Heiligen-Geist-Hospital (Lübeck)

Heiligen-Geist-Hospital (Lübeck)
Heiligen-Geist-Hospital in Lübeck

Das 1286 erbaute Heiligen-Geist-Hospital am Koberg in Lübeck ist eine der ältesten bestehenden Sozialeinrichtungen der Welt und eines der bedeutendsten Bauwerke der Stadt. Es steht in der Tradition der Heilig-Geist-Spitäler. Betreut wurden die Spitäler von den Brüdern vom Orden des Heiligen Geistes.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hospital

Nachdem der Kaufmann Bertram Morneweg aus Riga, wo er Handel getrieben haben soll, nach Lübeck zurückgekehrt war, war er neben anderen reichen Kaufleuten einer der Mitbegründer und erster Vorsteher des Heiligen-Geist-Hospitals, das im Stil der Backsteingotik errichtet wurde. Dem Hospital gehörten in und um Lübeck herum viele Ländereien, welche ausreichten, um die Armen und Kranken zu versorgen und andere Einrichtungen zu unterstützen. Dazu gehörten bis ins 19. Jahrhundert auch ganze Dörfer in Mecklenburg wie Seedorf, Weitendorf, Brandenhusen und Wangern auf Poel. Die Bewohner des Hospitals waren einer klosterähnlichen Regel unterworfen, doch erhielten sie Nahrungsmittel und seit dem 17. Jahrhundert acht Mal im Jahr ein warmes Bad.

Altenheim

Während der Reformationszeit wurde das Hospital in ein „weltliches“ Altenheim umgewandelt, welches bis heute erhalten blieb. Ursprünglich standen die Betten der Hospitalbewohner in der Halle. Im 18. Jahrhundert dienten der erste und zweite Stock als Hospital. 1820 wurden vier Quadratmeter große, hölzerne Kammern gebaut, getrennt nach Geschlechtern. Es gab zusätzlich eine kleine Bücherei und Apotheke. An den Türen der Kammern kann man noch heute Namen und Nummern der damaligen Bewohner sehen.

Bis 1970 waren die Kammern bewohnt.

Gegenwart

Das Heiligen-Geist-Hospital ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts und wird treuhänderisch von der Hansestadt Lübeck verwaltet.[1] Die Stiftung erwarb 2007 Teile der früheren Gertrudenherberge zurück, um diese als Denkmal zu sichern.

Altenpflege

Auch heute noch ist das Heiligen-Geist-Hospital in Teilen ein Alten- und Pflegeheim, an der Südseite werden historische Räume auch als Gastronomie genutzt. Dort führt auch der Weg in die Bürgergärten hinter der Königstraße bis zur Gartenseite des Museums Behnhaus.

Tourismus

Das Heiligen-Geist-Hospital kann unter dem Jahr besichtigt werden.

Weihnachtsmarkt

An elf Tagen in der Adventszeit, Ende November/Anfang Dezember, veranstaltet die Lübecker Gruppe des Verbands Frau und Kultur seit 1968 jährlich einen Weihnachtsmarkt, vor allem mit Kunsthandwerk. Die 150 Kunsthandwerker kommen aus Deutschland, Skandinavien, den baltischen Ländern, Israel und Peru. Die Verkaufsstände befinden sich in der Vorhalle der ehemaligen Kirche, in den Kabäuschen der Kirche und im Gewölbe unter der Kirche statt. In der Vorhalle werden Choräle der Weihnachtszeit auf Trompeten gespielt. Nach einer Woche machen rund 30 der Aussteller neuen Kunsthandwerkern Platz. Der Markt hat eine überregionale Ausstrahlung und erreicht eine Besucherzahl von über 50.000 Besuchern.[2] [3] [4]

Dreischiffige Hallenkirche

Ausstattung

Querhalle mit Lettner
  • Der Altar Gottvater mit dem toten Sohn (1513-20) wird Benedikt Dreyer zugeschrieben.
  • An der Brüstung des Lettners befindet sich auf 23 Tafeln eine der umfangreichsten Darstellungen der Elisabeth-Legende. Die Darstellung des unbekannten westfälischen Künstlers aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts orientiert sich an der Überlieferung des Dominikaners Dietrich von Apolda. Daher fehlt die später hinzugekommene Legende des Rosenwunders in diesem Zyklus.
  • Eine von Dietrich Strahlborn 1745 gegossene Glocke befindet sich in der Glockensammlung der Katharinenkirche.[5]

Wandmalereien

Raumbestimmend in der Kirchenhalle sind die beiden großformatigen mittelalterlichen Wandgemälde an der Nordseite, die auf ca. 1320–1325 datiert werden. Das westliche Bogenfeld zeigt eine komplexe typologische Szene: den salomonischen Thron. Über dem von zwölf Löwen umgebenen Thron, auf dem König Salomo mit seiner Frau und seiner Mutter sitzt, erhebt sich einweitere Thron mit Christus und seiner Mutter Maria, umgeben von Engeln. Christus lässt seine gekrönte Mutter als Königin des Himmels bzw. der Engel an seiner Herrschaft teilhaben und übergibt ihr ein Lilienzepter.

Die Malerei im nördlichen Wandfeld zeigt eine Maiestas Domini, den erhöhten Christus umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten und kreisförmigen Bildern der Gründer des Hospitals.

Restaurierung

Nach jahrhundertelanger Übermalung wurden die Wandmalereien 1866 wiederentdeckt und durch den Maler Christian Stolle nach damaligen Massstäben mit Ölfarben restauriert, was zu Schädigungen führte. Aufgrund einer falschen Interpretation der sich noch unter der Malerei befindlichen Rötelung der Wand entfernte Stolle beim salomonischen Thron den ursprünglich blauen Hintergrund übermalte ihn rot. Weitere Restaurierungen wurden 1939/40 und 1979–1984 durchgeführt. Da der Zerfall der Wandmalerei jedoch fortschritt, erfolgte von 1990–1995 eine eingehende Untersuchung im Rahmen eines Forschungsprojektes des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT).[6] Bis 1999 wurden beide Malereien nach den dabei gewonnenen Erkenntnissen konserviert.

Kabäuschen

Gang im Hospital, links wie rechts die Kabäuschen

In der Hospitalhalle standen die Betten zunächst ohne Abtrennung. Im Jahr 1820 wurden kleine hölzerne Kammern, die Kabäuschen, eingerichtet. Die Wohnfläche ist etwa 6 Quadratmeter. Die Abteilungen sind nach oben offen. Es gibt zwei Längsgänge zwischen den Kabäuschenreihen. [7]

Literatur

  • Georg Wilhelm Dittmer: Das heil. Geist Hospital und der St. Clemens Kaland zu Lübeck, nach ihren früheren und jetzigen Verhältnisse, aus den Urkunden und Acten beider Stiftungen. Lübeck 1838 (Digitalisat)
  • Joachim Goege: Die Elisabeth-Legende im Heiligen-Geist-Hospital. In: Der Wagen 1954, S.54-60
  • Peter Guttkuhn: Gertrud Mornewech stiftet eine Vikarie. In: Vaterstädtische Blätter, Lübeck 1977, S. 92-93

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stiftungsverwaltung Lübeck
  2. Informationen zum Weihnachtsmarkt, abgerufen am 20. Juli 2009
  3. Ab nach Lübeck. In Hamburger Abendblatt vom 30. Oktober 2010, Sonderbeilage Magazin, S. II
  4. Kunst in den Kabäuschen. In: Lübecker Nachrichten vom 27. November 2010, S. 13
  5. Inschrift mit Übersetzung bei Adolf Clasen: Verkannte Schätze : Lübecks lateinische Inschriften im Original und auf Deutsch, Lübeck 2003, S. 184 ff.. ISBN 3-7950-0475-6
  6. Das Kleinod ist wieder zurück Artikel in der Stadtzeitung Lübeck vom 15. September 1998, abgerufen am 20. Juli 2009
  7. Deutscher Verband Frau und Kultur e. V., Gruppe Lübeck: Weihnachtsmarkt im Heiligen-Geist-Hospital zu Lübeck. Faltblatt vom November 2010.
53.871310.689833333333

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