Bahnstrecke Harle–Jever

Bahnstrecke Harle–Jever
Bahnstrecke Jever–Harle
Kursbuchstrecke (DB): ex 10007, ex 221g
Streckennummer: 1541
Streckenlänge: 20,1 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
von Sande
Bahnhof, Station
0 Jever
nach Esens (–ehemals Norden)
4,0 Wiefels
6,2 Bussenhausen
8,4 Tettens
11,1 Hohenkirchen
Marinebahn Hohenkirchen–Schillig
14,1 Garms
18,0 Carolinensiel
20,1 Hafen Harle

Die Bahnstrecke Jever–Harle war eine 20 km lange Nebenbahn im Nordwesten von Niedersachsen, die überwiegend dem Verkehr von und zu den Fährschiffen nach Wangerooge diente. Da der Schiffsverkehr abhängig von den Gezeiten ist, hatte sie als Besonderheit einen täglich wechselnden Fahrplan und wurde auch als „Tidebahn“ bezeichnet, die Fahrten als Tidezug.

Die Strecke zweigte am Nordwestende des Bahnhofes von Jever von der Ostfriesischen Küstenbahn ab und verlief weitgehend gradlinig und direkt neben der Landstraße nach Norden. Der wichtigste Zwischenbahnhof war in Carolinensiel. Von dort führte sie bis in das Vordeichsgelände am Hafen Harle.

Der Bau der Bahn war vom Großherzogtum Oldenburg initiiert und unterstützt worden, um den Badebetrieb auf der einzigen oldenburgischen Nordseeinsel Wangerooge zu fördern. Gebaut und finanziert wurde sie von der „Jever-Carolinensieler Eisenbahngesellschaft“, einer Aktiengesellschaft unter Führung des Bankhauses Erlinger&Söhne in Frankfurt (Main). Am 1. September 1888 wurde der Abschnitt Jever–Carolinensiel eröffnet, die Bahn endete jedoch nicht im damals preußischem Carolinensiel, sondern an der Friedrichsschleuse auf Oldenburger Gebiet. Der Anschluss zum Anleger Harle erfolgte am 1. Juli 1890. Der Betrieb wurde von Anfang an von den Großherzoglich Oldenburgische Staatseisenbahnen (GOE) übernommen. Diese kauft 1897 auch die verlustbringende Strecke auf. Gleichzeitig übernahm sie ein Seebäderschiff und errichtete die Inselbahn Wangerooge. 1956/57 wurde der Hafen weiter in das Vordeichgelände verlegt und die Strecke verlängert.

Auf der Strecke überlagerte sich der Verkehr nach festen Fahrplan Jever–Carolinensiel und der der Tidezüge Sande–Harle. 1944 verkehrten werktags sechs Zugpaare und ein Tidezugpaar, 1961 drei Zugpaare und ein bis zwei Tidezugpaare.

Der Betrieb war stets verlustbringend. 1966 wurde der Zugverkehr im Winter eingestellt. Die Bedienung der Zwischenhalte (mit festem Fahrplan) endete 1968. Ab 1981 verkehrten Züge nur noch an verkehrsreichen Tagen. Ein notwendiger Brückenneubau über das Tettenser Tief war Anlass die Strecke stillzulegen. 1987 musste das Umsetzgleis in Harle dem Parkplatzausbau weichen, so dass nur noch Schienenbusse verkehren konnten. Zum Winterfahrplan 1987/88 kündigte die Deutsche Bundesbahn die Einstellung an, der letzte Zug mit Fähranschluss fuhr aber erst am 28. Mai 1988. 1989 gab es noch einzelne Sonderfahrten, danach wurde die Strecke abgebaut.

Literatur

  • Wolfgang Fiegenbaum, Wolfgang Klee: Abschied von der Schiene – Stillgelegte Bahnstrecken im Personenverkehr Deutschlands 1986–1990. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1991, S. 24–27, ISBN 3-613-01417-3
  • Malte Werning: Wangerooge: Die Inselbahn und ihre Geschichte. Lokrundschau Verlag, Gülzow 1999, ISBN 3-931647-09-9, S. 114–117

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