Hessisches Staatsarchiv Darmstadt

Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
Haus der Geschichte

Das Hessische Staatsarchiv Darmstadt ist eines von drei Staatsarchiven in Hessen und zuständig für Süd- und Teile Mittelhessens.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Hessische Staatsarchiv Darmstadt ist hervorgegangen aus der im 16. Jahrhundert eingerichteten Kanzleiregistratur der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die sich zum Hof - und Staatsarchiv des Großherzogtums Hessen entwickelte. Seit 1725 war es im einstigen Residenzschloss der Landgrafen und Großherzöge in Darmstadt untergebracht. Mit dem Wandel der Staatsformen wurde es nach 1918 das „Hessische Staatsarchiv“ des Volksstaates Hessen. Das Schloss wurde – wie die gesamte Darmstädter Innenstadt - bei der Bombardierung Darmstadts im September 1944 schwer getroffen und erlitt erhebliche Verluste. Im Zuge der Gründung des Bundeslandes Hessen wurde das Archiv 1946 regionales Staatsarchiv für den Bereich des Regierungsbezirks Darmstadt.

Bestände

Insgesamt umfasst die Überlieferung des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt eine Zeitspanne von der Karolingerzeit bis zur Gegenwart. Dabei werden inzwischen nicht nur schriftliche Zeugnisse bewahrt, sondern auch Ton- und elektronische Datenträger.

Aus der Zeit vor 1945 verwahrt das Staatsarchiv Darmstadt die Überlieferung der Behörden der Landgrafschaft, des späteren Großherzogtums und anschließenden Volksstaates Hessen und seiner Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen von 1820 bis 1945. Hinzu treten Bestände von Territorien des Alten Reichs die in Hessen-Darmstadt aufgegangen sind, wie z. B. Ritterschaft und Burg Friedberg, Grafschaften Schlitz, Solms-Rödelheim, Hanau-Lichtenberg, Erbach-Schönberg sowie Teilbestände aus Territorien, die nur teilweise an Hessen-Darmstadt gefallen sind, wie z. B. Kurfürstentum Mainz, Bistum Worms, Mittel- und Oberrheinische Reichsritterschaft.

Wichtige Ergänzungen zur staatlichen Überlieferung bieten neben den im Staatsarchiv Darmstadt verwahrten Archiven verschiedener Standesherrschaften und Adelsfamilien, so z. B. der Familie von Riedesel, Dalberg, Pretlack, Wolff von Todenwarth, Wurmser von Vendenheim, auch zahlreiche Nachlässe, etwa von Heinrich von Gagern, Karl du Bos du Thil, Reinhard von Dalwigk, Carl Ulrich, Wilhelm Leuschner und Ludwig Bergsträsser.

Weiter findet sich hier eine umfangreiche Karten- und Planabteilung und die Bildersammlung.

Die im Großherzoglichen Haus- und Familienarchiv verwahrten Briefe und Sammlungen spiegeln die dynastische Verflechtung des Hauses Hessen-Darmstadt mit dem europäischen Hochadel wider.

Heute liefern Behörden und Gerichte des Landes Hessen und Bundesbehörden im Regierungsbezirk Darmstadt ihre zu archivierenden Unterlagen im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt ab. Auch Schriften von Parteien, Verbänden und Vereinen sowie zeitgeschichtliche Dokumentation wurden und werden archiviert.

Der Umfang der Bestände bemisst sich aktuell auf über 27,7 laufende Regalkilometer. Zu dem Bestand zählen etwa 44.000 Urkunden ab dem Jahr 867 und circa 305.000 Karten, Pläne und Plakate.[1]

Findmittel

Es gibt eine 1997 gedruckte Beständeübersicht. Sie ist auch im Internet über die Archivdatenbank HADIS abrufbar (siehe "Weblinks") und wird dort laufend aktualisiert.

In HADIS sind außerdem nahezu sämtliche Findmittel des Staatsarchivs recherchierbar (zurzeit mehr als 1,7 Millionen Datensätze), soweit ihre Veröffentlichung nicht aus rechtlichen Gründen ausgeschlossen ist.

An Ort und Stelle werden weitere frei zugängliche Find- und Hilfsmittel bereitgestellt. Die Ergebnisse der archivischen Arbeit werden darüber hinaus in der Reihe Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt“ (zurzeit mehr als 60 Bände) veröffentlicht.

Haus der Geschichte

Seit 1993, als der „Moller-Bau“, das ehemalige Hof- und Landestheater, als Archivzweckbau neu errichtet wurde, bilden dort

zusammen unter einem Dach das Haus der Geschichte.

1817 hatte Georg Moller das Theater in klassizistischem Stil errichtet. 1879 wurde es umgebaut, im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die wenigen an den Originalzustand wieder angenäherten historischen Räume, wie der Karolinensaal, werden regelmäßig durch Vorträge und andere kulturelle Veranstaltungen öffentlich genutzt.

Das Staatsarchiv wurde 2010 von 718 Nutzern (2009: 732) mit insgesamt 2.249 Benutzertagen (2009: 2.469) besucht.[2]

Sonstige Aktivitäten

  • Das archivpädagogische Angebot richtet sich gezielt an Lehrer und Schüler. Es führt in die Nutzung eines Archivs ein und bietet Fortbildungsseminare. Die archivpädagogisch konzipierten Dokumentenmappen „Geschichte im Archiv“ bereiten Quellen in Faksimile-Edition auf und kommentieren sie.
  • Angeboten werden regelmäßige Führungen durch das Staatsarchiv (in der Regel jeden 1. Montag im Monat um 18 Uhr).
  • Mit dem Historischen Verein für Hessen wird im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt die seit 1834 erscheinende Zeitschrift „Archiv für hessische Geschichte“ herausgegeben.
  • Die Historische Kommission für Hessen publiziert landesgeschichtliche Quellen und Monographien.
  • Das Staatsarchiv beteiligt sich zusammen mit dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt am Fest der offenen Türen in Darmstadt.

Literatur

  • Georg Fink: Geschichte des Hessischen Staatsarchivs zu Darmstadt. Darmstadt 1925.
  • Vom Hoftheater zum Haus der Geschichte. Darmstadt 1994.
  • Die Bestände des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt. Darmstadt 1997.
  • Tätigkeitsbericht[e] der Hessischen Staatsarchive, Marburg, Wiesbaden, Darmstadt 2007ff

Siehe auch

Weblinks

Staatsarchiv

Verwandte Institutionen

Einzelnachweise

  1. Tätigkeitsbericht der Hessischen Staatsarchive 2010, S. 43.
  2. Tätigkeitsbericht der Hessischen Staatsarchive 2010, S. 44.
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