- St. Martin (Illertissen)
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Die denkmalgeschützte Stadtpfarrkirche St. Martin ist eine katholische Pfarrkirche im oberschwäbischen Illertissen. Sie gehört zur Diözese Augsburg. Ihr Patronatsfest ist am St.-Martins-Tag, dem 11. November.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Aufgrund der Wahl des Heiligen Martin von Tours als Kirchenpatron kann davon ausgegangen werden, dass eine Vorgängerkirche um 750 bis 800 erbaut wurde.[1] Von dieser mittelalterlichen Kirche ist heute nur noch der Unterbau des Turms erhalten. Um 1220 lassen sich in Illertissen Besitzungen der Benediktinerabtei Einsiedeln nachweisen, die vom 13. Jahrhundert bis 1803 gefürstete Reichsabtei war. 1547 stiftete Erhard Vöhlin die nördliche Seitenkapelle. 1590 wurde die Kirche durch einen vermutlich größer dimensionierten Neubau ersetzt. Der Turm wurde um das Oktogon erhöht. 1768 erfuhr die Kirche eine größere Innenrenovierung, dabei wurden die Altäre in Gold und Weiß gefasst. Die Sakristei wurde 1788 an die Südseite des Chors angebaut und 1958 abgebrochen. 1830 stürzte bei einer weiteren Renovierung der Westgiebel ein. Die Emporen und Teile des Kirchenschiffs wurden dabei zerstört. Bei der Erneuerung wurde die niedrigere Spiegeldecke und die doppelstöckige Empore eingebaut. In der nördlichen Kapelle, der Gruftkapelle der Vöhlins, brach 1883 ein Feuer aus, wobei Teile der zum Teil spätgotischen Epitaphe beschädigt wurden. Die Kanzel, die sich in der Nähe der Kapelle befand, brannte ebenfalls ab. 1958 bis 1960 wurden zwei Choranbauten im Süden und Norden nach Plänen von Thomas Wechs angefügt.
Baubeschreibung
Die Kirche ist eine einschiffige Saalkirche. Die Fenster sind in unregelmäßigen Abständen in die Wände eingelassen. Der Chor besitzt einen 5/8-Schluss.
Ausstattung
Die Kirche ist vor allem wegen des Hochaltars von Christoph Rodt aus dem Jahre 1604 bekannt. Als weitere Ausstattung befinden sich Epitaphe vom 16. bis 18. Jahrhundert der Familie Vöhlin in der Vöhlinschen Gruftkapelle.
1991 wurde eine neue Orgel von Georg Jann eingebaut. Sie besitzt insgesamt 1996 Pfeifen in 29 Registern, die auf zwei Manuale und das Pedal verteilt sind (Schleifladen). Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch. Der Prospekt hat dieselbe Farbgebung wie der Hochaltar.[2]
I Hauptwerk C–g3 1. Bourdon 16′ 2. Principal 8′ 3. Rohrflöte 8′ 4. Octave 4′ 5. Blockflöte 4′ 6. Quinte 22/3′ 7. Superoctave 2′ 8. Kornett V 8′ 9. Mixtur IV-VI 11/3′ 10. Trompete 8′ II Schwellwerk C–g3 11. Holzflöte 8′ 12. Gambe 8′ 13. Principal 4′ 14. Traversflöte 4′ 15. Salicional 4′ 16. Nasart 22/3′ 17. Waldflöte 2′ 18. Terz 13/5′ 19. Forniture IV 2′ 20. Dulzian 16′ 21. Oboe 8′ Tremulant Zimbelstern Pedal C–f1 22. Principalbass 16′ 23. Subbass 16′ 24. Octavbass 8′ 25. Gedecktbass 8′ 26. Hohlflöte 4′ 27. Hintersatz IV 22/3′ 28. Posaune 16′ 29. Trompete 8′ - Koppeln: II/I, I/P, II/P
Glocken
Die ursprünglichen Glocken wurden im Ersten und Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Lediglich die Hosannaglocke von 1524 hat die Kriege überstanden. Am 2. Oktober 1949 wurden vier neue Glocken geweiht und im Glockenturm aufgehängt. Die größte Glocke ist die Christkönigsglocke mit einem Gewicht von 1180 Kilogramm. Die Marienglocke wiegt 825, die Josefsglocke 490 Kilogramm. Die Armenseelenglocke ist mit einem Gewicht von 340 Kilogramm die kleinste des aus fünf Glocken bestehenden Geläuts.
Carillon
Im Kirchturm von St. Martin, ein Stockwerk unterhalb der Läuteglocken, befindet sich seit 2006 ein von der Familie Josef Kränzle gestiftetes und von der Firma Eijsbouts in Holland hergestelltes Carillon. Das Glockenspiel besteht aus 49 Glocken, die größte Glocke erklingt im Ton c2 und wiegt etwa 270 Kilogramm, die kleinste mit dem Ton d6 nur 5 Kilogramm. Insgesamt hat das Carillon ein Gewicht von ca. 1,5 Tonnen. Gespielt wird das Carillon über einen Stockspieltisch, der sich wiederum ein Stockwerk tiefer befindet. Täglich um 10, 16 und 20 Uhr erklingen Melodien, die mittels elektromagnetischer Hämmer abgespielt werden.
Pfarrer
Die Pfarrer von St. Martin lassen sich bis in das Jahr 1396 zurückverfolgen.
1396 bis 1664 Jahr Pfarrer 1396 Eberhard Blaumüller 1444 Hans Pfister 1477 Paulus Richter 1510 Michael Reuter 1510 Ulrich Müller 1511 Castolus von Heimenhofen 1532 David Glocker 1535 Simprecht Min 1541 Martin Wolf 1544 Johannes Herrlin 1558 Anton Pfefferlin 1560 Wilhelm Lohr 1570 Bartholomäus Holl aus Pfullendorf 1590 Vitus Breg 1591 Andreas Weiß 1595 Ambrosius Mantz 1597 Vitus Winkler 1599 Johannes Eymer 1600 Johann Jakob Schell 1606 Martin Vischer 1608 P. Matthäus Agricola von Roggenburg 1610 Jakob Steirer 1612 Michael Gast aus Riedlingen 1613 Sebastian Appius aus Nasgenstadt 1637 Melchior Haertlin aus Kettershausen 1664 Michael Dreyer aus Babenhausen 1670 bis heute Jahr Pfarrer 1670 Georg Agricola aus Dietenheim 1688 Mathias Lumperger aus Kühbach 1727 Johann Georg Math aus Rottach im Allgäu 1745 Thomas Huber 1770 Johann Simon Bauer aus Gebenbach 1774 P. Dr. Franz Borgias Fischer SJ aus Mindelheim 1782 Johann Evangelist Gebel aus Neuburg a. D. 1795 Joseph Anton von Feneberg 1800 Joseph Hausmann aus Illertissen 1801 Joseph Anton Wieland aus Mindelheim 1825 Franz de Paula Wieland aus Mindelheim 1827 Franz Xaver Sailer aus Mindelheim 1846 Marquard Curtius aus Höchstädt a. D. 1874 Georg Donderer aus Balzhausen 1874 Johann Baptist Kraus aus Dillingen 1879 Franz Xaver Fensterer aus Dürrwangen 1883 Adolf Waibel 1897 Alois Huber 1923 Roman Spöttel aus Rieden bei Füssen 1939 Alois Ohreiter aus Eutenhausen 1953 Franz Kornherr aus Nisbitz 1954 Josef Strobl aus Lamerdingen 1977 Hans Schmidt aus Pfaffenhofen / Ilm 1998 Rupert Ebbers aus Bielefeld 2000 Dr. Ulrich Manz aus Immenstadt im Allgäu 2007 Markus Dörre aus Kaufering Literatur
- Usula Pechloff: Illertissen St. Martin. KUNSTVERLAG-PEDA, Passau 2000, ISBN 3-89643-155-2.
Links
Commons: St. Martin (Illertissen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizieller Netzauftritt der Kirchengemeinde
- Der PEDA-Kunstführer online (PDF-Datei; 1,87 MB)
Einzelnachweise
- ↑ PEDA-Kunstführer, Seite 3
- ↑ Nähere Informationen zur Orgel von St. Martin
48.22308584160510.103580951691Koordinaten: 48° 13′ 23″ N, 10° 6′ 13″ OKategorien:- Illertissen
- Martinskirche
- Kirchengebäude im Landkreis Neu-Ulm
- Kirchengebäude im Bistum Augsburg
- Baudenkmal im Landkreis Neu-Ulm
- Disposition einer Orgel
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