutsch-ungarisch - Gyula 2008, Dürer Druckerei GmbH, ISBN 978-963-9792-07-4

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