Stabringkanone

Stabringkanone
Mons Meg: Riesengeschütz steht heute in Edinburgh
Zar Puschka: Größte gegossene Steinbüchse, wurde vermutlich nie abgefeuert und diente ausschließlich zu repräsentativen Zwecken. Die Lafette wurde später hinzugefügt.

Steinbüchsen waren die ersten Geschütze, die ab dem 14. Jahrhundert mit Schwarzpulver verwendet wurden. Der kleinste heute bekannte Kugeldurchmesser beträgt 12 cm, während Riesengeschütze wie z. B. der „Pumhart von Steyr“ mit 80 cm oder die Zarenkanone mit 89 cm zu den größten Steinbüchsen zählen.

Kleinere Steinbüchsen wurden schon zu Beginn des 15. Jh. aus Bronze gegossen, die schweren Belagerungsgeschütze waren aber alle aus Schmiedeeisen. Das damalige Gusseisen war der hohen Beanspruchung durch die großen Pulverladungen, die man brauchte, um Mauern zu brechen, nicht gewachsen. Daher wurden die Geschütze als Stabringgeschütz ausgeführt. Die Geschütze bestehen aus rechteckigen/trapezförmigen Eisenstäben, die im Kreis gelegt wurden und auf die glühende eiserne Ringe aufgezogen wurden, die beim Erkalten die Eisenstäbe an ihrer Position hielten. Der Schmied erstellte ein Holzmodell, meistens ein Stamm, um den er das Geschütz aufbaute. Diese Einzelstücke bekamen alle eigene Namen, die sie kennzeichneten, wie die auf dem Bild zu sehende „Mons Meg“ oder die „Dulle Griet“, heute in Gent zu bestaunen.

Charakteristisch für Steinbüchsen ist die Zweiteilung in Kammer und Flug. Die Kammer wurde mit dem Pulver gefüllt und hatte eine meist wesentlich größere Wandstärke als der Flug, der die Steinkugel aufnahm. Diese Zweiteilung war nicht nur optischer Art, sondern war meist als Schraubvorrichtung ausgeführt, um die tonnenschweren Geschütze auch noch transportieren zu können.

Gegen 1400 lassen sich die Steinbüchsen in drei Arten unterteilen:


Bezeichnung Kugeldurchmesser
Leichte Steinbüchsen ca. 12–20 cm
Schwere Steinbüchsen ca. 25–45 cm
Riesengeschütze ca. 50–80 cm


Steinbüchsen waren schwierig zu bedienen und für die Büchsenmeister auch gefährlich; es kam nicht selten vor, dass ein Geschütz barst und die umherfliegenden Eisenteile die Geschützmannschaften töteten. Der Wert der Steinbüchsen war aber trotzdem sehr hoch, da es keine Stadtmauer oder Burgmauer gab, die den bis zu 340 kg schweren Geschossen standhalten konnte. Die Geschütze waren auch sehr teuer in der Anschaffung, sodass nicht jede Stadt oder Armee sich eine Steinbüchse leisten konnte, weshalb Steinbüchsen oft verliehen wurden, denn wenn eine Armee mit einer Steinbüchse vor einer Stadt auftauchte, ergab sich die Stadt oft, ohne dass ein Schuss abgefeuert werden musste. So konnten französische Truppen unter Karl VII. von Mai 1449 bis August 1450 mit Hilfe von Steinbüchsen über siebzig englische Stützpunkte in der Normandie erobern, da allein das Aufstellen der Geschütze Drohung genug war. Die Städte ergaben sich reihenweise, ohne dass ein Schuss abgefeuert werden musste.

Der Vorgang des Schussabgebens war auch sehr aufwendig. Die Kugel musste verpisst und verschoppt werden, d.h. die Treibladung wurde abgedichtet und die Kugel im Flug verdämmt. Die Kugel wurde mit Keilen und Lehm im Flug festgesetzt, damit möglichst wenig Gase an der relativ ungleichmäßigen Steinkugel vorbeiströmten. Mehr als einen Schuss pro Tag abzugeben, war zumindest 1437 noch so ungewöhnlich, dass ein Büchsenmeister in Metz, der in diesem Jahr drei Schüsse auf drei verschiedene Ziele an nur einem Tag abgab und zu allem Überfluss auch noch traf, genötigt wurde, eine Pilgerfahrt nach Rom zu unternehmen, da er ja nur mit dem Teufel im Bunde stehen könne.

Die auf dem Bild abgebildete Mons Meg ist 4 m lang und verschoss 175 kg schwere Steinkugeln oder 526 kg schwere Eisenkugeln. Einem Bericht aus dem 15. Jahrhundert zufolge schoss sie mit 45° Erhöhung und 47,6 kg gut verdämmtem Schwarzpulver eine Eisenkugel 1.287 m und eine Steinkugel 2.621 m weit. Die Lafette ist nicht Original, da das Geschütz ein Legstück ist, d.h. das Geschütz wurde in einem eigens dafür geschaffenen Rahmen aus Holz auf dem Boden verspannt und ausgerichtet.

Mitte des 15. Jahrhunderts ließen sich die Belagerungsgeschütze in vier Arten einteilen:

Die schweren und mittelschweren Steinbüchsen wurden unter dem Begriff Hauptbüchsen zusammengefasst. Notbüchsen hatten lange Rohre und ein mittleres Kaliber und verschossen Eisenkugeln, während die Viertelbüchsen Eisenkugeln von einem Viertel des Gewichtes einer Hauptbüchsensteinkugel verschossen.


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