Albertus-Universität Königsberg

Albertus-Universität Königsberg

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Albertus-Universität
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Aktivität 20. Juli 1544 – 1945
Trägerschaft staatlich
Ort Königsberg (Preußen)
Staat Herzogtum Preußen, Königreich Preußen, Freistaat Preußen

Die Albertus-Universität Königsberg wurde 1544 von Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach gegründet. Sie war nach der Philipps-Universität Marburg die zweite protestantische Universitätsgründung. Seit dem Rektorat von Simon Dach (1656) wurde Albertina eine geläufige Bezeichnung für die Universität. Offiziell hieß sie bis 1918 Königliche Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr..

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zeichnung von L. Clericus: Das Albertinum, rechts die Stoa Kantiana (um 1850)
Das Collegium Albertinum am Pregel hinter dem Dom

Von Osiander für die Reformation gewonnen, folgte der 37. und letzte Hochmeister des Deutschen Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, 1525 Luthers Rat, den preußischen Teil des Deutschen Ordensstaats in ein weltliches Erbherzogtum (unter polnischer Lehnshoheit) umzuwandeln. Als erster deutscher Fürst führte er die Reformation ein. Die dafür nötigen Theologen, Hochschullehrer und Verwaltungsbeamten sollten an der nach ihm benannten Universität ausgebildet werden. Sie ging aus der Academia regiomontana hervor, die der zuerst nach Königsberg berufene Johannes Gramann gegründet hatte.

Gründung

Für diese Zwecke erliess Herzog Albrecht am 20. Juli 1544 ein Stiftungsdiplom Scimus primam omnium in gubernatione curam Principum esse debere, ut vera Dei notitia late propagetur für eine „echte lutherische“ Universität in Königsberg, die am 17. August 1544 eingeweiht wurde. Nach der Universität in Frankfurt (Oder) war sie die zweitälteste Hochschule Brandenburgs, wurde aber für drei Jahrhunderte der geistige Mittelpunkt des protestantischen Preußens.

Außerhalb des Heiligen Römischen Reichs gelegen, war die neue Hochschule die erste ohne ein kaiserliches oder päpstliches Privileg; sowohl Kaiser Karl V. als auch Papst Paul III. verweigerten ihre Zustimmung. Dafür erhielt sie am 28. März 1560 ein Privileg von Polens letztem Jagiellonen-König Sigismund II. August. Die Professoren mussten den Eid auf die Confessio Augustana ablegen.

Die Würde des Rector magnificentissimus bekleideten die Hohenzollern, zuletzt von 1908 bis 1918 Kronprinz Wilhelm. Die Amtsgeschäfte führte der Prorektor, der als Rector magnificus für ein Semester, später für ein Jahr gewählt wurde.

Unter dem Gründungsrektor Georg Sabinus (1508–1560) hieß die Hochschule noch Kollegium Albertinum, war aber mit den vier Fakultäten Theologie, Rechtswissenschaft, Heilkunde und Philosophie eine Volluniversität. Einer der ersten Rechtsprofessoren war Hermann von Vechtelde (1523-1572). Die Naturwissenschaften kamen später hinzu. 1869 wurde mit Theodor von der Goltz ein Ordinarius für Agrarwissenschaft berufen. Für das agrarische Ostpreussen erstaunlich spät, erst 1876, wurde das Landwirtschaftliche Institut eingerichtet.

Nach anfänglichen Streitereien, die bis zu Hinrichtungen von Professoren führten, blieb Königsberg ein Hort der protestantischen Orthodoxie und eine bevorzugte Bildungsstätte der Deutsch-Balten. Auf Grund seiner abseitigen Lage blühte Königsberg während des Dreißigjährigen Krieges auf und hatte 1644 mehr als tausend Studenten. Der Große Kurfürst stattete Promotionen mit Viktualien großzügig aus.[1] Nach Duldung des Kalvinismus, des Pietismus und der Aufklärung wurde Königsberg mit Kant und seinem Schüler Kraus im Königsberger Jahrhundert ein Zentrum der Aufklärung und eine Keimzelle der preußischen Reformen.

Vier Jahrhunderte stand das Universitätsgebäude, das Collegium Albertinum, in Kneiphof hinter dem Dom, der Universitätskirche. Wegen des Platzmangels auf der Dominsel musste schon Kant seine Vorlesungen in seinem altstädtischen Hause halten. Das Albertinum wurde um einen Nordflügel erweitert, der später die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv von Königsberg beherbergte.

Entwicklung im 19. Jahrhundert

Das Personal der Universität und die Zahl der Ordinarien waren im Jahr 1832 noch recht überschaubar
Neue Albertina und Friedrich Wilhelm III.

Bei den stetig wachsenden Studentenzahlen betrieb der Prorektor Eduard Simson einen Neubau, für den König Friedrich Wilhelm IV. zum 300jährigen Jubiläum der Albertina, am 31. August 1844, den Grundstein legte. Der Bau am Paradeplatz wurde dreizehn Jahre später (wie die Börse) im Stil der oberitalienischen Renaissance realisiert. Bei der Einweihungsfeier am 20. Juli 1862 in Gegenwart von Kronprinz Friedrich übergab der Architekt, der Schinkel-Schüler August Stüler, die Schlüssel dem Prorektor Karl Rosenkranz. Der Bau zeigte reichen Skulpturenschmuck, sämtlich von Berliner Bildhauern modelliert. Am Mittelbau befand sich oben zwischen vier die Fakultäten darstellenden Figuren das Reiterstandbild Herzog Albrechts im Hochrelief (alle von Albert Wolff, von ihm auch die Allegorien Gesetzgebung, Staatsverwaltung, Archäologie und Geschichte, weiter unten prangten in Nischen die Statuen Luthers und Melanchthons (Hermann Schievelbein). Auf der Dachbrüstung standen Allegorien der Astronomie (August Wittig), Geografie (Bernhard Afinger), Naturkunde und Mathematik (beide Karl Heinrich Möller). Durch ein stattliches, von Marmorsäulen getragenes Treppenhaus gelangte man zum Senatssitzungszimmer, in dem eine Kant-Büste des Schadow-Schülers Carl Friedrich Hagemann stand. Nebenan befand sich die Aula, ein von einem Sterngewölbe überdeckter Saal mit Fresken von Karl Ludwig Rosenfelder (1813–1881), Gustav Graef (1821–1895), Piotrowski, Johannes Wilhelm Heydeck (1835–1910), Emil Neide (1843–1908) und anderen.

Im 19. Jahrhundert zählte die Königsberger Universität zu den kleineren preußischen und deutschen Hochschulen. Von den 4223 im Wintersemester 1836/37 an den 6 preußischen Universitäten eingeschriebenen Studenten studierten nur 379 in Königsberg (die anderen in Berlin: 1585, Breslau: 721, Halle: 663, Bonn: 657, und Greifswald: 218).[2] Von den 379 Studenten der Albertina in diesem Semester studierten 140 in der theologischen, 64 in der juristischen, 65 in der medizinischen und 110 in der philosophischen Fakultät. Unter den 22 nicht aus Preußen stammenden Königsberger Studenten bildeten die 16 russischen Studenten die größte Gruppe. Die Durchschnittszahl der Königsberger Studenten blieb in den Jahren zwischen 1844 und 1871 unter 500, erreichte danach 1881/82–86 ihren Höhepunkt mit 883 und nahm danach wieder leicht ab. Von den 20 Universitäten des Deutschen Reiches waren Ende des 19. Jahrhunderts nur 4 (Kiel, Rostock, Gießen und Jena) kleiner als die Albertina.[3] Die Studenten mussten wie an anderen Universitäten Hörergelder und Studiengebühren entrichten, wurden aber durch zahlreiche private Stiftungen und Stipendien wohlhabender Bürger im 16. bis 18. Jahrhundert unterstützt.[4] 1866 hatte die Albertina insgesamt 60 und 1894 schon rund 98 Professoren und Dozenten. Die Palästra Albertina (1894) war dem Chirurgen Friedrich Lange zu verdanken.

Die neue Königliche Universitätsbibliothek wurde 1901 auf dem Mitteltragheim erbaut.

Zwischenkriegszeit und Untergang

Herzog Albrecht. Sonderbriefmarke zum 400jährigen Jubiläum der Albertus-Universität

Nach dem Ersten Weltkrieg rückte für Ostpreußen und die Albertus-Universität die Behauptung des Deutschtums in den Vordergrund. So mussten sich ostpreußische Studenten zeitweilig für Pflichtsemester an der heimischen Universität immatrikulieren. In den Korporationsverbänden und in der Deutschen Studentenschaft wurden reichsdeutsche Studenten erfolgreich dazu aufgerufen, wenigstens ein „Solidaritätssemester“ in Königsberg zu verbringen.

Wie Friedrich Hoffmann, Kurator der Albertina von 1922 bis 1945, später in einem Gutachten darlegte, stand seit 1933 zwar eine nur kleine radikale „NS-Clique“ der erdrückenden Mehrheit von wissenschaftsorientierten Akademikern gegenüber; aber nach Ansicht des Mediävisten Friedrich Baethgen (Professor von 1929 bis 1939) öffnete sich die Königsberger Universität den nationalsozialistischen Einflüssen in einem Ausmaß, das sie zu einer „Provinzuniversität mit parteioffizieller Färbung“ herabsinken ließ, was beim 400jährigen Jubiläum am 10. Juli 1944 „in erschütternder Weise“ zutage getreten sei.[5] Zu den Gästen der Feier gehörten der Reichswirtschaftminister Walther Funk (ein Ostpreuße), zu den Rednern die Professoren Theodor Schieder und Eduard Baumgarten.

In zwei Nächten zwischen dem 26. und 30. August 1944 wurde die Albertus-Universität bei britischen Luftangriffen auf Königsberg mit der gesamten Innenstadt und dem Dom fast vollständig zerstört. Die erbitterte Schlacht um Königsberg brachte weitere Zerstörungen. General Otto Lasch unterzeichnete am 9. April 1945 die Kapitulation, als schon sowjetische Soldaten auf dem Paradeplatz standen. Damit gingen 400 Jahre deutschen Geisteslebens in Königsberg zu Ende, das vor allem nach Osten ausgestrahlt und zur Demokratisierung Deutschlands wichtige Impulse gegeben hatte.

Die Frau des letzten Pedells Kaminski rettete 1945 einen Schlüssel in den Westen. Vermutlich handelt es sich dabei um einen der damals von Stüler übergebenen Schlüssel für das Hauptportal. Er befindet sich heute im Museum Stadt Königsberg in Duisburg.

Virtueller Fortbestand in Göttingen

Die Reste des Verwaltungsapparats der untergegangenen Universität zogen Anfang 1945 zunächst auf dem Umweg über Greifswald nach Flensburg. Noch im selben Jahr wurde jedoch in Göttingen eine offizielle Meldestelle für ehemalige Königsberger Universitätsangehörige eingerichtet. Auch Beglaubigungen und Ersatzdokumente wurden in Göttingen ausgestellt.

Viele Königsberger Forscher hatten ursprünglich an der Universität Göttingen studiert und wechselten ab 1945 dorthin. Vor allem Friedrich Hoffmann und Götz von Selle trieben die Neu- oder Wiedergründung von Einrichtungen mit Bezug auf die Universität Königsberg voran. Noch die Ausstellung „Albertina-Universität in Königsberg 1544–1994“ wurde vom Göttinger Rektor mit den Worten „Wir alle sind Erben der Universität Königsberg!“ eröffnet.[6] Ehemalige Königsberger gründeten in Göttingen das Studentenwohnheim Collegium Albertinum, in dessen Gebäude die Burow-Büste aufgestellt wurde.

Wissenschaftliches Erbe

Mathematik

Carl Gustav Jacob Jacobi, der Begründer der „Königsberger mathematischen Schule“

Die Anfänge mathematischer Forschung in Königsberg gehen auf das 18. Jahrhundert zurück. Christian Goldbach war zwar gebürtiger Königsberger und hatte auch an der Universität seiner Heimatstadt studiert, wirkte aber den ganz überwiegenden Teil seines Lebens an der Akademie in St. Petersburg wo er auch seine berühmte, bis heute unbewiesene zahlentheoretische Vermutung formulierte. Lange diskutiert und weit über die Grenzen der Mathematikergemeinde hinaus bekannt wurde das Königsberger Brückenproblem. Von der Bürgerschaft um eine Stellungnahme gebeten, erbrachte Leonhard Euler 1736 den weitreichenden Beweis, dass es keine Lösung geben kann. Auch Immanuel Kant beschäftigte sich mit mathematisch-physikalischen und astronomischen Problemen. Im 19. Jahrhundert erlangte die Königsberger Schule der Mathematik, die wesentlich durch Carl Gustav Jacob Jacobi begründet wurde, weite Bekanntheit. Zu Jacobis Schülern zählten Karl Wilhelm Borchardt, Eduard Heine, Otto Hesse, Friedrich Julius Richelot, Johann Georg Rosenhain, und Ludwig Seidel. Die beiden aus Königsberg stammenden Mathematiker Alfred Clebsch und Carl Gottfried Neumann (beide Schüler des genannten Otto Hesse) gründeten 1868 die Zeitschrift Mathematische Annalen, die für viele Jahrzehnte die weltweit angesehenste mathematische Fachzeitschrift war. Im deutschsprachigen Raum war die Albertina neben der Universität Göttingen die bedeutendste Ausbildungsstätte für Mathematik. Später wurde diese Tradition durch Ferdinand von Lindemann, Adolf Hurwitz, David Hilbert und Hermann Minkowski fortgeführt. Im 19. Jahrhundert kamen derartig viele bedeutende Mathematiker aus Ostpreußen, dass sich der aus dem Rheinland stammende Mathematiker Felix Klein in seinem Buch über die Mathematik des 19. Jahrhunderts zu der Bemerkung veranlasst sah: „… möchte ich nicht versäumen, auf eine merkwürdige Tatsache aufmerksam zu machen, das ist die außergewöhnlich große Zahl berühmter Mathematiker, die aus Königsberg stammen, wie denn überhaupt die ostpreußische Rasse mit besonderer Begabung in der Richtung unserer Wissenschaft gesegnet zu sein scheint. …[7]

Bessel, Jacobi und der Physiker Franz Ernst Neumann (1798–1895) begründeten damit eine Tradition der exakten Naturwissenschaften, die der Albertina in Königsberg im 19. und 20. Jahrhundert einen führenden Rang einbrachten.

Astronomie

Friedrich Wilhelm Bessel

Schon Kant hatte sich eingehend mit astronomischen und kosmologischen Problemen beschäftigt und zusammen mit Pierre Simon de Laplace eine Theorie zur Entstehung des Sonnensystems formuliert. Besondere Bedeutung erlangte die Astronomie durch die 1811–1813 unter der Leitung von Friedrich Wilhelm Bessel (1801–1846) errichtete Sternwarte. Bessel galt als einer der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit und die Königsberger Universitäts-Sternwarte wurde unter seiner Leitung zum Vorbild für eine ganze Reihe von Sternwartengründungen des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1838 gelang ihm praktisch zeitgleich mit Friedrich Georg Wilhelm Struve und Thomas James Henderson die Bestimmung einer Fixsternparallaxe und damit die erstmalige Messung der Entfernung eines Fixsterns. Meilensteine der technischen Entwicklung der Sternwarte der Königsberger Albertina waren 1819 die Anschaffung eines Meridiankreises aus der Münchner Werkstatt Georg von Reichenbachs (1771–1826), 1829 des großen Fraunhoferschen Heliometers und 1841 eines Meridiankreises von Johann Georg Repsold (1770–1830) in Hamburg: ein Geschenk des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. Dank Bessel wurde Königsberg so ein in Europa führendes Zentrum der Astronomie. Ihm folgte der bedeutende deutsch-baltischer Astronom und Mathematiker Hermann von Struve.

Physik

Prominente Physiker an der Universität waren Franz Ernst Neumann (1798–1895), der seit 1834 zusammen mit Jacobi regelmäßig das Mathematisch-Physikalische Seminar abhielt, eine Unterrichtsform, die neu an deutschen Universitäten war und Schule machte. Einer seiner Schüler war Gustav Robert Kirchhoff, der später in Breslau, Heidelberg und Berlin wirkte. An der Königsberger Universität studierte auch Arnold Sommerfeld, der spätere Lehrer und Mentor von Heisenberg und Pauli.

Biologie

Des weiteren zählt zu den Besonderheiten das 1819 vom Zoologen Karl von Baer (1792–1876) gegründeten zoologischen Museum und der 1809 vom Botaniker August Friedrich Schweigger (1783–1821) angelegte Botanische Garten. Bei einem Besuch auf der Kurischen Nehrung 1896 erlebte der Ornithologe Johannes Thienemann einen „Vogelzug, so gewaltig, wie er bisher noch nie in Deutschland beobachtet worden war“. Auf seine Initiative hin wurde 1901 die Vogelwarte Rossitten als „ornithologisch-biologische Beobachtungsstation“ gegründet. Die „Vogelwarte“, die in engem Kontakt mit der Albertina stand, war die erste derartige ornithologische Forschungsstation der Welt und erlangte durch die dort vollbrachte Pionierarbeit Weltruf. Bedeutend ist auch der Verhaltensforscher Konrad Lorenz, der in der Albertina den Lehrstuhl Kants innehatte.

Medizin

Dazu kommen neun medizinische Kliniken, Laboratorien und Seminargebäude sowie zum Teil bedeutende Sammlungen, besonders die über 220.000 Bände zählende Bibliothek (neben welcher die Stadtbibliothek nur für Spezialitäten in Betracht kommt) mit einer sich immer gediegener gestaltenden Ausstattung. Berühmte Mediziner waren Karl Ernst Albrecht Wagner, Bernhard Naunyn, Hermann Kuhnt und Erwin Payr. Von 1866 bis 1903 stand das Pathologische Institut unter der Leitung von Ernst Neumann, des Sohns des oben erwähnten Physikers Franz Ernst Neumann. Ernst Neumann beschrieb 1868 als Erster die Bedeutung des Knochenmarks für die Blutbildung. Auf ihn geht auch das Konzept der Stammzelle zurück.

Theologie

Rupps Gedenkstein am Dom

Ihrer Gründung entsprechend war die Universität der evangelischen Theologie verpflichtet. Zu den berühmten Theologen zählen Georg Gerullis, Conrad Mel, Stanislovas Rapalionis, David Voit, Julius Rupp und Leopold Zscharnack (1925).

Philosophie und Literatur

Die Albertina gilt als eine große Universität der Philosophie und Literatur. Besonders zu erwähnen sind die Philosophen Eduard Baumgarten (1898–1982), Johann Gottlieb Fichte (1762–1814), Immanuel Kant, Christian Jakob Kraus wie auch die Literaten Johann Gottfried Herder (1744–1803), Ernst Theodor Amadeus Hoffmann. Bedeutende Historiker waren u. a. Felix Dahn, Theodor Schieder und Hans Rothfels.

Nichtpreußische Studenten

Russland

1697 kam Peter der Große nach Königsberg. Sein Besuch machte den Anfang für die Entwicklung der kulturellen Beziehungen zwischen Preußen und Russland. Die russischen Studenten kamen zum Studium an die deutsche Albertina und die Königsberger Professoren beteiligten sich an der Entstehung der St. Petersburger Akademie. An der Albertina studierten der zukünftige Präsident der Akademie der Wissenschaften und Mitbegründer der Moskauer Universität Kirill Rasumowski, der spätere General-Feldmarschall Andrej Iwanowitsch Gudowitsch (1781–1869), der General Graf Michail Andrejewitsch Miloradowitsch (1771–1825) und andere bekannte russische Persönlichkeiten. Insgesamt haben im Laufe des 18. Jahrhunderts in Königsberg über 100 russische Staatsangehörige studiert.

Litauen

Das erste in litauischer Sprache gedruckte Buch: der lutherische Katechismus von Martynas Mažvydas (Martinus Mossuid), gedruckt 1547 in Königsberg (litauisch Karaliaučiaus)

Für die Entwicklung der litauischen Schriftsprache war Königsberg von großer Bedeutung. Hier wurden die ersten Bücher in litauischer Sprache gedruckt. Kazimieras Būga, Georg Heinrich Ferdinand Nesselmann und Adalbert Bezzenberger gelten bis heute als bedeutendste litauische Linguisten. Aber auch der Reformator Abraham Culvensis studierte an der Albertina, wie auch der Schriftsteller Algis Budrys.

Estland

Der Naturforscher Karl Ernst von Baer studierte an der Albertina.

Traditionen

Albertus-Nadeln
  • Alberten sind kleine Anstecknadeln, die den Königsberger Studenten ursprünglich als Erkennungsmerkmal dienten. Später entwickelten diese Nadeln ein Eigenleben und wurden zum Symbol für Absolventen von Gymnasien und Lyzeen in Ostpreußen.[8]

Studentenverbindungen

Professoren

Bedeutende Hochschullehrer, Professoren Bedeutende Studenten
Siehe auch: Kategorie:Hochschullehrer (Albertina Königsberg)

Bilder von der Albertina

Nachfolgeeinrichtung

Kaliningrader Universität

Die Kaliningrader Staatliche Universität wurde von der sowjetischen Stadtverwaltung in den 1960er Jahren gegründet und auf den alten Fundamenten gebaut. Sie versteht sich seit Beginn der Perestrojka zunehmend als Nachfolgeeinrichtung der Albertina, nachdem in den Jahrzehnten zuvor jeder Bezug zu Traditionen aus deutscher Zeit abgelehnt wurde. Bisheriger Höhepunkt dieser Hinwendung war im Jahr 2005 die Umbenennung in Russländische Immanuel-Kant-Universität (Rossijskij Universitet im. Immanuila Kanta) in Gegenwart von Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Die Universität hat zwölf Fakultäten: Biologie, Geografie und Geoökologie, Geschichte, Wirtschaft, Psychologie und Sozialarbeit, Körperkultur und Sport, Mathematik, Physik und Technik, Service, Rechtswissenschaften, Linguistik und Interkulturelle Kommunikation, Philologie und Journalistik, seit 2009 auch Medizin.

Literatur

  • Karl Erich Andrée: Die Albertus-Universität. Schicksal und Leistung. In: Fritz Gause (Hrsg.): Ostpreußen. Leistung und Schicksal. Burkhard-Verlag, Essen 1958, S. 239–257 (Deutsche Landschaft 4), (Auch Sonderdruck).
  • Anabela Arnoldt Cudell (Hrsg.): Eine Königsberger Familie. Geschichten der Arnoldts und der Hilberts. Starke, Limburg an der Lahn 2001, ISBN 3-7980-0567-2.
  • Sabine Bamberger-Stemmann: Königsberg und seine Universität. Eine Stätte ostmitteleuropäischen Geisteslebens. In: Nordost-Archiv. Zeitschrift für Regionalgeschichte. NF 3, H. 2, 1994, ISSN 0029-1595, S. 281–694.
  • Walter Daugsch (Red.): Die Albertina. Universität in Königsberg, 1544–1994. Herausgegeben von der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus Düsseldorf. Westkreuz-Verlag, Bad Münstereifel 1994, ISBN 3-922131-98-0 (Schriften der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Deutsch-Osteuropäisches Forum Düsseldorf), (Ausstellungskatalog, Kaliningrad, Museum für Geschichte und Kunst des Gebiets Kaliningrad, 17. August bis 7. Oktober 1994, deutsch/russisch).
  • Georg Erler (Hrsg.): Die Matrikel (und die Promotionsverzeichnisse) der Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen. 1544–1829. 3 Bände. Duncker & Humblot, Leipzig 1910–1917 (Publikation des Vereins für die Geschichte von Ost- und Westpreussen 16, ZDB-ID 568220-4), (Nachdruck: Kraus Reprint, Nendeln/Liechtenstein 1976).
  • Eduard Gervais: Die Gründung der Universität Königsberg und deren Säcularfeier in den Jahren 1644 und 1744. Ein Beitrag zur bevorstehenden dritten Säcularfeier. In: Friedrich von Raumer (Hrsg.): Historisches Taschenbuch. Neue Folge, 5. Jg. Brockhaus, Leipzig 1844. S. 515–680.
  • Walter Hubatsch: Die Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen in der Deutschen Geistesgeschichte 1544–1944. In: Walther Hubatsch: Deutsche Universitäten und Hochschulen im Osten. Westdeutscher Verlag, Köln u. a. 1964, S. 9–39 (Wissenschaftliche Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen 30, ISSN 0570-5665).
  • Bernhart Jähnig (Hrsg.): 450 Jahre Universität Königsberg. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte des Preußenlandes. Mit Beiträgen von Hartmut Boockmann (u. a.). Marburg 2001, ISBN 3-7708-1207-7 (Tagungsberichte der Historischen Kommission für Ost- und Westpreußische Landesforschung 14).
  • Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg/Preußen. Berlin/Freiburg/Frankfurt: 1951 bis 1994, ISSN 0075-2177.
  • Kasimir Lawrynowicz: Albertina. Zur Geschichte der Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen. Herausgegeben von Dietrich Rauschning. Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-10016-6 (Abhandlungen des Göttinger Arbeitskreises 13 = Veröffentlichung. Göttinger Arbeitskreis 495).
  • Hans Lippold: Die Albertina und der Albertus. In: Einst und Jetzt. 17, 1972, ISSN 0420-8870, S. 137–44.
  • Hans Lippold: Das Collegium Albertinum. Ein altes Universitätsgebäude. In: Einst und Jetzt. 21, 1976, S. 191–94.
  • Jürgen Manthey: Königsberg. Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser, München u. a. 2005, ISBN 3-446-20619-1.
  • Hanspeter Marti, Manfred Komorowski (Hrsg.): Die Universität Königsberg in der Frühen Neuzeit. Köln, Böhlau u. a. 2008, ISBN 978-3-412-20171-5.
  • Dietrich Rauschning, Donata von Nerée (Hrsg.): Die Albertus-Universität zu Königsberg und ihre Professoren. Aus Anlass der Gründung der Albertus-Universität vor 450 Jahren. Duncker und Humblot, Berlin 1995, ISBN 3-428-08546-9 (Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg 29 = Göttinger Arbeitskreis. Veröffentlichung 451).
  • Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert / Albertus-Universität zu Königsberg. Online-Bibliographie. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften [9]
  • Hans Rothe, Silke Spieler (Hrsg.): Die Albertus-Universität zu Königsberg. Höhepunkte und Bedeutung. Vorträge aus Anlass der 450. Wiederkehr ihrer Gründung. Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen, Bonn 1996, ISBN 3-88557-146-3
  • Siegfried Schindelmeiser: Die Albertina und ihre Studenten 1544 bis WS 1850/51 und Die Geschichte des Corps Baltia II zu Königsberg i. Pr. (1970–1985). Erstmals vollständige, bebilderte und kommentierte Neuausgabe in zwei Bänden mit einem Anhang, zwei Registern und einem Vorwort von Franz-Friedrich Prinz von Preussen, herausgegeben von Rüdiger Döhler und Georg von Klitzing, München 2010. ISBN 978-3-00-028704-6
  • Götz von Selle: Geschichte der Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen. Kanter-Verlag, Königsberg 1944 (2. durchgesehene und vermehrte Auflage. Holzner, Würzburg 1956 (Göttinger Arbeitskreis. Veröffentlichung 145, ZDB-ID 134036-0).
  • August Witt: Die dritte Jubelfeier der Albertus-Universität zu Königsberg. Theile, Königsberg 1844

Einzelnachweise

  1. „… als nemlich ein Ochs, ein Ome Wein, zwei faß Bier, ein halb schock karven, ein halb schock hecht, ein stück wiltpret, drey scheffel korn, drey scheffel meel, und etwas an Geld.“ Für acht Groschen wöchentlich gab es sonntags zu Mittag (pro Mann): „Fleischsuppe, Braten, Kohl, sowren Comps oder ein anderes Gemüs nach Gelegenheit der Zeit. Dann Suppenfleisch, einem jeden vom Braten und Suppenfleisch zusammen soll er anderthalb pfundt einhawn lassen.“ Dafür gab es am selben Abend nur „Fleischsuppe, Suppenfleisch und dann Beckelfleisch, einem jeden wieder von beiden anderthalb pfundt“. N.N. in Königsbergiensis III, Zeitung der Altmärker-Masuren 37/38, Kiel 1966, S. 665 f.
  2. Koch, Johann Friedrich Wilhelm: Eine Sammlung der Verordnungen welche die Verfassung und Verwaltung dieser Anstalten betreffen: f: der Königl. Universität zu Königsberg i. Pr.. 1, Verlag Ernst Siegfried Mittler, Berlin und Bromberg 1839, Stiftung, Statuten und Nachrichten über die Fonds und das Personal der einzelnen Universitäten, S. 536ff (digitalisiertes Buch (Google, http://books.google.de/books/download/Die_preussischen_universit%C3%A4ten.pdf?id=G_ZsOxbJxxoC&output=pdf&sig=ACfU3U2gmL4X9K5v1IZC55aVnGUkI2Akjw).
  3. Paul Stettiner: Aus der Geschichte der Albertina 1544-1894. Königsberg, 1894. Nachdruck durch Kessinger Publishing, ISBN 9781162368047
  4. Koch, 1839 zählt für Königsberg alleine 60 verschiedene Stiftungen auf
  5. Christian Tilitzki: Wie ein versunkenes Vineta. Die Königsberger Universität im Zusammenbruch des Reiches. Ostpreußenblatt, Folge 39, 2. Oktober 1999 und 16. Oktober 1999
  6. Kai Arne Linnemann: Das Erbe der Ostforschung. Zur Rolle Göttingens in der Geschichtswissenschaft der Nachkriegszeit. Marburg, Tectum Verlag 2002.
  7. Felix Klein: Vorlesungen über die Entwicklung der Mathematik im 19. Jahrhundert. In: Grundlehren der mathematischen Wissenschaften. 24/25. S. 159, Berlin [u. a.], Springer-Verlag (Reprint 1979) digitalisierter Volltext
  8. Ruth Geede: Die Albertusnadel - mehr als eine Erinnerung. Preußische Allgemeine Zeitung, Nr. 25, 20. Juni 2009
  9. Rektoratsreden (BAW)

Weblinks

 Commons: Albertina (Königsberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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