Sollicitudo Rei Socialis

Sollicitudo Rei Socialis

Sollicitudo Rei Socialis (deutsch: Besorgnis über gesellschaftliche Angelegenheiten) ist eine Enzyklika aus dem Jahr 1987, in der Papst Johannes Paul II. die Katholische Soziallehre weiterentwickelt und sich dabei auf die Problemstellungen des Nord-Süd-Konfliktes konzentriert.

Inhaltsverzeichnis

20 Jahre Populorum progressio

Die zweite Sozialenzyklika des Papstes trägt das Datum 30. Dezember 1987, obwohl sie erst am 20. Februar 1988 veröffentlicht werden konnte, um so noch vom Datum her ihren Untertitel „Zwanzig Jahre nach der Enzyklika Populorum progressio“ gerecht zu werden. Zum Gedenken an diesen Jahrestag der Enzyklika Populorum progressio, die Papst Paul VI. am 26. März 1967 unter dem Motto „Weltweite Ausmaße der sozialen Frage“ veröffentlicht hatte, sollte erneut die Thematik der solidarischen Entwicklung der Menschen und Völker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden.

Zur Situation in den Entwicklungsländern

Die umfassende Entwicklung des Menschen und der Aufbau gerechter Gesellschaften bilden weitere Schwerpunkte im Denken und Verkündigen von Johannes Paul II. Auf seinen Pastoralreisen - und diese Erfahrungen lässt er in diese Sozialenzyklika einfließen - die ihn in die ganze Welt führten, wurde er immer neu mit den wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Verhältnissen konfrontiert, unter denen die Menschen und Völker leben. Er habe einen Blick für die vielen Armen und Notleidenden in den Entwicklungsländern, auch für alle die Menschen, denen ihre Rechte vorenthalten werden und die nicht selten unter menschenunwürdigen Zuständen leben und arbeiten müssen, vor allem auch für die prekäre Lage von Familien, in denen die Mütter, oft genug auf sich allein gestellt, für ihre Kinder sorgen müssen. Der Papst erinnert und ermahnte - dieses kommt einer Exhortatio gleich - die reichen Völker an ihre Verantwortung zu wirksamer Hilfeleistung, zugleich setzt er sich für tiefgreifende Reformen der sozialen Strukturen in den Entwicklungsländern ein.

Über die Definition Entwicklung

Besonders will der Papst einer Engführung des Begriffs der Entwicklung entgegenwirken, als ob es sich dabei im Wesentlichen um die wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung handele. Im Hinblick auf manche einseitigen Positionen heißt es, dass eine wirtschaftliche Entwicklung den Menschen nicht zu befreien vermag; im Gegenteil, sie versklave die Menschen schließlich nur noch mehr. Was den „gegenwärtigen Entwicklungsstand“ in der Welt betrifft, so beklagt der Papst den „Graben zwischen Reichtum und Armut sowohl zwischen den Ländern des Nordens und des Südens als auch innerhalb vieler Entwicklungsländer und Industriestaaten“. Als Haupthindernis wird der politische Gegensatz der „Blöcke“ und ihrer ideologischen Wurzeln gesehen, die sich in den „Prinzipien des liberalistischen Kapitalismus“ und des „marxistischen Kollektivismus“ finden. Mit diesen Aussagen verbleibt der Papst im Rahmen der traditionellen Abgrenzungen, wie sie die Sozialverkündigung der Kirche seit Rerum novarum und Quadragesimo anno gezogen hat. Allerdings setzte er neue Akzente, wenn er forderte, dass das „Recht auf wirtschaftliche Initiative“ nicht unterdrückt werden dürfe. Die Erfahrung lehre, dass die Leugnung eines solchen Rechtes oder seine Einschränkung im Namen einer angeblichen Gleichheit lähme oder gar zerstöre. Die Folge sei nicht so sehr eine echte Gleichheit als vielmehr eine „Nivellierung nach unten“. Schließlich entwarf der Papst das Leitbild einer „solidarischen Gesellschaft“.

Gegen Fehlinterpretationen in der Soziallehre

Der Papst war sich offensichtlich dessen bewusst, dass es hinsichtlich der Soziallehre sowohl innerkirchlich wie außerkirchlich Missverständnisse und Fehlinterpretationen gibt. In mehreren Stellen geht er auf diese Gefahren ein, und war dabei bemüht keinerlei kirchliche Kompetenzüberschreitungen zu begehen. Er war sich aber auch darüber bewusst, dass weder die Kirche, noch die Christen und die Gläubigen allein die Probleme lösen könnten.

Sittliche Grundeinstellung

Die unverzichtbaren und hervorragenden Leistungen von Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Politik wurde von ihm im vollen Umfang anerkannt. Aber, so sagte er, diese Errungenschaften werden die Menschheit nur dann dem Ziel einer wahren Entwicklung des Menschen und der Gesellschaft näher bringen, wenn sie von einer sittlichen Grundeinstellung gelenkt würden.

Literatur

  • Bundesverband der katholischen Arbeitnehmer-Bewegung - KAB (Hrsg.), Texte zur katholischen Soziallehre – Die sozialen Rundschreiben der Päpste und andere kirchliche Dokumente, Ketteler Verlag, Bornheim, ISBN 3-927494-01-1 und Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer, ISBN 3-7666-9789-7, beide 1992
  • Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden (Hrsg.), Kompendium der Soziallehre der Kirche, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, 2006, ISBN 3-451-29078-2

Weblinks


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