- Soester Fehde
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Die Soester Fehde fand in den Jahren 1444 bis 1449 statt.
Die Stadt Soest behauptete darin ihre Freiheit gegen den Erzbischof Dietrich von Köln (1414–1463), der versuchte, seine Herrschaft zu restaurieren. Die Stadt Soest begegnete dieser Politik am 5. Juni 1444 durch die Annahme eines neuen Landesherrn, Johann I., des Herzogs von Kleve-Mark, welcher der Stadt ihre alten Rechte und noch weitere dazu gewährte. Als Folge verhängte Kaiser Friedrich III. die Reichsacht über die Stadt. Der Sieg der Stadt Soest (durch die Aufgabe des Kölner Erzbischofs) führte dazu, dass die Stadt Soest bis zur preußischen Einverleibung de facto mehr Freiheiten hatte als eine Freie Reichsstadt, zugleich jedoch, aufgrund der territorialen Einkesselung in kölnischem Gebiet, langfristig ihre wirtschaftliche Macht einbüßte.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
„Wettet, biscop Dietrich van Moeres, dat wy den vesten Junker Johan van Cleve lever hebbet alls Juwe, unde wert Juwe hiermit affgesaget.“, Anfang des Fehdebriefes der Stadt Soest an den Erzbischof von Köln, Dietrich II. von Moers.
Der Konflikt um die Ansprüche des Kölner Erzbischofs führte zu einer fünf Jahre währenden Fehde zwischen dem Erzbischof auf der einen Seite und dem Herzog und Soest auf der anderen Seite. Beide Seiten erfuhren von vielen Fürsten und Städten Unterstützung. So stand zum Beispiel die Stadt Dortmund auf der Kölner Seite – eine Entscheidung, die nach heftigem inneren politischen Konflikt in der Reichsstadt gefallen war. Zwar existierte ein Bündnisvertrag mit Soest und anderen großen Städten Westfalens, der erst 1443 erneuert worden war, aber für Dortmund als Reichsstadt wog die Bedeutung der kaiserlichen Acht ungleich schwerer. Hinzu kam, dass der Kölner Erzbischof vom Kaiser als Schirmherr über Dortmund eingesetzt war, woraus sich schlussendlich die Entscheidung für dessen Partei ergab.
Ein nächtlicher Angriff der Kölner auf das klevische Duisburg im März 1445 konnte von den Wächtern der Stadt noch rechtzeitig bemerkt werden. Als die Angreifer versuchten, die Mauern zu besteigen, wurden sie erfolgreich zurückgeschlagen und mussten schließlich aufgeben. Märkische Truppen beschädigten bei Kämpfen auf dem Territorium Dortmunds den Steinernen Turm. Bei den Überfällen 1446 gerieten etliche Dortmunder in märkische Gefangenschaft.
Das Söldnerheer des Erzbischofs, darunter sogar eine bedeutende Streitmacht der von der katholischen Kirche gebannten, gleichwohl vom Erzbischof eingesetzten gefürchteten Hussitenkrieger, nahm zahlreiche andere Städte ein und zerstörte 1447 die Stadt Blomberg nahezu vollständig, belagerte aber schließlich im Sommer desselben Jahres Lippstadt und Soest erfolglos. Die Fehde wurde jedoch noch zwei weitere Jahre fortgesetzt. Ab 1448 wurde über einen Waffenstillstand verhandelt.
Etwa im April 1449 wurden die Kämpfe eingestellt. Durch die Vermittlung des Herzogs Philipp von Burgund und zweier päpstlicher Legaten konnte in Maastricht ein Friedensvertrag geschlossen werden. Soest verblieb im Herzogtum Kleve-Mark. Die Einheit der westfälischen Städte im Herzogtum Westfalen war zerfallen. Die neuen Grenzen wurden in der Reformation auch zu Konfessionsgrenzen und sind bis heute in der Soester Börde zu erkennen.
Das vormals in Soest angesiedelte höchste Gericht für das Herzogtum Westfalen wurde infolge der Auseinandersetzungen für die Köln-Treue an die Stadt Werl vergeben. Die Treue zum Landesherrn ließ diese Stadt stark unter den Folgen der Fehde mit der Nachbarstadt leiden.
Infolge der Fehde konnte der ehemalige Grafensitz Arnsberg eine größere Rolle in der Verwaltung des Herzogtums Westfalen übernehmen. Soest, als vorher größte Stadt des westfälischen Territoriums der kölnischen Bischöfe, stand für diese Funktionen nicht mehr zur Verfügung. Bereits 1446 war das Vest Recklinghausen vom Kölner Erzbischof zur Finanzierung des Krieges an die Herren von Gemen verpfändet worden, ein Zustand, der über die Grafen von Holstein-Schaumburg-Gemen bis 1576 anhielt.
Der Dichter der Siegeslieder, in zeitgenössischen Quellen „Vrischemai“ genannt, wurde titelgebend für das historistische Epos Dietwald Vrischemai über die Zeit der Soester Fehde von Wilhelm Wilms (1907).[1]
Belege
- ↑ Wilhelm Wilms: Dietwald Vrischemai. Ein Sang aus der Blütezeit der westfälischen Hansa. Bielefeld u. Leipzig 1907, Hinweis nach: Hubertus Schwartz: Die Straßennamen der Stadt Soest, Stand April 1966, Soest 1966
Literatur
- Wolf-Herbert Deus: Die Soester Fehde. Soest 1949
- Heinz-Dieter Heimann: Die Soester Fehde. Geschichte einer erstrittenen Stadtfreiheit. Soest 2003
- Heinz-Dieter Heimann, Uwe Tresp (Hrsg.): Thüringische und böhmische Söldner in der Soester Fehde. Quellen zum landesherrlichen Militärwesen im 15. Jahrhundert aus thüringischen und sächsischen Archiven. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2002, ISBN 3-935035-35-7 (Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur Brandenburg-Preußens und des Alten Reiches).
- Franz Winter: Quellenchronik zur Soester Fehde. Stadtarchiv Soest, Soest 1997 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Soest 20, ZDB-ID 2142953-4).
Weblinks
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