Stadtpfarrkirche St. Magdalena (Scheibbs)

Stadtpfarrkirche St. Magdalena (Scheibbs)
Blick auf die Stadtpfarrkirche

Die Stadtpfarrkirche Scheibbs ist eine römisch-katholische Kirche, die der Heiligen Maria Magdalena geweiht ist und liegt am Rathausplatz im Zentrum von Scheibbs. Sie bildet ein Ensemble mit Schloss, Stadtmauer und Pfarrhof.

Scheibbs ist seit 1322 Pfarre, 1338 schenkte Herzog Albrecht II. den Markt Scheibbs seiner Lieblingsstiftung, dem Kartäuserkloster Gaming. Somit wurde Scheibbs weltliches Verwaltungszentrum der Klosterherrschaft und das Schloss dessen Zentrum. Doch erst ab 1677 wirkte der Kartäuserorden in geistlicher Hinsicht in Scheibbs und zwar in der Klosterkirche St. Barbara, die sich vor dem ehemaligen Wienertor außerhalb der Stadtmauern befindet.

Erst ab 1971 wurde auch die Stadtpfarrkirche mitbetreut, allerdings nur bis 1995. Wegen Priestermangel im Ordensstand mussten die Kapuziner Kloster und Pfarre abgeben. Von 1938 bis 1939 war Kardinal Franz König als Kaplan in Scheibbs tätig. Die Kirche ist in ihren Dimensionen die größte in der Region und wird deshalb „Dom des Erlauftales“ genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Grundmauern des ehemaligen Bruderschaftsgebäudes der „Erzbruderschaft Jesus und Maria des Allerheiligsten Rosenkranzes“

Der Rathausplatz, als Zentrum von Scheibbs einiges höher gelegen als die meisten Häuser der Stadt, war schon relativ früh besiedelt, wie Ausgrabungen Anfang der 90er Jahre belegen. Die mächtige dreischiffige und siebenjochige Hallenkirche wurde allerdings erst Ende des 15. Jahrhunderts – möglicherweise unter Einbeziehung älterer Mauerteile – errichtet. Sie wurde sowohl innen wie außen barockisiert, und auch neogotische Elemente sind im Inneren sichtbar.

Die Kirche wurde in den letzten zehn Jahren außen und innen komplett renoviert und auf die Höhe der Zeit gebracht, das Dach erneuert, sowie die barocke Orgel vom renommierten Straßburger Orgelbauer Kern renoviert und erweitert.

Das Äußere

Stadtpfarrkirche Scheibbs im Größenvergleich mit der Stiftskirche Melk und der größten Kirche Niederösterreichs, der Stiftskirche Lilienfeld

Von außen zeigt sich die Kirche in einer monumentalen Schlichtheit, die ihr die Barockzeit gegeben hat. Nur das Maßwerk der neugotischen Fenster in der Apsis lassen etwas von ihrem ursprünglichen Aussehen erahnen. Auch der an die 60 Meter hohe, wuchtige und nahezu quadratische Turm an der Nordseite weist nur eine spärliche horizontale Gliederung auf. Seinen Abschluss bildet eine barocke Haube mit einer kleinen Laterne. Bei Renovierungsarbeiten Mitte/Ende der neunziger Jahre wurde an der Außenfassade ungefähr in der Mitte des Turmes eine Sonnenuhr freigelegt.

Die Kirche ist in der üblichen West-Ost-Richtung ausgerichtet, westlich schließt das Schloss an, nördlich stößt sie an die Stadtmauer am Schöllgraben, östlich eine spätgotische Ölbergdarstellung in einem barocken Bauwerk. Gleich daneben und auch an die Pfarrkirche anschließend, der Pfarrhof. Er wurde wiederholt erweitert und umgebaut und enthält außer Elementen aus der Gotik auch solche aus der Barockzeit.

Das Innere

Hochaltar
Marienkapelle

Es handelt sich um eine jener spätgotischen Kirchen der niederösterreichischen Eisenwurzenregion, die mit einem besonders reichen Netzrippengewölbe ausgestattet wurden. Das Gewölbe ruht auf Säulen mit Kompositkapitellen, die jedoch aus der Barockzeit stammen. Der vieleckige Chor der Kirche bildet mit dem Langhaus eine beeindruckende einheitliche Raumwirkung.

Die an der Südseite des Langhauses befindliche Rosenkranzkapelle oder Marienkapelle ist mit Stuckaturen und Fresken aus dem 17. Jahrhundert versehen. Auch die übrige Ausstattung der Kirche, der Hochaltar sowie vier weitere Altäre stammen aus der Barockzeit, sie entstanden in der Zeit um 1704. Der zweigeschossige Hochaltar aus derselben Zeit bildet mit den seitlichen Oratorien eine künstlerische Einheit.

Das Altarbild stellt die Kirchenpatronin, die hl. Maria Magdalena, dar: hier gesehen als die Sünderin aus dem Lukasevangelium. Der Name des Künstlers ist jedoch unbekannt. Die vier Glasfenster des Altarraums aus den Jahren 1898 bis 1899 sind ebenfalls der Kirchenpatronin geweiht.Blickt man vom Altarbereich in den Kirchenraum zurück, fällt das barocke Orgelprospekt mit den musizierenden Engeln auf. Die Kanzel ist ungemein prunkvoll gestaltet und hat als künstlerisches Gegengewicht eine im Aufbau gleich konzipierte Darstellung des hl. Nepomuk.

Bei einem Rundgang durch die Kirche erblickt man beachtenswerte barocke Statuen, so an den vorderen Säulen die Figurengruppe Maria und der Verkündungsengel, an zwei hinteren Säulen eine Ölbergszene und eine Pietà. In der Barockzeit wurde der Kirchenraum durch den Anbau von vorhin erwähnten vier Seitenkapellen erweitert, an das linke Seitenschiff sind die Anna-Kapelle und die Nikolaus-Kapelle angebaut. In letzterer beinhaltet das Oberbild des Altars eine schöne Darstellung der vier Nothelfer.

An das rechte Seitenschiff ist eine Kapelle, die das Gedenken an die Verstorbenen wachhalten soll, angefügt: die Arme-Seelen-Kapelle. Als nächste folgt die größte und schönste der Seitenkapellen, die Marien-Kapelle, deren Erbauer der bedeutende Barockarchitekt Joseph Munggenast ist. Die weist Stuckverzierungen und Darstellungen von Anrufungen der Lauretanischen Litanei auf. Das Mittelfresko im Gewölbe zeigt uns eine thronende Madonna mit dem Jesuskind und die Seeschlacht von Lepanto, schrieb man ja den Sieg über die Türkei am 7. Oktober 1571 dem Rosenkranzgebet zu.

Weblinks

 Commons: Stadtpfarrkirche St. Magdalena (Scheibbs) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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