- Standseilbahnen in Lissabon
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Die drei Standseilbahnen in Lissabon, portugiesisch Ascensores de Lisboa (übersetzt Aufzüge von Lissabon), verkehren in der portugiesischen Hauptstadt, um tiefer gelegene Teile der Altstadt mit höher gelegenen zu verbinden. Außer mit der Standseilbahn sind sie auch mit der konventionellen Straßenbahn technisch verwandt. Obwohl sie relativ kurze und steile Strecken befahren, sind ihre Seile – im Gegensatz zu Standseilbahnen – vollständig unter der Straßenoberfläche verborgen. Im Gegensatz zu einer Kabelstraßenbahn ist das die Wagen über eine Seilscheibe verbindende Seil stets fest mit dem Fahrzeug verbunden. Wie bei einer Straßenbahn erfolgt der Antrieb mittels Adhäsion über die Räder der Wagen. Das Seil dient lediglich dem Massenausgleich zwischen dem tal- und dem bergwärts fahrenden Wagen, dabei wird weniger Energie zum Bergauffahren benötigt.
Es handelt sich um die folgenden drei Bahnen, alle verfügen – wie die Straßenbahnen der Stadt – über eine Spurweite von 900 Millimetern:
- Ascensor da Lavra – eröffnet 1884, Länge 182 m, Höhendifferenz 43 m, max. Steigung 25,0 %, Karte38.719166666667-9.1427777777778
- Ascensor da Glória – eröffnet 1885, Länge 265 m, Höhendifferenz 48 m, max. Steigung 18,0 %, Karte38.715-9.1436111111111
- Ascensor da Bica – eröffnet 1892, Länge 260 m, Höhendifferenz 45 m, max. Steigung 19,1 %, Karte38.710277777778-9.1461111111111
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die drei Bahnen wurden gebaut, um auch diejenigen Stadtteile Lissabons erschließen zu können, die von der ab 1873 verkehrenden Pferdestraßenbahn wegen der starken Steigungen nicht bedient werden konnten. Sie verkehren durch schmale Anliegerstraßen und wurden ursprünglich mittels Wasserballast angetrieben. Im Zuge des beginnenden Ersatzes der seit 1890 verkehrenden Kabelstraßenbahn durch elektrische Straßenbahnen wurden schließlich auch die Standseilbahnen zwischen 1910 und 1914 auf elektrischen Antrieb umgestellt. Genau wie die Straßenbahn fahren auch sie mit 600 Volt Gleichstrom. Hersteller der Bahnen war die Firma Ascensores Mecanicos de Lisboa, deutsch Mechanische Aufzüge von Lissabon.
Betreiber der Standseilbahnen ist, wie auch für die Straßenbahnen der Stadt, der städtische Verkehrsbetrieb Carris. Trotz ihrer Ähnlichkeit zu den Straßenbahnen werden sie als Ascensor (Aufzug) bezeichnet und im allgemeinen Sprachgebrauch manchmal auch Elevador genannt, was eigentlich ein senkrecht fahrender Aufzug ist (beispielsweise der Elevador de Santa Justa).
Die drei Bahnen gelten als äußerst zuverlässig und blieben über ein Jahrhundert lang von Unfällen fast vollständig verschont. Die Wagen wurden in den letzten Jahren häufig zum Ziel von Sprayern, welche den gelb-weißen Lack beschädigten. Die Bahnen gelten schon seit einiger Zeit als nationale technische Denkmale.
Besonderheiten
Die Fahrzeuge verfügen über je einen Elektromotor pro Achse. Dieser ist im Fahrgestell der Fahrzeuge integriert und wird über die Fahrschalter in den Führerständen der beiden Wagen gesteuert. Das Fahren ist nur möglich, wenn beide Fahrzeugführer den Fahrschalter betätigen. Andererseits kann jeder der beiden Wagenführer – falls erforderlich – unabhängig eine Notbremsung einleiten, woraufhin beide Fahrzeuge gleichzeitig zum Stehen kommen. Zum Fahren werden die Motoren beider Wagen in Reihe geschaltet. Aus diesem Grund verfügen die Standseilbahnen über zweipolige Oberleitungen, wobei die Minusleitung des ersten Wagens unmittelbar mit der Plusleitung des zweiten verbunden ist.
Die drei Standseilbahnen werden über das Stromnetz der Straßenbahn Lissabon mitversorgt. Daher sind in einigen Straßen trotz des dort eingestellten Straßenbahnbetriebs die Oberleitungen als Speiseleitungen für die Standseilbahnen erhalten geblieben. Beim Ascensor da Glória erfolgt die Versorgung über die Oberleitung der bis 1995 betriebenen ehemaligen Linie 24, beim Ascensor da Lavra über den bereits 1920 stillgelegten, kurzen Abschnitt Torel–Campo Mártires da Pátria der ehemaligen Linie 4.[1] Der Ascensor da Bica wird über die Oberleitung der noch in Betrieb stehenden Linie 28E versorgt.
Eine weitere Besonderheit ist die Verlegung der Schienen, da nicht wie bei einer normalen Standseilbahn ein Ausweichgleis mit einer Abtschen Weiche gewählt wurde. Hier hat jeder Wagen ein eigenes Gleis, das leicht versetzt zum anderen verläuft, also eine Gleisverschlingung bildet. An der Ausweichstelle scheren die Gleise nach links und rechts aus, um eine Begegnung der Wagen zu ermöglichen.
Die Wartung der Fahrzeuge erfolgt nicht in der Hauptwerkstatt der Straßenbahn, sondern vor Ort im Freien, da der Ab- und Rücktransport der Wagen zu umständlich wäre. Für große Inspektionen werden die Wagenkästen von den Fahrgestellen getrennt, bei Bedarf wird auch vor Ort lackiert. Für diese Arbeiten wird der Betrieb der jeweiligen Bahn eingestellt.
Weblinks
Commons: Standseilbahnen in Lissabon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Standseilbahnen von Lissabon bei Trampicturebook mit Bildern
- Geschichte der Lissaboner Standseilbahnen (portugiesisch)
Einzelnachweise
Kategorien:- Standseilbahn
- Spurweite 900 mm
- Verkehr (Lissabon)
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