Stanislovas Rapalionis

Stanislovas Rapalionis

Stanislaus Rapagelanus, auch Lituanus, litauisch: Stanislovas Rapalionis (* um 1485; † 13. Mai 1545 in Königsberg) evangelischer Theologe der Reformationszeit

Leben

Mit dem litauischen Bibelübersetzer Dr. Abraham Culvensis verwandt, entstammt Stanislaus Lituanus, wie er in den Quellen meist genannt wird, einer litauischen Adelsfamilie. Was der Name Rapagelanus bedeutet, bleibt ungeklärt. Die Herkunft, Jugend und Bildung des jungen Litauers liegen im Dunkel. Wir hören nur, dass er in Krakau studiert und dort den Grad des Baccalaurus erlangt hat. Als in Polen die Verfolgung der Evangelischen einsetzte, wird er ebenso wie Abraham Culvensis in Preußen Zuflucht gesucht haben. Herzog Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach nahm ihn unter seine Stipendiaten auf und schickte ihn zum Studium nach Wittenberg.

Am 22. März hatte er sich immatrikuliert und machte aufgrund seiner Begabung rasche Fortschritte Nachdem er den akademischen Grad eines Lizentiaten 1544 erworben hatte, promovierte er zusammen mit Theodor Fabricius unter Martin Luthers Vorsitz am 29. Mai 1544 zum Doktor der Theologie. Der Herzog mahnte ihn schon vorher an die Rückkehr, erlaubte ihm aber auf Johannes Bugenhagens Fürsprache hin, den Sommer über noch dort zu bleiben. Er gab hier Vorlesungen in Hebräisch und wurde am 11. Juni 1544 endgültig zurückberufen, um eine theologische Professur an der Universität in Königsberg zu übernehmen. Rapagelanus hatte Bugenhagen und Philipp Melanchthon nahe gestanden, aber auch Luther kannte ihn und hatte als Dekan zu seiner Promotion mit besonderem Anschlag eingeladen. Mit Empfehlungsschreiben Melanchthons versehen, begab er sich nach Königsberg und las dort zuerst über die Psalmen.

Als sprachbegabter, theologisch gegründeter Mann, der die Wittenberger Lehre treu einhielt, und als lauterer Charakter hat sich Rapagelanus in Königsberg sehr bald Achtung und Ansehen erworben. Von ihm liegt eine Abhandlung „De ecclesia“ vor, in der er das Wesen der Kirche im Sinne der Confessio Augustana und der Schmalkaldischen Artikel erläutert. Bei der Eröffnung der Universität Königsberg war er der erste Theologe. Seine Vorlesungen fanden große Beachtung und wurden selbst vom Herzog besucht. Ein Brief an Paul Speratus zeigte ihn als gebildeten, urteilsfähigen Theologen von milder Richtung, der über allen Streitigkeiten stand. In allen Fragen, die das polnisch-litauische Nachbargebiet betrafen, konnte er dem Bischof ein sachkundiger Ratgeber sein. Mit seinem Namen beginnt die litauische Literaturgeschichte. Rapagelanus ist der erste litauische Dichter, der ein Passionslied in litauischer Sprache dichtete.

Im November 1544 hatte Rapagelanus die Tochter des herzoglichen Leibarztes Dr. Basilius Axt geheiratet. Wenige Tage nach seiner ersten Disputation, am 13. Mai 1545, starb Rapagelanus ganz unerwartet, betrauert von den Studenten, die dem mutigen und entschlossenen Theologen aufrichtig anhingen. Johann Briesmann hielt ihm im Dom die Trauerrede.

Literatur

  • P. Tschackert: Urkundenbuch für die Reformationsgeschichte im Herzogtum Preußen, 1, Seiten 259, 288, 3, Seite 282
  • E. Kneifel. Die Pastoren der evangelischen Augsburger Kirche in Polen. ohne Jahresangabe, Seite 238
  • W. Hubatsch. Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußeuens Göttingen 1968, pass.
  • Bense, Gertrud: Zum regionalen und personalen Umfeld des früheren preußisch-litauischen Schrifttums. In: Annaberger Annalen 4 (1996), Seite 55-67[1]



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