St. Vicelin (Neumünster)

St. Vicelin (Neumünster)
Die Vicelinkirche von Südwesten

Die Vicelinkirche in Neumünster (Bauzeit: 1829 – 1834) steht im Südosten des ältesten Siedlungskerns Kleinflecken. Das Flüsschen Schwale macht dort einen Bogen, in dessen Mitte sich das beeindruckende Bauwerk erhebt, das Wahrzeichen der Stadt Neumünster. Die Emporensaalkirche gilt als bedeutendster klassizistischer Kirchenbau in Schleswig-Holstein. Der Entwurf stammt vom Kopenhagener Oberbaudirektor Christian Frederik Hansen.

Inhaltsverzeichnis

Der Bau

Der Bau ist mit gelben Backsteinen ausgeführt. In das mit einem Walmdach gedeckte Schiff ist der quadratische Westturm halb eingebunden. Das gestaffelte Obergeschoss des Turmes schließt mit einer Kuppel auf zylindrischer Laterne ab. Über den hohen Rechteckfenstern an den Seitenwänden des Kirchenschiffs liegen etwas breitere Halbrundfenster. Eingefasst sind die Fenster von flachen Risaliten, die in eine Rundbogenblende übergehen.

Die Baugeschichte

  • Der erste Bau an Stelle der heutigen Vicelinkirche war vermutlich eine einfache Holzkirche, die Bischof Ansgar im 9. Jahrhundert bauen ließ.
  • 1127 gründete der Mönch Vicelin in Neumünster ein Augustiner-Chorherrenstift als Missionsstützpunkt für den Norden. Wenig später, im Jahr 1136, entstand im Schwalebogen am Kleinflecken eine imposante Kirche, die Bartholomäuskirche. Die Stadt Neumünster ist nach diesem Bau benannt: Novum monasterium, das „Neue Münster“. Überfälle der Wenden richteten mehrfach Zerstörungen an Kirche und Kloster an, die aber wieder behoben wurden.
  • 1330 siedelte das von Vicelin gegründete Stift nach Bordesholm um. Die Bartholomäuskirche wurde danach noch Jahrhunderte lang als Kirche für das Kirchspiel Neumünster genutzt. Allerdings war sie im Jahr 1762 so baufällig, dass die Glocke aus der Verankerung riss und auf die Kirche stürzte.
  • Die Kirche wurde schließlich durch einen Neubau ersetzt, der den Namen Vicelinkirche erhielt. Der Kopenhagener Oberbaudirektor Christian Frederik Hansen entwarf das streng klassizistische, protestantische Gotteshaus, das zwischen 1829 und 1834 gebaut wurde.

Das Innere

Der Kirchenraum mit Blick auf den Altar

Die Raumgliederung

Der Innenraum ist dreischiffig. Das Hauptschiff ist mit einer Kassettendecke versehen. Es wird durch dorische Säulen von den Seitenschiffen abgegrenzt, die zusammen mit pfeilerartigen Wandstücken das umlaufende Gebälk tragen. Die Säulen, die über die eingeschobene Empore hinausgehen, sich also über zwei Stockwerke erstrecken, werden auch als Kolossalsäulen bezeichnet. Über dem umlaufenden Gebälk befindet sich eine zweite Empore hinter großen Rundbogenöffnungen.

Der Kanzelaltar

Die Altarwand ist ebenso gegliedert wie die Abgrenzung zu den Seitenschiffen. Zwischen zwei Kolossalsäulen steht der schlichte Altartisch, darüber das Altarbild und der gerundete Kanzelkorb. Diese Anordnung wird als Kanzelaltar bezeichnet.

Die Taufe

Die spätklassizistische, hölzerne Taufe, in weiß und gold gehalten, steht fast in der Mitte des Hauptschiffs. Sie besteht aus einem kannelierten Schaft, der ein flaches Becken trägt. Das Ganze ruht auf einem quadratischen Fuß. Palmetten und geflügelte Engelsköpfe bilden Verzierungen. Die silberne Taufschale ist innen vergoldet.

Die Taufe, deren Meister und Entstehungsjahr unbekannt sind, stammt aus der Frauenkirche in Kopenhagen. Dänische Königskinder sollen darin getauft worden sein. Die Kopenhagener Frauenkirche wurde nach einem englischen Raketenbeschuss bei der Zweiten Seeschlacht von Kopenhagen 1807 zerstört und ebenfalls von Hansen neu erbaut. Sie erhielt im Rahmen des klassizistischen Gesamtkonzepts ihrer Innenausstattung einen neuen marmornen Taufstein (Taufengel) von Bertel Thorvaldsen.

Das Relief “Jesus segnet die Kinder“

Über dem Eingang von der Turmhalle zum Kirchenraum ist ein Relief eingelassen. Es stammt aus der Werkstatt des Bildhauers Bertel Thorvaldsen und zeigt die biblische Szene, in der Jesus die Kinder segnet. Das 90 cm x 160 cm große Kunstwerk besteht aus Ton und wurde um 1837 geschaffen.

Die Taufe
Das Relief "Jesus segnet die Kinder"

Quellen

  • Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster 1982. ISBN 3-529-02627-1
  • Johannes Hugo Koch: Schleswig-Holstein. Köln 1989. ISBN 3-7701-0936-8

Weblinks

54.079.98416666666677Koordinaten: 54° 4′ 12″ N, 9° 59′ 3″ O


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