- Stehendes Gut
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Als Stehendes Gut bezeichnet man die Absteifungen von Masten bei Segelschiffen oder -booten, die bei Manövern nicht bewegt werden (Ausnahme Backstagen). Ohne diese Absteifungen müssten die Masten sehr steif und damit relativ schwer gebaut werden. Masten ohne Stehendes Gut finden sich daher praktisch nur auf kleineren Jollen mit nur einem Segel. Im Kontrast zum Stehenden Gut steht das Laufende Gut, das sind jene Teile des Riggs, die bewegt werden.
Inhaltsverzeichnis
Verwendete Materialien
Die ersten Stage bestanden aus Naturfasern wie Hanf, Sisal oder Kokos. Das stehende Gut aus Seilen wurde z. T. gekleidet (mit dünnerem Tau umwickelt) und geteert, um besser gegen die Elemente geschützt zu sein. Es erscheint deshalb im Gegensatz zum laufenden Gut dunkelbraun bis schwarz. Später kamen auch Stahlseile zum Einsatz. Lange Zeit wurden jedoch auch diese gekleidet, so dass man das Stahlseil darunter nicht erkennen konnte. Ketten wurden nur für wenige Teile des stehenden Gutes verwendet, z. B. für den Bugsprietzurring, der den Bugspriet zum Bug hin abstützte.
Heutige Yachten verwenden üblicherweise Stahlseile oder Rundstäbe (sog. Rod-Rigg) aus rostfreiem Stahl. Moderne Regattayachten verwenden seit kurzem auch hochfestes Tauwerk aus synthetischen Fasern oder Stäbe aus CFK.
Stage
Als Stage werden alle Absteifungen in Längsrichtung des Schiffes bezeichnet: Vorstag (1) oder Fockstag (vom Mast zum Bug), Achterstag (5) (vom Mast zum Heck). Jumpstag mit Jumpstagspreize (die Jumpstagspreize ist eine Saling (4)). Kurze Stage vor dem Mast (6) werden als Babystag bezeichnet. Das Vorsegel (Fock oder Genua) wird in der Regel direkt am Vorstag gesetzt, bei modernen Yachten häufig mit einer Rollreffanlage.
Wanten
Als Wanten (3) werden jene (Draht-)Seile bezeichnet, die den Mast zu beiden Schiffsseiten hin verspannen. Kleine Boote haben nur ein Wantenpaar. Größere Schiffe besitzen mehrere Paare, da ihre Masten aus mehreren übereinander"gesteckten" Teilen bestehen, die im Notfall lösbar sein müssen (siehe auch Eselshaupt und Stenge). Jedes dieser Mastteile besitzt deshalb eigene Wantenpaare. Je nach Angriffspunkt am Mast werden sie als Topp-, Ober-, Zwischen- und Unterwanten bezeichnet. An Deck werden die Wanten über sogenannte Püttings befestigt. An ihnen lässt sich die Wantenspannung regulieren.
Backstagen (8) sind alternativ oder zusätzlich zum Achterstag paarweise eingesetzte Absteifungen, die vom oberen Teil des Mastes an beiden Schiffsseiten schräg nach achtern laufen. Backstagen können gefiert werden. Die Backstagen haben sich aus den Pardunen (siehe unten) entwickelt. Auf Yachten werden sie auch Preventer genannt. Trotz ihrem Namen gehören die Backstagen genaugenommen zu den Wanten, denn sie sichern den Mast in Querrichtung.[1]
Auf älteren Großseglern ab dem späten Mittelalter sind zwischen den Wanten Webleinen zum Besteigen des Mastes befestigt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden die Wanten mit Takeln durch Juffern oder Jungfern gespannt, danach mit Spannschrauben. Um einen möglichst großen Winkel zum abzustützenden Mast zu bekommen, wurden die Wanten durch Rüsten - außenbords befestigte waagerechte Bretter - gespreizt.
Auf älteren Segelschiffen werden die Wanten auch als Hoftaue oder Hofwanten (auch Hooftau oder Hoofwant) bezeichnet. Der Wortursprung ist „Haupt“, „Hof“ und verwandt mit dem Wort Winden.
Dimensionierung
Die Dimensionierung, also die Stärke der benötigten Leinen oder Seile im stehenden Gut, hängt von Größe und Typ der Yacht ab. Eine steif dimensionierte Takelung – also eine, bei der sich der Mast möglichst wenig bewegen soll – braucht stärker dimensioniert zu sein als eine elastische Takelung[2], wobei die gewünschte Steifheit in der Regel auch von den Präferenzen des Schiffsführers abhängt und in gewissen Grenzen eingestellt werden kann. Sie müssen jedoch immer mindestens so fest angezogen sein, dass beim Wenden keine Stagen ruckartig steif kommen und dadurch übermäßig belastet werden.
Als Faustregel gilt, dass alle Wanten jeder Bootsseite zusammen eine Bruchfestigkeit haben sollen, die mindestens einen Drittel größer ist, als die Gesamtverdrängung der Yacht. [3]
Pardunen
Als Pardunen werden auf größeren Segelschiffen die vom oberen Teil der Masten schräg nach achtern zur Bordwand führenden Haltetaue derselben bezeichnet.
Siehe auch
- Portal:Segeln – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Segeln
- Liste seemännischer Fachwörter
Literatur
- Karl Heinz Marquardt: Bemastung und Takelage von Schiffen des 18. Jahrhunderts, Bielefeld, Delius-Klasing, 1986, ISBN 3-7688-0526-3
- Friedrich Ludwig Middendorf: Bemastung und Takelung der Schiffe, Springer, Berlin, 1903
- Klaus Schrage: Rundhölzer, Tauwerk und Segel, Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Herford, 1989, ISBN 3-7822-0451-4
- Rudolf Brommy und Heinrich von Littrow: Die Marine - Eine gemeinfassliche Darstellung des gesammten Seewesens, 1878, Reprint Schünemann KG, Bremen, 1982, ISBN 3-7961-1736-8
- Seemannschaft. Handbuch für den Yachtsport. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7688-0523-0
Einzelnachweise
Kategorie:- Segelschiffbau
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