- Sommerfrischler
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Sommerfrische ist ein vor allem im 19. Jahrhundert verwendeter, heute jedoch veralteter Begriff für Erholungsurlaube auf dem Land. Im Wörterbuch der Brüder Grimm wird der Begriff definiert als Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit. Die damals nicht dem heutigen Standard entsprechenden hygienischen Bedingungen in den Städten (offene Rinnsale, Pferdemist) gaben dem Begriff eine treffende Bedeutung. Die Bozener Bürger zogen aus dem heißen Talkessel in die kühlen Sommerwohnungen des Mittelgebirges auf dem Ritten:
- frisch(e), f. ebenda, das in diesem sinne schon aus dem 17. jahrh. bezeugt ist: wo die statt Bozen ire refrigeria oder frischen halten. [1]
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war die Sommerfrische fester Bestandteil des Sommerlebens der Aristokratie und des wohlhabenden Bürgertums. Ludwig Steubs Verwendung des Begriffs in seinen Büchern förderte die Popularisierung.
Unsere Vorstellung der Sommerfrische wird jedoch eher von den aktuellen Verfilmungen und von Tucholskys Roman Schloss Gripsholm selbst geprägt. (Der Roman erschien als eines der ersten deutschen Taschenbücher 1931 in der Serie rororo im Rohwolt Verlag, was seine Bekanntheit im deutschsprachigen Raum stark beförderte.)
Österreichische Sommerfrischen
Speziell bekannte österreichische Sommerfrischen der Jahrhundertwende und bis weit in das 20. Jahrhundert hinein waren das Ausseerland im Salzkammergut, die Region um Semmering und Rax, das oststeirische Joglland und der Wienerwald. Etliche Erholungsorte in Österreich weigerten sich bereits im 19. Jahrhundert, jüdische Gäste aufzunehmen. Diese Weigerung wird als Sommerfrischen-Antisemitismus bezeichnet.
Literatur
- Die Sommerfrische – Ort der Bürgerlichkeit. In: Stekl, Urbanitsch, Bruckmüller, Heiss (Hg.): „Durch Arbeit, Besitz, Wissen und Gerechtigkeit ... Zur Geschichte des Bürgertums der Habsburgermonarchie“ . Verlag Böhlau, Wien 1992, ISBN 3-205-05562-4 .
Einzelnachweise
- ↑ Sommerfrische, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. 16 Bde. [in 32 Teilbänden]. Leipzig: S. Hirzel 1854-1960.
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