Steff Gruber

Steff Gruber

Steff Gruber (* 3. April 1953 in Zürich) ist ein Schweizer Filmemacher, Fotograf und Autor. In den 1970er Jahren war er einer der ersten Filmemacher, der sich mit dem Genre Dokudrama beschäftigte.

Steff Gruber

Inhaltsverzeichnis

Leben

Steff Gruber wurde als Sohn des Malers Hannes Gruber und Annemarie Gruber-Vogelsanger geboren und wuchs in Oberrieden am Zürichsee auf. Damals war es sein grösster Wunsch Pilot und Erfinder zu werden. Nachdem er schon mit acht Jahren seinen ersten Radio-Empfänger gebaut hatte, gelang es ihm als Fünfzehnjähriger, während des ersten bemannten Mondfluges, den Dialog zwischen den Astronauten und der Bodenstation abzuhören. Die begonnene Ausbildung zum Elektroniker brach er jedoch frühzeitig wieder ab, nachdem er sich entschlossen hatte Filmemacher zu werden.

Nach und während seiner Zeit am Gymnasium Juventus in Zürich besuchte Steff Gruber ab 1972 Filmvorlesungen und Filmkurse bei Dr. Martin Schlappner, Viktor Sidler, Georg Radanowicz und Sebastian C. Schröder an der Universität Zürich, der ETH Zürich und der F+F Schule für Gestaltung (Zürich). Während seines zweijährigen Studiums an der Schule für Gestaltung studierte er bei Serge Stauffer, Hansjörg Mattmüller und Peter Jenny. Daneben arbeitete er als Werbefotograf und Filmemacher.

Noch im Jahr 1976 wechselte er an die University of Georgia, wo er auf den Maler und Filmemacher James Herbert traf. Die Freundschaft hat Gruber nachhaltig geprägt und beeinflusst sein Schaffen bis heute. Zurück in der Schweiz wurde er für kurze Zeit Assistent des US-amerikanischen Malers Sam Francis (mit dem er an einer Filmarbeit über C.G. Jung arbeitete).

1976 gründete Gruber zusammen mit René Grossenbacher die Kultur-Werbefirma ALIVE Media AG, der er bis heute vorsteht. Dazu unterrichtete er seither an verschiedenen Schulen und Hochschulen, wie zum Beispiel als Dozent für Film und elektronische Medien an der FH Konstanz (1994-1997). Als Kameramann arbeitete er für die Künstlerin Isa Hesse-Rabinovitch und den Filmemacher Erich Langjahr.

Seit Januar 2008 ist Steff Gruber Geschäftsleiter der neu gegründeten Filmproduktionsgesellschaft KINO.NET AG, die sich neben der Produktion innovativer, zeitkritischer Autorenfilme auch die Aufgaben des Vertriebs und der Weltrechte zum Ziel gesetzt hat. Die KINO.NET AG produziert derzeit als ersten Film Passion Despair von Steff Gruber.

Als Autorenfilmer hat Steff Gruber an allen seinen Filmen mehrere Jahre gearbeitet. Nicht nur, weil er bis hin zum Filmplakat fast alle Aufgaben selbst übernahm, sondern weil der Hobbypilot und Internetpionier daneben auch noch andere Projekte verwirklichte. Die Fliegerei, seine grosse Leidenschaft, hat er bis heute nicht aufgegeben: Als Pilot macht er Rundflüge in den Schweizer Alpen und Taxi- oder Privatflüge innerhalb Europas und Nordafrikas.

Steff Gruber ist mit der deutschen Kommunikationsdesignerin Anke Felgenhauer verheiratet, mit der er zwei Söhne hat.

Werk

In Georgia drehte Steff Gruber 1976 seinen ersten Langfilm, das Dokudrama Moon in Taurus, das 1980 fertig gestellt wurde. Der Film beschäftigt sich thematisch mit Codes innerhalb von Zweierbeziehungen und der Frage, warum Beziehungen auseinandergehen. Die erste Fassung enthielt Gespräche mit Cindy Wilson The B-52’s und Silver Thin von Andy Warhols The Factory, die aber in der Endfassung nicht mehr vorkamen. Besonders durch die ungewöhnliche formale Umsetzung des Films erregte dieser internationales Aufsehen. Durch die Auswahl aus 15 Stunden dokumentarischem Filmmaterial entstand ein Film, der Fiktion und Dokumentation auf neue Weise verknüpfte. Der Film wurde in den Wettbewerb der Mannheimer Filmtage ausgewählt.

Ebenfalls in den USA entstand 1982 auch Grubers zweiter Kinofilm Fetish & Dreams. Der in New York gedrehte Film ist die thematische, wie formale Fortführung des vorangegangenen Films. Mit seinem zweiten Langfilm beschritt Gruber auch in technischer Hinsicht neue Wege. Durch ein selbst entwickeltes Verfahren wurde der elektronisch auf Video gedrehte Film anschließend auf 35mm kopiert und war damit der erste Videotransfer in Schweizer Kinos. Fetish & Dreams wurde 1985 beim Internationalen Filmfestival von Locarno im Wettbewerb uraufgeführt und gewann den Preis für die gestalterische Originalität im Umgang mit Dokumentar- und Spielfilmelementen. Der Film lief weltweit auf verschiedenen Filmfestivals.

Während der Dreharbeiten hatte Steff Gruber über seinen Kameramann Rainer Klausmann den deutschen Filmemacher Werner Herzog kennengelernt. Dieser lud ihn 1987 ein, die Dreharbeiten zu seinem Film Cobra Verde in Ghana zu begleiten. Hier entstand der Film Location Africa, der die Dreharbeiten und letzte Zusammenarbeit zwischen Werner Herzog und Klaus Kinski dokumentiert.

Zwischen 1991 und 1995 widmete sich Steff Gruber seinem neuen Film, in dem er sich dem erotischen Code in zwischenmenschlichen Beziehungen widmen wollte. Nachdem er schon über 120 Stunden Material zum Thema gedreht hatte, sah er sein Thema von der Medienlandschaft überholt und brach deshalb die Arbeit an dem Film ab.

Dreizehn Jahre später wurde Secret Moments doch noch fertiggestellt. Der Film, der allein aus dem Originalfilmmaterial entstand, ist eine Reflexion über das filmische Vorhaben und das damalige Scheitern.

2005 traf Steff Gruber in Moldawien auf den Schweizer Mädchenfotograf Daniel Leuenberger. Mit den Fotos seiner Modelle im Alter zwischen 9 und 14, die er im Internet zum Kauf anbot, löste dieser starke Kontroversen aus. Gruber entschied sich für eine filmische Auseinandersetzung mit dem Thema und begann ein Jahr später mit Jürg Hassler als Kameramann die Dreharbeiten. Das filmische Portrait Passion Despair wirft nicht nur Fragen auf nach der Wirkung und Instrumentalisierung von Bildern in einer zunehmend medialisierten Welt. Mit dem Einblick in die Lebenswelt der Mädchen im moldawischen Nachbartstaat Transnistrien, einem Land, das es offiziell gar nicht gibt, gewinnt die Thematik an Komplexität: Für die Mädchen dort ist die Modelltätigkeit nicht nur ein wichtiges Zusatzeinkommen, sondern vor allem eine willkommene Abwechslung vom tristen Alltag.

Filmografie

  • 1972: Portrait (Kurzfilm, 16mm, s/w, 12 Min.)
  • 1973: Tourist Information (Kurzfilm, 16mm, s/w, 14 Min.)
  • 1980: Moon in Taurus (Kinofilm, 35mm, Farbe, 97 Min.)
  • 1984: Wo Männer zu erscheinen haben (1-Zoll-Video, 4 Min.)
  • 1985: Fetish & Dreams (Kinofilm, 35mm, Farbe, 82 Min.)
  • 1987: Location Africa (Dokumentarfilm, 16mm, Farbe, 65 Min.)
  • 2006: Secret Moments (Dokudrama, DigiBeta, Farbe & s/w, 82 Min.)
  • 2011: Passion Despair (Kinodokumentarfilm, DigiBeta, Farbe & s/w, 95 Min.)

Auszeichnungen

Literatur

  • Moon in Taurus, in: Cinémathéque suisse (Hrsg.), Histoire du cinéma suisse 1966-2000, Tome 1, Lausanne 2007. S. 383. ISBN 2-88256-178-4
  • Fetish & Dreams, in: Cinémathéque suisse (Hrsg.), Histoire du cinéma suisse 1966-2000, Tome 1, Lausanne 2007, S. 594. ISBN 2-88256-178-4
  • Location Africa, in: Cinémathéque suisse (Hrsg.), Histoire du cinéma suisse 1966-2000, Tome 1, Lausanne 2007, S. 708. ISBN 2-88256-178-4
  • Presser, Beat (Hrsg.), Werner Herzog, Berlin 2002, S. 76-85. ISBN 3-936314-31-4
  • Gruber, Steff. Secret Moments, in: Stiftung Schweizerisches Filmzentrum (Hrsg.), Schweizer Filme. 1995, Zürich 1995, S. 34.
  • Gruber, Steff, Location Africa: Gespräche mit Werner Herzog von Steff Gruber, in: Edition Stemmle (Hrsg.), Werner Herzog Cobra Verde - Filmbuch, Schaffhausen 1987, S. 113-137. ISBN 3-7231-0375-8
  • Gruber Steff: Photo, in: Stiftung Schweizerisches Filmzentrum (Hrsg.), Schweizer Filme. 1986, Zürich 1986, S. 128.
  • Badran, Jacqueline, Fetish & Dreams, in: Filmstelle VSETH/VSU (Hrsg.), Unmögliche Liebesgeschichten, Zürich 1986, S. 189-194.
  • Fetish & Dreams, in: Stiftung Schweizerisches Filmzentrum (Hrsg.), Schweizer Filme. 1985, Zürich 1985, S. 22f.
  • Steff Gruber: Fetish & Dreams, in: Stiftung Schweizerisches Filmzentrum (Hrsg.), Schweizer Filme. 1984, Zürich 1984, S. 24.
  • FILMPOOL des Schweizerischen Filmzentrums (Hrsg.), Film Off. Verleihkatalog 1983/84, Zürich 1983.
  • Schaub, Martin, Männersache, in: CINEMA (Hrsg.), Die eigenen Angelegenheiten. Themen, Motive, Obsessionen und Träume des neuen Schweizer Films 1963-1983, Zürich 1983, S. 78.
  • Steff Gruber: Fetish and Dream, in: Stiftung Schweizerisches Filmzentrum (Hrsg.), Schweizer Filme. 1982, Zürich 1982, S. 107.
  • Steff Gruber: Smara, in: Stiftung Schweizerisches Filmzentrum (Hrsg.), Schweizer Filme. 1981, Zürich 1981, S. 117.
  • Schelbert, Corinne, Von einem der auszog die Ursachen zu ergründen. Eine sprunghafte Reise durch Steff Grubers Film "Moon in Taurus", in: CINEMA (Hrsg.), Rückgriffe. Neue Schweizer Filme. Nr.1/81, S. 26-33.
  • Moon in Taurus, in: XXIX. Internationale Filmwoche Mannheim 1980. Dokumente - Berichte - Kommentare 1980, S. 37, 110, 123, 210, 280, 315, 347, 383.
  • Portrait. Steff Gruber, in: Film-Pool des Schweizerischen Filmzentrums (Hrsg.), Film CH. Verleihkatalog, Zürich 1980, S. 50.
  • Tourist Information. Steff Gruber, in: Film-Pool des Schweizerischen Filmzentrums (Hrsg.), Film CH. Verleihkatalog, Zürich 1980, S. 50.
  • Steff Gruber: Shady Grove, Triumph der Wölfe, in: Stiftung Schweizerisches Filmzentrum (Hrsg.), Schweizer Filme. 1979, Zürich 1979, S. 42f.
  • Steff Gruber. Portrait, in: Schweizerisches Filmzentrum (Hrsg.), Schweizer Filmkatalog, Zürich 1974, o. S.
  • Steff Gruber. Tourist Information, in: Schweizerisches Filmzentrum (Hrsg.), Schweizer Filmkatalog, Zürich 1974, o. S.

Weblinks


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