St. Nikolaikirche (Chemnitz)

St. Nikolaikirche (Chemnitz)
St. Nikolaikirche - Ansicht um 1900

Die Nikolaikirche war eine der ältesten Kirchen in Chemnitz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts siedelten Fernhändler in der Nähe der Chemnitzfurt und errichteten ihrem Schutzpatron Nikolaus zu Ehren eine hölzerne Kapelle. Am Fuße des Kapellenberges entwickelte sich dann gleichzeitig mit dem Fernmarkt ein Nahmarkt. 1331 wird in einer Urkunde der Nikolaikirch-Innenhof bezeugt, der Versammlungsort für die Landgemeinden war. Die 1486 neu erbaute Nikolaikirche brannte 1532 ab und wurde 1550 erneut wieder aufgebaut. Da sie sich bis zum 1. April 1844 – der Eingemeindung der Niklasgasse als Nikolaivorstadt nach Chemnitz – vor den Mauern der Stadt befand, war sie oft schutzlos kriegerischen Auseinandersetzungen ausgesetzt. Die alte Kirche wurde im Jahr 1789 letztmalig erneuert, bis sie aus baulichen Gründen am 20. Januar 1882 geschlossen werden musste.

An historisch gleicher Stelle (etwas östlich) wurde im Herbst 1885 mit der Fundamentierung begonnen, sodass am 28. April 1886 der Grundstein für die neue Kirche gelegt werden konnte. Sie wurde vom Dresdner Architekten Christian Gottfried Schramm als neugotische Hallenkirche entworfen und diente als sein Referenzobjekt für zahlreiche weitere Kirchen der Umgebung. Mit 750 Plätzen bot sie 250 Plätze mehr als ihr Vorgängerbau. Die Glockenweihe fand am 12. September 1887 und die Weihe des Gotteshauses am 7. März 1888 statt.

Fast auf den Tag 57 Jahre nach der Kirchweihe – am 5. März 1945 – wurde sie durch Bombenangriffe völlig zerstört. Das 1922 erneuerte Geläut – die zwei größten der drei Bronzeglocken fielen 1917 einer Metallspende zum Opfer – konnte geborgen werden und wurde nach Thum ins Erzgebirge überführt. Ihre Ruine wurde 1947 beseitigt.

Heute nutzt die Kirchgemeinde “St. Nikolai-Thomas” die ehemalige Kapelle auf dem Nikolaifriedhof, welche als Kirche geweiht wurde.

Ausstattung

Zwei Jahre nach ihrer Vollendung, 1890, erhielt die Nikolaikirche ihren schönsten äußeren Schmuck: fünf Statuen über dem Portal, Christus und die vier Evangelisten darstellend, ein Geschenk des Königlich Sächsischen Ministeriums des Inneren aus den Mitteln des Kunstfonds. Die Ausführung der Statuen war vom Akademischen Rat in Dresden den dort ansässigen Bildhauern Rudolph Hölbe (* 1848) und Eppler übertragen worden.[1]

Den Innenraum der Kirche schmückten die figürlichen Farbverglasungen, die nach Entwürfen des Dresdner Historienmalers Anton Dietrich von E. Beck in Herrnhut entworfen und von dem Dresdner Glasmaler Bruno Urban (1851–1910) ausgeführt wurden. Das Altarrelief mit dem Motiv des heiligen Abendmahls stammt von dem Dresdner Bildhauer Oskar Rassau, geschnitzt wurde es von A. Trache in Dresden.[1]

Die Orgel, die 27 klingende Stimmen besaß, wurde von den Dresdner Hoforgelbauern Gebr. Jehmlich erbaut, das 2469 Kilogramm schwere Es-Dur-Geläute von C. Albert Bierling in Dresden gegossen.[1]

Geläut

Auf dem Nikolaifriedhof wurde im Jahre 1963 ein zweigeschossiges Glockenhaus errichtet. Das von einem Satteldach bedeckte Gebäude beherbergt eine geräumige Glockenstube, in der ein dreistimmiges Bronzegeläut hängt. Die Glocken wurden 1963 in Apolda gegossen, ihre Weihe erfolgte am 6. April desselben Jahres. In Erinnerung an das Geläut, welches von 1887 bis 1917 im Turm der Nikolaikirche hing, wählte man für diese neuen Glocken den Es-Dur-Dreiklang. Sie tragen folgende Inschriften:

  • Glocke 1 (1500 kg): "O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort. Kirchgemeinde St. Nikolai-Thomas seit 1945."
  • Glocke 2 (750 kg): "Betet ohne Unterlass. Kirchgemeinde St. Nikolai 1331-1945"
  • Glocke 3 (400 kg): " Tröstet, tröstet mein Volk. Kirchgemeinde St. Thomas 1911-1945".

Die Glocken hängen an geraden Jochen in einem dreifeldrigen Stahlglockenstuhl und werden elektrisch geläutet.

Literatur

  • Richter, Jörn; Weber, Stefan (Hg.): Vom Klosterdorf zur Industrievorstadt. Eine Chemnitzer Stadtteilgeschichte zu Kappel und Umgebung. Chemnitz 1999.
  • Zöllner, Wilhelm: Chemnitz am Ende des XIX. Jahrhunderts. Körner & Lauterbach, Lithographische Kunstanstalt, Buch- und Steindruckerei, Photographie und Autotypie, Chemnitz 1900, Reprint Chemnitz 1999.

Einzelnachweise

  1. a b c Wilhelm Zöllner:Chemnitz am Ende des XIX. Jahrhunderts. Körner & Lauterbach, Lithographische Kunstanstalt, Buch- und Steindruckerei, Photographie und Autotypie, Chemnitz 1900, Reprint [der Ausg.] Verl. Heimatland Sachsen, Chemnitz 1999, S.83, ISBN 3-910186-30-0.

Weblinks

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