Silence Dogood

Silence Dogood
Franklin-Porträt von Joseph-Siffred Duplessis (Ölgemälde, um 1785). Das Bild diente 1995 als Vorlage zur Darstellung Franklins auf der neugestalteten 100-US-Dollar-Banknote.

Benjamin Franklin (* 17. Januar 1706 in Boston, Massachusetts[1]; † 17. April 1790 in Philadelphia, Pennsylvania) war ein nordamerikanischer Verleger, Staatsmann, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder, Naturphilosoph und Freimaurer. Er gilt zudem als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten.

Er war der Gründer des Selbsterziehungsclubs Junto, in dem der Ursprung der American Philosophical Society liegt. Diderot und D’Alembert bezeichneten Franklin als Verkörperung praktischer Weisheit. Außerdem gilt er als der Erfinder des Blitzableiters, der Bifokalbrille und der Glasharmonika. Zu seinen Ehren ist die veraltete cgs-Einheit der elektrischen Ladung mit „Franklin“ (Einheitenzeichen Fr.) benannt worden.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Früher Werdegang

Benjamin Franklin wurde als 10. Sohn und 15. Kind eines Seifen- und Kerzenmachers in Boston geboren. Von früher Kindheit an eignete er sich einen immensen Wissensfundus durch intensive Lektüre geistlicher und allgemeinbildender Literatur autodidaktisch an. Er arbeitete eine Zeit lang ausbildungshalber in der Druckerei seines Halbbruders James. An dessen Zeitung New England Courant schrieb er 1722 unter dem Namen Silence Dogood 14 Briefe. Im gleichen Jahr wurde James Franklin wegen eines Artikels, der besonders großen Anstoß erregt hatte, für einen Monat ins Gefängnis gesperrt. Daneben wurde ihm die Herausgabe der Zeitung untersagt; das Blatt erschien daher eine Weile unter Benjamins Namen.

1723 ging er nach vorzeitiger Auflösung seines Lehrverhältnisses nach Philadelphia und arbeitete dort erneut in einer Druckerei. Nach kurzem London-Aufenthalt macht er sich in Philadelphia einen Namen als selbständiger Buchdrucker und später auch als Verleger.

Von 1729 bis 1766 war er Herausgeber der Pennsylvania Gazette, für die er auch zahlreiche Beiträge schrieb. Mittlerweile hatte Franklin Deborah Read geheiratet und hatte mit ihr einen Sohn und eine Tochter.

1731 wurde er gegen den anfänglichen Widerstand der gesetzten Herrn der St. John's Lodge der Freimaurer doch aufgenommen und schon 1732 war er Zweiter Großaufseher. Als erster großer Amerikaner blieb er zeitlebens begeisterter Pionier der Freimaurer.

1732–58 veröffentlichte er den jährlich erscheinenden, äußerst populären Poor Richard's Almanack und das General Magazine (1741). Als erstes freimaurerisches Buch in Amerika brachte er 1734 eine Ausgabe der Andersonschen Konstitution heraus.

Politiker, Diplomat und Wissenschaftler

1748 gab Franklin seinen Druckereibetrieb durch Verkauf auf. Er wurde 1750 in das Abgeordnetenhaus von Pennsylvania (Pennsylvania Assembly) gewählt. Dort hatte er bis 1764 Sitz und Stimme. 1753 wurde er zum stellvertretenden Generalpostmeister aller englischen Kolonien ernannt und trug zur Ausbildung des Postwesens in den Kolonien bei. 1754 nahm er als Abgeordneter Pennsylvanias am Albany-Kongress teil, der sich mit dem drohenden französisch-britischen Kolonialkrieg befasste. Dieser so genannte Albany-Entwurf nahm in vielerlei Hinsicht die Verfassung der Vereinigten Staaten von 1787 vorweg. Franklin war jedoch mit seinem Vorschlag regionaler Unabhängigkeit innerhalb eines kolonialen Verbundes seiner Zeit zu weit voraus, um sich damit durchsetzen zu können.

Franklins Veröffentlichungen dieser Zeit hatten einen nachhaltigen Einfluss auf das Bildungswesen in Pennsylvania. 1749 erschien seine Schrift „Vorschläge zur Erziehung der Jugend in Pennsylvania“. Deren Publikation führte 1751 zur Gründung der Philadelphia Academy (später Universität Pennsylvania). Franklins Lehrplanentwurf konzentrierte sich auf Englisch und die modernen Fremdsprachen sowie auf Mathematik und die Naturwissenschaften. Damit wandte er sich von der bis dahin dominanten Klassik ab.

1751–53 veröffentlichte er die Resultate seiner naturwissenschaftlichen Arbeit über Elektrizität in seinem Werk Experiments and Observations on Electricity. Von 1751 bis 1764 war er Mitglied der Colonial Legislatur und stellvertretender Postminister von Philadelphia. 1752 erfand Franklin den Blitzableiter.

1757–62 und 1764–75 lebte Franklin wieder überwiegend in England, zunächst als Repräsentant für Pennsylvania und später auch für Georgia, New Jersey und Massachusetts. Bei seiner kurzen Rückkehr nach Philadelphia im Jahre 1769 gründete er die American Philosophical Society. Zur Zeit der Stamp Act-Krise avancierte Franklin zum gefeierten Fürsprecher amerikanischer Rechte in London.

Im Mai 1775 kehrte er nach Pennsylvania zurück und wurde Mitglied im Kongress. Wenig später saß er bereits im Komitee, das die Unabhängigkeitserklärung der USA konzipierte. Dort war er erneut Postminister und auch Präsident beim Verfassungs-Konvent.

Über Franklin wurde in Anspielung auf seine Erfindung des Blitzableiters und der Unabhängigkeitserklärung gesagt: „eripuit caelo fulmen, sceptrumque tyrannis“Er entriss dem Himmel den Blitz und den Tyrannen das Zepter.

1776 unterzeichnete Benjamin Franklin mit 54 anderen Repräsentanten der damals 13 vereinigten Staaten die Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli.

Im Oktober 1776 schickte ihn der Kongress nach Beginn des Unabhängigkeitskrieges als Gesandten der dreizehn vereinigten Staaten nach Frankreich, wo er in der Rue Raynouard im heutigen Pariser Vorort Passy lebte. Dort machte er in Europa als Diplomat Karriere. Als einer von drei Beauftragten leitete er in den Jahren 1776–79 die Verhandlungen, die letztlich zur Allianz mit Frankreich führten. Franklins Wirken in dieser Zeit wird in Lion Feuchtwangers Roman Die Füchse im Weinberg, Waffen für Amerika beschrieben.

In Paris schloss sich Franklin der Freimaurerloge Les Neufs Sœurs an. Auf Franklin gestützt, betrat der 84-jährige Voltaire diese Loge. Dort war Franklin von 1779 bis 1782 Stuhlmeister.

1786 kehrte Franklin in die Vereinigten Staaten zurück und wurde Präsident des Supreme Executive Council of Pennsylvania. 1787 wählte man ihn zum ersten Präsidenten der Gesellschaft gegen Sklaverei. Als letzte Amtshandlung unterzeichnete er noch im selben Jahr die Verfassung der USA. Sein letzter öffentlicher Auftritt kurz vor seinem Tod galt der Unterstützung eines Antrags von Quäkern an den Kongress, über Maßnahmen zur Abschaffung der Sklaverei auf Bundesebene zu beraten.

Am 17. April 1790 starb er im Alter von 84 Jahren in Pennsylvania. Auf seinem Grabstein sollte stehen: „Hier ruht der Körper des Buchdruckers Benjamin Franklin, den Würmern zur Nahrung wie der Deckel eines alten Buches, dessen Inhalt herausgerissen, ohne Titel und Vergoldung. Jedoch das Werk selbst ist nicht verloren gegangen, sondern wird, wie er glaubte, neu erscheinen in neuer und feinerer Ausgabe, durchgesehen und verbessert vom Verfasser.“ Diesen Text schrieb Franklin bereits im Alter von 23 Jahren für seine Grabinschrift. Die Grabsteininschrift kam so aber nicht zur Ausführung.

Lebensphilosophie

Franklin engagierte sich Zeit seines Lebens sowohl durch seine Schriften als auch als Mitglied ernannter oder gewählter Kommissionen um Belange des Gemeinwohls. Er kümmerte sich unter anderem um die Straßenreinigung und -beleuchtung, Einführung der Freiwilligen Feuerwehr, die Krankenhäuser, die Einführung der ersten Leihbibliothek der Welt und die Organisation des Schulwesens. Diese Einrichtungen waren für die Neuenglandstaaten und später für die Vereinigten Staaten mustergültig; sie fanden rasche Verbreitung.

Sein ganzes Leben lang veröffentlichte Franklin Traktate und Essays zu allen möglichen Themen, etwa zur Politik, zu rechtlichen und erzieherischen Fragen und zur Bevölkerungskontrolle. Er korrespondierte brieflich mit den verschiedensten Geistern seiner Zeit und schrieb seit 1771 an seiner berühmten unvollendeten Autobiografie.

Literatur

Hilfsmittel
  • C. William Miller: Benjamin Franklin’s Philadelphia Printing, 1728–1766. A Descriptive Bibliography, Philadelphia 1974 (Kommentierte Bibliographie aller bekannter von Franklin in Philadelphia gedruckter Werke).
Quellen
  • Leonard W. Labaree, William B. Willcox, Claude A. Lopez, Barbara B. Oberg, Ellen R. Cohn [u.a.] (Hrsg.): The Papers of Benjamin Franklin, (39 Bände bis 2008) New Haven & London 1959– (Die heute maßgebliche Ausgabe der Schriften; im Gegensatz zur älteren zehnbändigen Ausgabe von Albert Henry Smyth enthält sie neben den von Franklin verfassten Briefen auch eine größere Menge an Briefen, die er erhalten hat. Der zuletzt erschienene 39. Band deckt den Zeitraum bis Mai 1783 ab).
  • J. A. Leo Lemay, P. M. Zall (Hrsg.): The Autobiography of Benjamin Franklin: A Genetic Text, Knoxville 1981 (Historisch-kritische Ausgabe der Autobiographie).
  • Leonard W. Labaree, Ralph L. Ketcham, Helen C. Boatfield (Hrsg.): The Autobiography of Benjamin Franklin, Second Edition, with a new foreword by Edmund S. Morgan, New Haven & London 2003, ISBN 0-300-09858-8 (Handliche Taschenbuchausgabe).
  • Benjamin Franklin’s Experiments: A New Edition of Franklin’s Experiments and Observations on Electricity, ed., with a critical and historical introduction, by I. Bernard Cohen, Cambridge, Mass., 1941 (Nachdruck der 5. Ausgabe von 1774).
Biographien
  • Walter Isaacson: Benjamin Franklin. An American life, New York [u.a.] 2003, ISBN 0-684-80761-0.
  • Edmund S. Morgan: Benjamin Franklin, New Haven & London 2003, ISBN 0-300-10162-7 (dt. Ausgabe: Benjamin Franklin. Eine Biographie, München 2005, ISBN 3-406-53508-9).
  • Gordon S. Wood: The Americanization of Benjamin Franklin, New York 2004, ISBN 1-59420-019-X.
  • H. W. Brands: The first American. The life and times of Benjamin Franklin, New York [u.a.] 2000, ISBN 0-385-49328-2.
  • Carl Van Doren: Benjamin Franklin, Nachdruck der Ausgabe von 1938, New York 1991, ISBN 0-14-015260-1 (Nach wie vor eines der Standardwerke zum Thema).
Darstellungen zu Einzelaspekten
  • Joyce E. Chaplin: The first scientific American. Benjamin Franklin and the pursuit of genius, New York 2006, ISBN 0-465-00955-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. In England und in britischen Kolonien galt bis zum Herbst 1752 der Julianische Kalender. Außerdem war der Jahreswechsel vor 1752 am 25. März. Ab 1752 wurde der Gregorianische Kalender benutzt. Nach dem damaligen und unserem heutigen Kalender lautet Benjamin Franklins Geburtsdatum 6. Januar 1705jul./ 17. Januar 1706greg..



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Silence Dogood — was a false persona used by Benjamin Franklin to get his work published. Contents 1 History 2 Letters 1 2 Dogood s background 3 References 4 Exte …   Wikipedia

  • Dame Silence Dogood — Benjamin Franklin Pour les articles homonymes, voir Benjamin Franklin (homonymie). Benjamin Franklin …   Wikipédia en Français

  • Benjamin Franklin — Franklin Porträt von Joseph Siffred Duplessis (Ölgemälde, um 1785). Das Bild diente 1995 als Vorlage zur Darstellung Franklins auf der neugestalteten 100 US Dollar Banknote. Benjamin Franklin (* 17. Januar 1706 in Boston, Massachusetts; † 17.… …   Deutsch Wikipedia

  • Identity of Junius — Junius was the pseudonym of a writer who contributed a series of political letters to the Public Advertiser [The Public Advertiser was a political newspaper run by Henry Sampson Woodfall, presumably based in London. His brother of William… …   Wikipedia

  • Tageszeitungen in den Vereinigten Staaten — gibt es seit dem 17. Jahrhundert. Am 25. September 1690 wurde von Richard Pierce und Benjamin Harris die erste Ausgabe einer kolonialen Zeitung mit dem Titel Publick Occurrences: Both Foreign and Domestick (etwa: „Öffentliche… …   Deutsch Wikipedia

  • Benjamin Franklin — Infobox Governor name=Benjamin Franklin width=180px height=220px caption=1777 Jean Baptiste Greuze portrait of Franklin. order=6th President of the Supreme Executive Council of Pennsylvania office= term start=October 18, 1785 term end=December 1 …   Wikipedia

  • The New-England Courant — August 7, 1721 first issue T …   Wikipedia

  • Ben Franklin — Benjamin Franklin Pour les articles homonymes, voir Benjamin Franklin (homonymie). Benjamin Franklin …   Wikipédia en Français

  • Benjamin Franklin — Pour les articles homonymes, voir Benjamin Franklin (homonymie). Benjamin Franklin …   Wikipédia en Français

  • Poor Richard — Benjamin Franklin Pour les articles homonymes, voir Benjamin Franklin (homonymie). Benjamin Franklin …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”