Steilwand (Jahrmarkt)

Steilwand (Jahrmarkt)

Die Steilwand oder Trommel ist eine Jahrmarkts-Attraktion. Die Zylinder-Wandung einer großen Holztrommel von vier bis fünf Meter Höhe und ca. 7-10 Meter Durchmesser wird innen von einem oder mehreren Kraftfahrzeugen befahren, meist Motorräder.

Vor der großen hölzernen Trommel wird als Werbemaßnahme auf einem Rollenstand immer mal in den Pausen ein Motorrad im Stand zum Fahren gebracht, meist ein uraltes amerikanisches Motorrad: Indian ist oft anzutreffen. Ein Motorrad, dessen Gasgriff sich in einer Position fixieren lässt. Das antreibende Hinterrad bewegt über die hintere Rolle und einen Kettentrieb auch die Rolle für die Rotation des Vorderrads. Bei schnell kreisenden Rädern und stabilisierter Bewegung turnt man nun auf dem Motorrad herum. Diese Kunststücke sollen Werbung machen für die Steilwand und die Zuschauer motivieren, den Eintritt zu zahlen.

Die Zuschauer steigen äußere Treppen am Kessel hinauf, stehen dann auf Bühnentreppen und schauen von oben in den Kessel, beobachten die Vorführungen.

Das Fahren in der lotrechten Wand ist physikalisch möglich, weil die Fliehkräfte beim Fahren in der Trommel, abhängig von dem Reibungsbeiwert zwischen Holzfahrbahn und den Reifen, eine nach außen gerichtete Kraft sind, die ab einer bestimmten Geschwindigkeit (ca. 40-60 km/h) ein Befahren der Wandung erlaubt, ohne herunterzurutschen.

Der Steilwandfahrer startet auf der kreisförmigen Innenplattform. Eine Konus-Schrägung rundum von 45 Grad erlaubt den Übergang und nach Beschleunigen das Einfahren in die lotrechte Wand.

In dieser Wand wird nun weiter beschleunigt bis zu einer gleichmäßigen und relativ sicheren Geschwindigkeit, bei der dann verschiedene Kunststücke vorgeführt werden.

Mehrere Artistik-Nummern finden in der Abfolge einer Vorführung im Kessel statt. Gängige Nummern sind:

  • Der Beifahrer eines Motorrads zeigt akrobatische Kunststücke.
  • Mehrere Motorräder fahren umeinander herum, als gelte es einen Zopf zu flechten.
  • Ein starkes Motorrad beschleunigt auf doppeltes Tempo, was die vierfache Fliehkraft erzeugt und den gesamten Kessel ins Schwingen bringt.
  • Ein Gocart-Rennen wird veranstaltet.
  • Die Artisten kurven in der Trommel "seitlich", so dass sie sich einmal nahe dem Boden und dann wieder am oberen Kesselrand befinden.

Insgesamt läuft eine Steilwand-Vorführung 5 - 10 Minuten.

Das Fahren in der Steilwand ist anstrengend und gefährlich. Es wirken hohe Kräfte auf den Fahrer ein, oftmals das Dreifache oder mehr seines Gewichtes. Der Kreislauf und die körperliche Verfassung müssen also topfit sein, ähnlich den Anforderungen an Kampfpiloten. Eine hohe Konzentration ist vonnöten, die geringste Unachtsamkeit kann zum Absturz in den Kessel oder zum Herausfliegen führen.

Insbesondere das Fahren nahe am oberen Kesselrand ist gefährlich. Wenn auch die Zuschauer mit Fangzäunen geschützt sind, so ist doch der Fahrer bzgl. des oberen Randes höchst gefährdet. In der Vergangenheit ist es beim Steilwandfahren gelegentlich zu schweren Unfällen gekommen.

Es gibt auf der ganzen Welt nur noch wenige Trupps, die diese Jahrmarktskünste aufführen. Das Steilwandfahren muss daher heutzutage wohl als eine aussterbende Kunst betrachtet werden.

Todeskugel

Eine Variante und Weiterentwicklung, am Jahrmarktgelände um 1964-1969 in Wels, ist die Kugel - "Todeskugel" - aus Stahl, zerlegbar in Segmente, die aus einem Netz aus gebogenen Stahlblechstreifen in Segmentrahmen aus L-Profil gebildet werden. Die Zuschauer im Zelt rundum sehen durch etwa 4x4 cm grossen Lücken, die das Geflecht aus ebenfalls etwa 4 cm breite Blechstreifen aussparen. Von verflechtendem Fahren etwas abweichend vom Äquatorialkreis können 2 Fahrer dazu übergehen, auf rechtwinkelig zueinander stehenden Kreisen zu fahren.

Als Höhepunkt können sogar 3 Fahrer orthogonal zueinander kreisen, 2 davon meridional, einer äquatorial. Oder aber alle 3 in gleicher Bahnschräge von etwas mehr als 45° gegenüber waagrecht, entsprechend den Abrollrichtungen eines auf einem Eck stehenden Würfels. http://videos.rofl.to/clip/7-motorraeder-in-todeskugel/von/Trotzkopf aus etwa 2007 zeigt 20 Sekunden lang 7 Motorräder in Fahrt in einer Kugel mit 7 m Durchmesser, 10 s davon durchdringt ein Fahrer meridional die Bahnen der zweispurig im Pulk äquatorial kreisenden anderen 6.

September 2002 auf der Intermot München wurde noch die Zahl 6 Fahrer in der Kugel als Weltrekord von der Stunt-Truppe "Extreme Show" mit Alex Ramin angestrebt. April 2010 verunfallten durch einen Hinterreifenplatzer mehrere Fahrer des "Russischen Staatscircus" in einer Kugel mit 32 Meridiansegmenten.

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