Lafette

Lafette
Bombarde auf Blocklafette
Kanone auf Wandlafette.
Transportable Panzerabwehrlenkwaffe AT-13 Saxhorn-2 auf einer Klapplafette.
Karronade auf pivotierter Gleitlafette.

Eine Lafette (von franz. l'affût, älter l'affust zum altfranz. fust = Schaft, Stange) ist ein meist fahrbares Gestell, auf dem eine Waffe montiert werden kann. Eine lafettierte Waffe kann genauer gerichtet und der Rückstoß kann gemindert werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte der Lafetten ist eng an die Geschichte der Geschütze gebunden, da Geschütze im Gegensatz zu Handfeuerwaffen immer eine feste Unterlage benötigen. In diese Unterlage integriert sind die Vorrichtungen zur Höhen- und Seitenrichtung. Die einfachsten Lafetten, wie für die Infanteriewaffe des Granatwerfers, bestehen nur aus einem größeren Brett mit Tragegriffen und Halterungen für das Rohr.

Die ersten Bombarden wurden auf festen Gestellen aus Holzbalken und ähnlichem montiert. Ein Schildzapfen auf beiden Seiten des Rohres ermöglichte später die Höhenrichtung. Mit der Entwicklung der Feldartillerie wurden die Lafetten, immer noch aus Holz, mit großen Rädern versehen und waren auf Pferdezug ausgelegt. Bei der Schiffsartillerie waren die großen Radlafetten eher hinderlich, hier wurde die Größe der Räder verkleinert und den niedrigeren Deckshöhen angepasst. Auch setzte man hier später Gelenklafetten ein.

Für den Marsch wurde das Geschütz aufgeprotzt, d. h., die Lafette wurde mit der sogenannten Protze verbunden, einem einachsigen Karren, vor den die Pferde gespannt wurden (Geschütze werden rückwärts gezogen). Um das Geschütz wieder feuerbereit zu machen, musste es vorher wieder abgeprotzt werden.

Mit dem Siegeszug des Stahls im Geschützbau wurden daraus auch die Lafetten hergestellt. Die Einführung des Rohrrücklaufes machte es in Verbindung mit dem an der Lafette angebrachten Sporn möglich, die nun beim Schuss ruhigstehende Lafette mit einem Schutzschild zu versehen.

Ein weiterer Entwicklungsschritt war die Erfindung der Spreizlafette, deren Lafettenschwanz zum Transport zusammengeklappt, in Stellung jedoch gespreizt wurde, so dass man bis zu einem Winkel von 45° je Seite schießen konnte, ohne das gesamte Geschütz drehen zu müssen. Zuvor war der Seitenrichtwinkel auf etwa 5° je Seite beschränkt.

Für sehr schwere Geschütze wurden Lafetten benutzt, die auf Eisenbahnschienen laufen, die sogenannten Eisenbahngeschütze. Diese Lafetten sind nicht drehbar und daher auf Kurven der Eisenbahnschienen angewiesen, auf denen sie in die jeweils erforderliche Schussrichtung gefahren wurden. Solche sogenannten Schießkurven wurden bei Bedarf speziell angelegt. Aufgrund der extremen Belastungen wurden teilweise besondere Verstärkungen am Gleis vorgenommen.

Die Motorisierung ermöglichte beim Feldgeschütz eine selbstfahrende und damit stärker gepanzerte Lafette (Selbstfahrlafette). Die Entwicklung reichte bis zur Erfindung des Panzers, der im Prinzip eine schwergepanzerte Lafette mit Drehturm darstellt. Im Gegensatz dazu sind Sturmgeschütze nicht mit Drehtürmen ausgestattet.

Bei Begräbnissen von höheren Militärpersönlichkeiten und bei Staatsbegräbnissen mit „militärischen Ehren“ dient oft eine Geschützlafette mit Protze zum Transport des Sarges während des Trauerumzugs.

Spezielle Formen

  • Blocklafette: Lafette, die sogenannte „Legstücke“, also Steinbüchsen, in einem festen Rahmen, der „Lade“, aufnehmen kann und so mobiler macht. Sie hat keine Schildzapfen. Man unterscheidet die in den Lafettenschwanz auslaufende „Unterlade“ und die auf ihr liegende „Oberlade“ mit dem Geschütz.
  • Burgunderlafette: Nur für leichte Geschütze des 15. bis 16. Jahrhunderts. Ein langgestrecktes Stück Holz, auf dem das Geschütz montiert ist (Oberlade), das wiederum beweglich auf einem Untergestell montiert war. Am Ende der Oberlade befanden sich zwei Richthörner. Der Rückstoß wurde durch den Drehpunkt der Oberlade und die Richthörner aufgefangen.
  • Wandlafette: Die Erfindung der Schildzapfen ermöglichte die Wandlafette. Sie bestand aus zwei parallelen Wandrahmen, die fest verstrebt miteinander verbunden waren und in ihrem rückwärtigen Teil gemeinsam den Lafettenschwanz bildeten (siehe Bild). Das Geschützrohr lag mit den Schildzapfen in einer Mulde der Wände und wurde nach oben mit Eisenbändern so fixiert, dass es nicht aus den Mulden springen konnte. Eine Verbesserung war die Höhenrichtschraube. Dies sollte für viele Jahrhunderte die gebräuchlichste Form der Lafette bleiben. Es existierten zwei Formen von Wandlafetten. Die ältere Variante entspricht der auf dem ersten Bild gezeigten Kanone mit parallelen Wänden. Bei der neueren Variante, „à l'Anglaise“ (Englischer Art) verjüngte sich die Lafette nach hinten und endete am „Protzöhr“, dem Ring, welcher am Haken der Protze eingehängt wurde. Diese Lafettenart wurde auch aus Eisen hergestellt und noch im Ersten Weltkrieg verwendet. Beim Schuss lief das ganze Geschütz einige Meter nach hinten und musste jedes Mal wieder in Stellung gebracht werden. Gegen Ende des 19. Jahrhundert wurde am Lafettenschwanz ein beweglicher Spaten angebracht, welcher in die Erde eingerammt wurde und das Geschütz durch Federkraft wieder in Stellung brachte. Das System bewährte sich nicht. Erst mit dem französischen System Deport, erstmals verwirklicht in der Canon de 75 mle 1897, wurde das Problem gelöst. Das Rohr lag nicht mehr direkt auf der Lafette, sondern auf einer Wiege, auf der es zurückglitt, durch einen Öldämpfer gebremst und durch komprimiertes Gas (System Deport) oder Federkraft (Krupp) wieder nach vorn gebracht wurde. Neben schnellerem Schießen erlaubten diese neueren Lafetten auch eine gewisse Seitenkorrektur.
  • Pivotlafette: Im 19. Jahrhundert wurden Kanonen und Karronaden auf Kriegsschiffen und in Festungen auf sogenannten „Pivotlafetten“ montiert, die am vorderen Ende, z. B. an der Bordwand, auf einem Zapfen, dem Pivot, gelagert waren und am Ende querstehende Rollen hatte, was ein leichteres Seitenrichten ermöglichte. Karronaden hatten auch keine Schildzapfen mehr sondern eine unter dem Rohr angebrachte Öse, die die Höhenrichtung ermöglichte. Später wurden auch andere Geschütze „pivotiert“.
  • Spreizlafette: Kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf (erstmalig bei der italienischen Canone da campagna M. 12 von 1912). Sie erlaubte ein Absenken der Feuerlinie ohne aufwendige Manöver beim Auf- und Abbau des Geschützes.
  • Kreuzlafette: Lafette in Kreuzform unter dem Geschütz, das so einen Schwenkbereich von 360° erhält. Sie kommt insbesondere bei schweren Geschützen und bei Flak zum Einsatz.
  • Mehrfachlafette: in den Bauformen Zwilling- Drilling- und Vierlingslafette bei der mehrere Rohre nebeneinander montiert sind.
  • Drehringlafette:

Weitere Bedeutungen

In der Medizin wird der Wagen, auf dem der OP-Tisch in den Operationssaal gefahren wird, als Lafette bezeichnet.

Im Güterkraftverkehr bezeichnet Lafette (oft auch „BDF-Lafette“) ein Fahrgestell, das der Aufnahme und dem Transport von austauschbaren Ladungsbehältern, sogenannten Wechselbrücken, dient.

Im Tresorbau ist eine Lafette eine Aufnahme, in die der Tresorschlüssel eingelegt wird. Die Lafette mit Schlüssel wird in die Tresortür eingeschoben, und man kann den Tresor öffnen.

Der ausziehbare Sargladeboden in einem Bestattungskraftwagen (BKW) wird ebenfalls Lafette genannt.

Literatur

Weblinks

 Commons: Lafetten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Lafette – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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