- Fliehkraft
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Die Zentrifugalkraft ist eine Trägheitskraft, die ein Beobachter wahrnimmt, der sich in einem rotierenden Bezugssystem befindet.
Da er sich nach dem Trägheitsprinzip (dem Ersten Newton'schen Axiom) unbeschleunigt auf einer Geraden weiterbewegen möchte, ist es für ihn unnatürlich, dass sich sein Bezugssystem auf einer gekrümmten Bahn bewegt. In diesem Bezugssystem spürt er eine Zentrifugalkraft, die vom Mittelpunkt des Krümmungskreises wegzeigt und damit senkrecht auf dem Geschwindigkeitsvektor steht.
Der Begriff leitet sich von fugere (lateinisch für fliehen) ab.
Technische Anwendungen der Zentrifugalkraft sind die Zentrifuge und der Fliehkraftregler.
Wird der Beobachter im Bezugssystem festgehalten, zum Beispiel durch einen Sicherheitsgurt im Auto, so übt das Bezugssystem (bzw. der Sicherheitsgurt) nach dem Aktionsprinzip (dem Zweiten Newton'schen Axiom) eine der Zentrifugalkraft entgegengesetzte, gleich große Kraft auf ihn aus. Diese Kraft dient dann gerade als Zentripetalkraft, um ihn auf derselben gekrümmten Bahn zu halten, die das Bezugssystem durchläuft. In diesem Sinne sind Zentrifugalkraft und Zentripetalkraft einander entgegengesetzte, gleich große Kräfte.
Inhaltsverzeichnis
Formeln
Die Zentrifugalkraft zeigt bei einer Kreisbewegung stets vom Kreismittelpunkt fort. Für einen Körper der Masse m, mit der Geschwindigkeit v auf einer Kreisbahn mit Radius r ist der Betrag der Zentrifugalkraft:
Mit der Winkelgeschwindigkeit ω ergibt sich die Bahngeschwindigkeit als v = ωr und damit:
Verwendet man die Vektoren für den Abstand und für die Winkelgeschwindigkeit, so kann man die Zentrifugalkraft mit dem Vektorprodukt darstellen:
In den Formeln taucht die Masse m als Faktor auf. Wegen der Beziehung "Kraft = Masse · Beschleunigung" kann daraus die Zentrifugalbeschleunigung für einen Körper auf einer Kreisbahn bestimmt werden:
bzw. mit der Winkelgeschwindigkeit ω:
Eine allgemeinere gültige Definition ist:
Oder durch Umformen mit der Jacobi-Identität:
Beispiele
Wichtige Anwendungen finden sich in Zentrifugen.
Waschmaschine
Im Schleudergang einer Waschmaschine wirkt auf die Wäsche eine Beschleunigung von
mit
- Schleuderdrehzahl der Waschtrommel: 1200 Umdrehungen je Minute
- Trommeldurchmesser: 47 Zentimeter
ergibt sich:
Mit g = 9,81 m/s² wirkt auf die Wäsche also die 378-fache Erdbeschleunigung. Eine Socke wiegt nun scheinbar 15 Kilogramm statt 40 Gramm.
Achterbahn
Die Zentrifugalkraft ist in der Konstruktion von Achterbahnen von Bedeutung, bei denen für den menschlichen Körper unangenehme Beschleunigungskomponenten möglichst vermieden werden sollen, aber Komponenten, die der Schwerkraft entgegenwirken und somit ein Gefühl der Schwerelosigkeit erzeugen, erwünscht sind.[1] Beispielsweise ergibt sich bei kreisförmigen Loopings, bei denen im höchsten Punkt gerade Schwerelosigkeit erzeugt wird, am Einstiegspunkt ein abrupter Anstieg der Vertikalbeschleunigung um 5 g. Deshalb wurde vom Achterbahnkonstrukteur Werner Stengel für Loopings Klothoiden-Form (Cornu-Spirale) der Bahnkurve benutzt, bei der der Krümmungsradius umgekehrt proportional zur Bogenlänge ist (anfangs also unendlich ist) und damit zu einem viel sanfteren Anstieg der Zentripetalbeschleunigung führt. Die Klothoide war zuvor schon im Straßenbau benutzt worden.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Verena Heintz, Ann-Marie Martensson-Pendrill, Anette Schmitt, Klaus Wendt Achterbahn fahren im Physikunterricht, Physik in unserer Zeit, 2009, Heft 2
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