Stoßtrupp

Stoßtrupp
Stoßtruppen 1918 in einem eroberten französischen Graben

Ein Stoßtrupp oder auch Sturmtrupp ist eine Angriffsformation der Infanterie. Sie wird für besondere Aufgaben verwendet, insbesondere im Orts- und Häuserkampf sowie gegen Feinde in Feldbefestigungen (siehe auch Sturmbataillon).

Inhaltsverzeichnis

Voraussetzungen

Die Züge der Infanteriekompanie gliedern hierzu um in

Die Kompanie wird außerdem besonders durch schwere Mörser und Artillerie, ggf. auch durch Pioniere oder Sturmpioniere oder auch Kampfpanzer unterstützt.

Der Kampf im Stoßtrupprahmen erfordert eine intensive Ausbildung und hohe körperliche Leistungsfähigkeit aller eingesetzten Soldaten. Neben dem drill-mäßigen Beherrschen von Standardsituationen muss jeder Soldat in der Lage sein, in die nächsthöhere Führungsebene zu springen, falls sein militärischer Führer während des Gefechtes ausfällt. Die Führer von Sturmtrupps sind häufig Mannschaften. Schnelligkeit in der Bewegung, das rasche und entschlossene Ausnutzen günstiger Gelegenheiten und das enge Zusammenwirken mit der Führung, dem Deckungsfeuer der schweren Waffen und den Nachbarn sind der Schlüssel zum Erfolg.

Vorgehen

Der Kompaniechef führt die Stoßtrupps durch enge Koordinierung von Feuer und Bewegung. Insbesondere legt er eine oder zwei Einbruchstellen fest, an die zunächst die Annäherung und dann Sturm und Einbruch der vorn angreifenden Stoßtrupps erfolgen. Er setzt weitere Stoßtrupps für den Kampf durch die Tiefe der feindlichen Verteidigung so an, dass möglichst rasch feindliche Gefechtsstände genommen werden, um die Führungsfähigkeit des Feindes zu beeinträchtigen und riegelt feindliche Gegenstöße ab. Anschließend werden feindliche Kräfte links und rechts der Einbruchstelle von rückwärts oder flankierend durch eigene Kräfte aufgerollt.

Besondere Risiken entstehen für die eingesetzten Soldaten dann, wenn der Feind zuvor Gelegenheit hatte, sich zur Verteidigung einzurichten. Gefahr droht insbesondere von Landminen und Sprengfallen.

Geschichte

Sturmtrupp in Flandern
Deutscher Stoßtrupp im Ersten Weltkrieg

Das Stoßtruppverfahren wurde im Ersten Weltkrieg von General Oskar von Hutier entwickelt, als herkömmliche Angriffsverfahren angesichts der verstärkten Abwehr unter Einsatz von Schützengräben, Stacheldrahtverhauen und Maschinengewehren wirkungslos geworden waren. Die deutschen Sturmtruppen des Ersten Weltkrieges trugen oftmals einen Panzer am Oberkörper in Form einer Stahlplatte, was zu ihrem Markenzeichen wurde. Ein ähnliches Verfahren hatte General Brussilow schon 1916 entwickelt und erfolgreich gegen die Österreicher angewandt. Seit Ende 1917 wurden aus besonderen Freiwilligen Sturmkompanien, später auch Sturmbataillone gebildet, die als Eliteformationen besondere taktische Erfolge erzielen konnten. Ernst Jünger war gegen Ende des Ersten Weltkrieges ein hochdekorierter Führer von Stoßtrupps und schrieb 1920 über diese Zeit seinen ersten großen Roman In Stahlgewittern. Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers.

Das Stoßtruppverfahren wurde in Deutschland auch von der Reichswehr, der Wehrmacht und der Waffen-SS übernommen. Trotz der Erfahrungen im Ersten Weltkrieg war der Großteil der Generalität skeptisch gegenüber der neuen Taktik. Felix Steiner, ehemaliger Offizier der Reichswehr, führte das Prinzip des Stoßtrupps in die Ausbildung der Waffen-SS mit dem Versuch ein, diese unter Anwendung dieser Taktik zu einer Armee neuen Typs zu formen.

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges übernahmen sowohl die NVA als auch die Bundeswehr diese Taktik, meist im Rahmen der Ausbildung für Spezialeinheiten.

Mediale Rezeption

Zeitgeschichte - Spezialeinheiten im 2. Weltkrieg: Sturmtruppen (Dokumentation von 2004).

Trivia

Die Stoßtruppen wurden von George Lucas für das Star-Wars-Universum als Imperial Stormtroopers adaptiert.

Literatur

  • Drury, Ian: German Stormtrooper 1914-1918, (Warrior Band 12), Oxford, New York 1995. ISBN 978-1-85532-372-8
  • Raths, Ralf: Vom Massensturm zur Stoßtrupptaktik. Die deutsche Landkriegstaktik im Spiegel von Dienstvorschriften und Publizistik 1906 bis 1918, Freiburg 2009. ISBN 978-3793095590

Weblinks


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