Specht (Brauchtum)

Specht (Brauchtum)
Die "Specht" geht auf Jagd!

Bei der "Specht" handelt es sich um die alte Brauchtumsfigur eines germanischen Naturdämons. Diese angsteinflößende Gestalt taucht eigentlich nur in der nördlichen Oberpfalz, also im Landkreis Tirschenreuth, jeweils am 24. Dezember auf. Es ist ein Brauch, von dem man noch vor wenigen Jahren glaubte, dass er schon fast ausgestorben sei. Bei einer Umfrage des Oberpfälzer Heimatkundlers Harald Fähnrich im Jahr 1979 stellte sich heraus, dass im Landkreis Tirschenreuth dieser Brauch noch bei 25 Familien gepflegt wird.

Verkleidet ist die "Specht" mit Stroh, alten Kleidern oder einem Betttuch, das meist blutbespritzt ist. Im Gesicht hat sie einen langen schwarzen Schnabel und in der Hand entweder eine große Schere oder eine Sichel, mit denen sie Kindern symbolisch den Bauch aufschlitzt. Sie taucht ganz plötzlich auf und jagt durch das Dorf, wobei sie ihr Instrument an einem Schleifstein wetzt und dazu spricht: "Wetz de, wetz de - Baach aafschnei'n (Bauch aufschneiden)." Die Kinder und auch die älteren Jugendlichen, die schon auf sie gewartet haben, rennen schreiend davon und verschwinden in den Häusern. Erreicht die "Specht" trotzdem einmal ein jüngeres Kind, bevor dieses sich in Sicherheit bringen konnte, achtet sie sorgsam darauf, dass sie das Kind nicht berührt, um ihm nicht noch mehr unnötige Angst einzujagen.

So schnell das Spektakel begonnen hatte, so schnell ist es dann auch meist wieder zu Ende. Die "Specht" verschwindet wie ein Dämon aus einer längst vergangenen Zeit. Um diesen Kinderschreckgeist zu besänftigen, muss man ihn füttern, indem man ihm Essen in den Garten bringt. Beim Essentragen helfen auch die Kinder mit. Sie schütteln dabei die Obstbäume, damit diese im nächsten Jahr wieder viel Obst tragen. Als Dank sorgt die "Specht" für ein fruchtbares neues Jahr


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