Standseilbahnen Lissabon

Standseilbahnen Lissabon
Ascensor da Lavra (2007)
Ascensor da Glória (2005)
Ascensor da Bica von der Seite (2002)

Drei straßenbahnähnliche Standseilbahnen in Lissabon, der Hauptstadt Portugals, verkehren in der Innenstadt, um die tiefer gelegenen Stadtteile mit höher gelegenen zu verbinden. Diese stellen technisch ein Zwischending aus Standseilbahn und Kabelstraßenbahn dar, denn obwohl sie relativ kurze und steile Strecken befahren, sind ihre Anlagen im Gegensatz zur echten Standseilbahn komplett unter der Straßenoberfläche integriert, ihr Antriebsseil jedoch stets fest mit dem Fahrzeug verbunden.

Dabei handelt es sich um die folgenden drei Bahnen:

  • Ascensor da Lavra  – eröffnet 1884, Spurweite 900 mm, Länge 182 m, Höhendifferenz 43 m, max. Steigung 25,0 % Zeige in Karte38.719166666667-9.14277777777787
  • Ascensor da Glória – eröffnet 1885, Spurweite 900 mm, Länge 265 m, Höhendifferenz 48 m, max. Steigung 18,0 % Zeige in Karte38.715-9.14361111111117
  • Ascensor da Bica    – eröffnet 1892, Spurweite 900 mm, Länge 260 m, Höhendifferenz 45 m, max. Steigung 19,1 % Zeige in Karte38.710277777778-9.14611111111117

Geschichte

Die drei bis heute existierenden Bahnen wurden alle Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, als in Lissabon damit begonnen wurde, die seit 1873 verkehrende Pferdestraßenbahn ab 1890 durch Kabelstraßenbahnen (die es noch bis 1912 gab) und später durch elektrische Straßenbahnen zu ersetzen. Für besonders steile Strecken wurden in den Jahren 1884, 1885 und 1891 in der Innenstadt insgesamt drei straßenbahnähnliche Standseilbahnen gebaut, die über schmale Anliegerstraßen und Häuserschluchten tiefer gelegene Stadtteile mit höher gelegenen verbinden.

Wie auch die Straßenbahnen der Stadt, besitzen die Standseilbahnen von Lissabon eine Spurweite von 900 mm. Ursprünglich wurden die Seile dieser Bahnen mittels Wasserkraft angetrieben, jedoch zwischen 1910 und 1914 im Rahmen des beginnenden Ersatzes der Kabelstraßenbahnen durch elektrische Straßenbahnen auf elektrischen Antrieb umgestellt. Hersteller dieser Bahnen war die Firma Ascensores Mecanicos de Lisboa (Mechanische Aufzüge von Lissabon). Da diese drei Bahnen über das Stromnetz der Straßenbahn Lissabon mitversorgt werden, sind in einigen Straßen trotz der längst erfolgten Einstellung des Straßenbahnbetriebs die Oberleitungen erhalten geblieben.

Betreiber dieser Bahnen ist wie auch für die Straßenbahnen der Stadt der städtische Verkehrsbetrieb von Lissabon mit dem Namen Carris. Trotz ihrer Ähnlichkeit zu den Straßenbahnen werden sie als Ascensor (Aufzug) bezeichnet und im allgemeinen Sprachgebrauch manchmal – wenn auch falsch – Elevador genannt, was eigentlich ein senkrecht fahrender Aufzug ist (siehe z.B. Elevador de Santa Justa).

Die drei Bahnen gelten als äußerst zuverlässig und blieben über ein Jahrhundert lang von Unfällen fast vollständig verschont. Die Wagen wurden in den letzten Jahren häufig zum Ziel von Sprayern, welche die gelb-weißen Lackierungen mehr oder weniger stark verunzierten. Die Bahnen gelten schon seit einiger Zeit als nationale technische Denkmale.

Besonderheiten

Diese praktisch einzigartigen Bahnen stellen eine ingeniöse Kombination aus Standseilbahn und Kabelstraßenbahn dar. Aufgrund der weitgehend einer Standseilbahn entsprechenden Anlagen, die jedoch komplett unter der Straßenoberfläche integriert sind, werden diese Bahnen aufgrund ihres eher straßenbahnmäßigen Aussehens als Straßenbahnähnliche Standseilbahnen bezeichnet.

Die Fahrzeuge verfügen im Gegensatz zu einer Standseilbahn bzw. Kabelstraßenbahn über einen eigenen Antrieb mit je einem Elektromotor pro Achse. Dieser ist im Fahrgestell der Fahrzeuge verborgen und wird über die Fahrschalter an den Enden der beiden Wagen gesteuert. Das Fahren ist nur möglich, wenn von beiden Fahrzeugführern der Fahrschalter betätigt wurde. Andererseits kann jeder der beiden Wagenführer falls erforderlich unabhängig eine Notbremsung einleiten, woraufhin beide Fahrzeuge gleichzeitig zum Stehen kommen.

Das Ausgleichsseil ist bei diesen Bahnen wiederum wie bei den Standseilbahnen immer fest mit dem Fahrzeug verbunden und kann nicht wie bei der Kabelstraßenbahn ausgeklinkt werden. Der elektrische Antrieb der Fahrmotoren erfolgt mit über das Stromnetz der Straßenbahn Lissabon, weshalb in einigen Straßen die Oberleitungen der Straßenbahnen trotz lange zurückliegender Stilllegung dieser Strecken erhalten blieben. Die doppelpoligen Oberleitungen dieser straßenbahnähnlichen Standseilbahnen dienen zur Kopplung der beiden Fahrzeuge in einem Stromkreis.

Eine weitere Besonderheit ist die Verlegung der Schienen, da nicht wie bei einer normalen Standseilbahn ein Ausweich-Gleis mit einer Abtschen Weiche gewählt wurde. Hier hat jeder Wagen einen eigenen Gleiskörper, der leicht versetzt zum Anderen verläuft, also eine Gleisverschlingung bilden. An der Ausweichstelle scheren die Gleise nach links und rechts aus, um ein Passieren der Wagen zu ermöglichen.

Die Wartung der Fahrzeuge fällt ebenfalls etwas aus dem Rahmen. Diese erfolgt nicht in der Hauptwerkstatt der Straßenbahn, sondern vor Ort auf der Strecke unter freiem Himmel, da der Ab- und Rücktransport der Wagen viel zu umständlich wäre. Für die großen Inspektionen werden die Wagenkästen von den Fahrgestellen getrennt, bei Bedarf wird auch an Ort und Stelle (nach)lackiert. Für diese Arbeiten wird die jeweilige Bahn für die entsprechende meist relativ kurze Zeitspanne eingestellt.

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