St. Gertrudkirche (Lübeck)

St. Gertrudkirche (Lübeck)
St. Gertrud

Die St. Gertrud-Kirche in Lübeck ist die Gemeindekirche der evangelischen Kirchengemeinde im Lübecker Stadtteil St. Gertrud, die der Heiligen Gertrud von Nivelles geweiht ist. Das Patrozinium ist für die Vorstadt auf dem Burgfeld vor dem Burgtor seit dem Mittelalter historisch. 1373 weihte der Lübecker Bischof Burkhard von Serkem die erste St.-Gertruden-Kapelle.

Die Gemeinde der Gertrudkirche oberhalb des Lübecker Stadtparks entstand 1902 durch die Teilung der Gemeinde der Lübecker Hauptkirche St. Jakobi. Die Bevölkerungsentwicklung der zur Jakobigemeinde neben der nördlichen Altstadt gehörenden Vorstadt St. Gertrud hatte sich von 934 Einwohnern im Jahr 1845 auf 7.777 im Jahr 1900 vervielfacht.

Erster Pastor der neuen Gemeinde wurde bis 1920 der spätere Senior (Kirche) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lübeck D. Johannes Evers.

Das Kirchengebäude, für das bei Lübecker Bürgern schon seit 1899 Spendengelder gesammelt worden waren, wurde 1909–1910 durch die Berliner Architekten Peter Jürgensen und Jürgen Bachmann als Backsteinbau unter stilistischem Einfluss des ausgehenden Jugendstils errichtet. Die originale Inneneinrichtung wurde 1962 entfernt. Das Grundstück war eine Schenkung des Heiligen-Geist-Hospitals.

Die einschiffige Kirche fasst etwa 700 Personen. Sie verfügt über drei Glocken, für den Neubau von M & O Ohlsson 1909 drei gegossen und nach den Reformatoren Luther, Melanchton und Bugenhagen benannt wurden. Die beiden kleineren Glocken (Melanchthon und Bugenhagen) mussten 1915 und die größte (Luther) im Zweiten Weltkrieg abgeliefert werden und gingen so verloren.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Ersatz geschaffen; eine etwa 120 cm hohe Glocke wurde 1728 von J. F. Kreysell in Bronze gegossen.

Inhaltsverzeichnis

Orgel

Die 1910 erbaute Orgel der Firma Walcker (opus 1537) mit zwei Manualen und Pedal ist eins der wenigen erhaltenen Beispiele des romantischen Orgelbaus in Lübeck. Die Disposition mit überwiegend weichen, grundtönigen Registern orientiert sich an symphonisch-orchestralen Instrumenten. Unterstützt wird dies dadurch, dass das Instrument mit Jalousieschwellern ausgestattet ist. Spiel- und Registertrakturen sind pneumatisch.[2]

1980 wurde das Instrument renoviert (ebenfalls durch Walcker, opus 5744) und um ein Auxiliaire auf einer eigenen Lade mit sechs Registern und einem Tremulanten ergänzt, um auf der Orgel auch barocke Orgelliteratur darbieten zu können. Gleichzeitig erhielt das Instrument einen neuen, zusätzlichen beweglichen Spieltisch.[3]

I Hauptwerk
1. Bourdun 16’
2. Prinzipal 8’
3. Gemshorn 8’
4. Viola di Gamba 8’
5. Flöte 8’
6. Gedackt 8’
7. Oktave 4’
8. Flöte 4’
9. Rauschquinte 22/3
10. Flautino 2’
11. Trompete 8’
12. Cornett 8’
II Schwellwerk
13. Lieblich Gedeckt 16’
14. Quintatön 8’
15. Geigenprinzipal 8’
16. Salizional 8’
17. Flöte 8’
18. Aeoline 8’
19. Voix céleste 8’
20. Geigenprinzipal 4’
21. Flöte 4’
22. Progressio Harmonica II
23. Oboe 8’
Pedal
24. Violon 16’
25. Gedecktbaß 16’
26. Subbaß 16’
27. Oktavbaß 8’
28. Violon 8’
29. Gedecktbaß 8’
30. Posaune 16’
Auxiliares
Haupt- und Schwellwerk
Sesquialtera II 22/3
Oktave 2’
Quinte 11/3
Scharff IV 1’
Hauptwerk
Mixtur IV 11/3
Pedal
Choralbaß 4’
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P.
    • Suboktavkoppeln: II/I
  • Spielhilfen: eine freie Kombination, feste Kombinationen (p, mf, f, tutti ohne Zungen, tutti), Crescendowalze, Calcant.


Bekannt wurde der junge Organist Jan Bender, dem von den Nationalsozialisten während des Lübecker Kirchenkampfs 1936 Orgelsabotage vorgeworfen wurde.

Siehe auch: Gertrudenherberge

Literatur

  • Hartwig Beseler (Hrsg.): Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, Neumünster 1974, S. 155
  • Uwe Müller: St. Gertrud. (Kleine Hefte zur Stadtgeschichte, hrsg. vom Archiv der Hansestadt Lübeck, Heft 2) Lübeck 1986. ISBN 3795033004

Einzelnachweise

  1. Geschichte der St.-Gertrud-Kirche, abgerufen am 20..Juni 2010
  2. Für Beschreibung und Disposition siehe Dietrich Wölfel: Die wunderbare Welt der Orgeln. Lübeck als Orgelstadt. Lübeck 2004 ISBN 3-7950-1261-9, S. 199-203
  3. Nähere Informationen zur [http(:)//www(.)st-gertrud(.)de/kg.root/kg.1122090151.10/index.html Walcker-Orgel] und zur [http(:)//www(.)kirche-in-luebeck(.)de/inhalt.asp?ID=24620&Zeit=06:11:23&BesucherID=59198559 Orgel-Geschichte]

Weblink

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