Werner Herzog

Werner Herzog
Werner Herzog bei den 66. Filmfestspielen von Venedig 2009

Werner Herzog; eigentlich Werner Herzog Stipetić (* 5. September 1942 in München, Bayern) ist ein deutscher Filmregisseur, Opernregisseur, Filmproduzent, Schauspieler und Autor. Werner Herzog ist ein bedeutender Vertreter des „Neuen deutschen Films“ Westdeutschlands bzw. des Autorenfilms.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Werner Herzog wuchs in dem bayerischen Dorf Sachrang, unweit der Grenze zu Österreich auf; die Familie war dorthin vor den Bombenangriffen auf München geflohen. Mit zwölf Jahren zog er mit seiner Mutter kroatischer Abstammung nach München. Im Alter von elf Jahren wusste er nicht von der Existenz des Kinos, bis er in der Dorfschule seinen ersten Film sah. Mit neunzehn drehte er seinen ersten kurzen Film.

Kurzzeitig bewohnte er mit seiner Familie in München eine Pension mit Klaus Kinski, der bereits zu dieser Zeit mit exzentrischen Allüren auffiel. Während der Gymnasialzeit arbeitete Herzog in Nachtschicht als Punktschweißer in einer Stahlfabrik. In München machte er sein Abitur und studierte neben seinen ersten Filmproduktionen Geschichte, Literatur- und Theaterwissenschaften. Ein Stipendium brachte ihn in die Vereinigten Staaten nach Pittsburgh, das er aber bereits nach einer Woche abbrach.

Im Jahre 1962 veröffentlichte Herzog seinen ersten Film, den zwölfminütigen Kurzfilm Herakles. 1963 gründete er seine eigene Produktionsfirma Werner Herzog Filmproduktion in München. Seinen ersten abendfüllenden Spielfilm Lebenszeichen drehte Herzog im Alter von vierundzwanzig Jahren. Für diesen Film erhielt er finanzielle Unterstützung vom Kuratorium junger deutscher Film. In der Kategorie Bester erster Film wurde ihm dafür ein Deutscher Filmpreis verliehen. Der Film erschien 1968.

1967 heiratete Herzog Martje Grohmann. Ihr Sohn Rudolph Amos Achmed wurde 1973 geboren.

Ende 1973 wanderte er in 22 Tagen von München nach Paris, um die kranke Filmkritikerin Lotte Eisner zu besuchen, und sie damit – in seiner Sichtweise – zu retten; darüber schrieb er das Buch „Vom Gehen im Eis“.[1]

Zusammen mit Eva Mattes hat er eine Tochter (* 1980). 1987 heiratete Herzog Christine Maria Ebenberger, mit der er einen Sohn (* 1989) hat. Herzog ist seit 2006 mit Lena Herzog verheiratet.

Bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin 2010, die vom 11. bis 21. Februar stattfanden, bekleidete Herzog das Amt des Jurypräsidenten.

Werke

Herzog in Brüssel, 2007

Viele seiner Filme drehte Werner Herzog auf Englisch. In fünf seiner bekanntesten Filme besetzte er die Hauptrolle mit Klaus Kinski. Über die oftmals schwierige Beziehung der beiden drehte er 1999 den Dokumentarfilm Mein liebster Feind.

Werner Herzogs Werk beinhaltet neben seinen Spielfilmen auch zahlreiche dokumentarische Arbeiten. Nach Cobra Verde drehte er nur wenige Spielfilme, aber zahlreiche Dokumentationen für Fernsehen und Kino. Auch in früheren Jahren drehte er regelmäßig Dokumentarfilme. Der vielleicht bemerkenswerteste davon, Gasherbrum, über eine Doppel-8000er-Besteigung von Reinhold Messner und Hans Kammerlander, in dem Herzogs Verständnis vom Dokumentarfilm Ausdruck findet: Er verweigert sich dem Cinéma vérité und der Einschätzung, dass Kameras Authentizität reproduzieren könnten. Vielmehr geht es in den dokumentarischen Arbeiten auch immer um die eigene Perspektive auf den Gegenstand, um Herzog selbst also. Dies geht soweit, dass er manchen dokumentierten Personen gar Wörter und Aussprüche in den Mund legt und die Arbeiten zudem stark ästhetisiert.

Der Kurzfilm Werner Herzog Eats His Shoe dokumentiert Herzogs Einlösen einer Wette. Herzog ermutigte damit Errol Morris, seinen ersten Film Gates of Heaven tatsächlich fertig zu stellen. Herzog kochte seine Schuhe und aß einen bis auf die Sohle auf. Regie führte Les Blank, der auch später eine vielgerühmte Dokumentation über die beschwerlichen Dreharbeiten von Fitzcarraldo drehte (Burden of Dreams).

Mitte der achtziger Jahre wandte er sich der Oper zu und debütierte mit der Inszenierung von Ferruccio Busonis Doktor Faust. Bekannt wurde er durch seine Aufführungen von Wagner, insbesondere Lohengrin an den Bayreuther Festspielen und Beethovens Fidelio an der Mailänder Scala.

2009 erhielten Herzogs Spielfilme Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans und My Son, My Son, What Have Ye Done Einladungen in den Wettbewerb der 66. Filmfestspiele von Venedig. Damit ist Herzog der zweite Filmemacher, der mit zwei Werken um den Goldenen Löwen konkurrierte.[2]

Filmografie

  • 1962: Herakles
  • 1964: Spiel im Sand
  • 1967: Die beispiellose Verteidigung der Festung Deutschkreutz (Kurzfilm)
  • 1968: Lebenszeichen
  • 1968: Letzte Worte
  • 1969: Die fliegenden Ärzte von Ostafrika
  • 1969: Maßnahmen gegen Fanatiker
  • 1970: Auch Zwerge haben klein angefangen
  • 1970: Fata Morgana
  • 1970: Niedrig gilt das Geld auf dieser Welt
  • 1971: Behinderte Zukunft
  • 1971: Land des Schweigens und der Dunkelheit
  • 1972: Aguirre, der Zorn Gottes
  • 1974: Die große Ekstase des Bildschnitzers Steiner
  • 1974: Jeder für sich und Gott gegen alle (Kaspar Hauser)
  • 1976: Stroszek (siehe auch Bruno S.)
  • 1976: Herz aus Glas – nach einem Drehbuch seines Freundes Herbert Achternbusch
  • 1976: How much wood would a woodchuck chuck
  • 1976: Mit mir will keiner spielen
  • 1977: La Soufrière - Warten auf eine unausweichliche Katastrophe
  • 1979: Nosferatu – Phantom der Nacht
  • 1979: Woyzeck
  • 1980: Glaube und Währung (God's Angry Man)
  • 1980: Huie's Predigt
  • 1982: Fitzcarraldo
  • 1984: Ballade vom kleinen Soldaten
  • 1984: Gasherbrum - Der leuchtende Berg
  • 1984: Wo die grünen Ameisen träumen
  • 1987: Cobra Verde
  • 1988: Gekauftes Glück (3. Hauptrolle, Regie: Urs Odermatt)
  • 1988: Les Gaulois
  • 1990: Echos aus einem düsteren Reich
  • 1990: Wodaabe - Hirten der Sonne
  • 1991: Das exzentrische Privattheater des Maharadjah von Udaipur
  • 1991: Cerro Torre: Schrei aus Stein
  • 1992: Lektionen in Finsternis
  • 1993: Glocken aus der Tiefe
  • 1994: Die Verwandlung der Welt in Musik
  • 1995: Gesualdo - Tod für fünf Stimmen
  • 1997: Little Dieter Needs to Fly
  • 1999: 2000 Jahre Christentum (Fernsehserie, Folge: Neue Welten)
  • 1999: Mein liebster Feind
  • 1999: Wings of Hope / Schwingen der Hoffnung (Julianes Sturz in den Dschungel)
  • 2001: Invincible / Unbesiegbar
  • 2001: Pilgrimage
  • 2002: Ten Thousand Years Older (Kurzfilm)
  • 2003: Rad der Zeit
  • 2004: The White Diamond
  • 2005: Grizzly Man
  • 2005: The Wild Blue Yonder
  • 2006: Rescue Dawn
  • 2007: Encounters at the End of the World
  • 2009: Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen
  • 2009: My Son, My Son, What Have Ye Done
  • 2010: Happy People: A Year in the Taiga
  • 2010: Cave of Forgotten Dreams
  • 2011: Into the Abyss

Filme über Werner Herzog

  • 1978: Christian Weisenborn und Erwin Keusch – Was ich bin sind meine Filme
  • 1980: Les Blank – Werner Herzog eats his Shoe
  • 1982: Les Blank – Burden of Dreams
  • 1987: Steff GruberLocation Africa
  • 1988: Peter Buchka – Bis ans Ende… und dann noch weiter. Die ekstatische Welt des Filmemachers Werner Herzog

Filme mit Werner Herzog

  • 1971: Geschichten vom Kübelkind
  • 1983: Der Mann, der die Blumen liebte (Man of Flowers)
  • 1988: Gekauftes Glück
  • 1990: Es ist nicht leicht ein Gott zu sein
  • 1995: Brennendes Herz - Gustav Regler
  • 1999: Julien Donkey-Boy
  • 2003: Incident at Loch Ness
  • 2007: Mister Lonely
  • 2007: The Grand
  • 2011: Die Simpsons - The Scorpion’s Tale (Stimme von Walter Hotenhoffer, bzw. Augustus Gloop)

Bücher von Werner Herzog

Auszeichnungen

Stern von Werner Herzog auf dem Boulevard der Stars in Berlin

Academy Awards

  • 2009: Nominiert in der Kategorie Dokumentarfilm für Encounters at the End of the World

Berlinale

British Academy Film Award

  • 1983: Nominiert für den BAFTA Award in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film (für Fitzcarraldo)

BBC Four World Cinema Awards

  • 2009: World Cinema Achievement Award

Bayerischer Filmpreis

  • 1988: Produzentenpreis (für Cobra Verde)

Boulevard der Stars

Cannes Film Festival

  • Cannes 1975: FIPRESCI-Preis, Grand Prix der Jury, Preis der Ökumenischen Jury sowie Nominierung für die Goldene Palme (für Jeder für sich und Gott gegen alle)
  • Cannes 1979: Nominierung für die Goldene Palme (für Woyzeck)
  • Cannes 1982: Preis für den besten Regisseur sowie Nominierung für die Goldene Palme (für Fitzcarraldo)
  • Cannes 1984: Nominierung für die Goldene Palme (für Wo die grünen Ameisen träumen)

César

  • 1976: Nominiert in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film (für Aguirre, der Zorn Gottes)

Directors Guild of America

  • 2006: Directors Guild of America Award (für Grizzly Man)

Emmy

  • 1999: Nominiert für den Emmy Award in der Kategorie Outstanding Non-Fiction Special (für Little Dieter Needs To Fly)

Europäischer Filmpreis

  • 1999: Nominiert in der Kategorie Bester Dokumentarfilm (für Mein liebster Feind - Klaus Kinski)

International Documentary Film Festival Amsterdam

  • 1997: Spezialpreis der Jury (für Little Dieter Needs To Fly)

Festival International de Programmes Audiovisuels, Biarritz

  • 1999: Silberner FIPA-Preis (für Little Dieter Needs To Fly)

Krakowski Festiwal Filmowy

  • 2002: Dragon of Dragons Ehrenpreis

Deutscher Filmpreis

  • 1968: Filmband in Silber (für Lebenszeichen)
  • 1975: Filmband in Silber (für Jeder für sich und Gott gegen alle)
  • 1978: Filmband in Silber (für La Soufrière - Warten auf eine unausweichliche Katastrophe)
  • 1984: Filmband in Gold (für Wo die grünen Ameisen träumen)

Gotham Award

  • 2005: Nominiert in der Kategorie Bester Dokumentarfilm (für Grizzly Man)

Gilde-Filmpreis

  • 1981: Gilde-Filmpreis in Silber in der Kategorie Deutscher Film (für Woyzeck)
  • 1984: Gilde-Filmpreis in Gold in der Kategorie Deutscher Film (für Fitzcarraldo)

Internationale Hofer Filmtage

  • 1993: Preis der Stadt Hof

Independent Spirit Awards

  • 2006: Nominiert in der Kategorie Bester Dokumentarfilm (für Grizzly Man)

International Documentary Association

  • 1998: IDA Award in der Kategorie Feature Documentaries (für Little Dieter Needs To Fly)

Las Vegas Film Critics Society Awards

  • 2000: Nominiert für den Sierra Award in der Kategorie Bester Dokumentarfilm (für Little Dieter Needs To Fly)

Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg

  • 1971: Interfilm-Preis (für Land des Schweigens und der Dunkelheit)

Melbourne International Film Festival

  • 1993: Grand Prix (für Lektionen in Finsternis)

San Francisco International Film Festival

  • 1999: Golden Spire (für Little Dieter Needs To Fly)

Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián

  • 1982: OCIC-Preis (für Fitzcarraldo)

Sundance Film Festival

  • 2005: Alfred P. Sloan Feature Film Prize und Nominierung für den Grand Jury Prize (für Grizzly Man)

São Paulo International Film Festival

  • 1999: Publikumspreis (für Mein liebster Feind - Klaus Kinski)

Le Syndicat Français de la Critique de Cinéma

  • 1976: Kritikerpreis (für Aguirre, der Zorn Gottes)

Filmfestspiele von Venedig

  • 1991: Nominiert für den Goldenen Löwen (für Cerro Torre: Schrei aus Stein)
  • 2005: FIPRESCI-Preis (für The Wild Blue Yonder)

Weblinks

 Commons: Werner Herzog – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Wissen kommt von den Sohlen – Buchkritik aus der Zeit
  2. vgl. Venezia: E' die Herzog anche il film sorpresa. ANSA, 4. September 2009 7:13 PM CET, Venedig

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