Strapazin

Strapazin

Strapazin ist eine in München gegründete und heute in Zürich sesshafte Comic-Zeitschrift. Das vierteljährlich erscheinende Magazin bietet vor allem unabhängigen Zeichnern eine Plattform.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1984 gründeten Mitarbeiter der Stadtzeitung Blatt das Strapazin in München. Eines der Vorbilder war nach Worten der Mitgründer Herbert Meiler und Pierre Thomé Art Spiegelmans Magazin RAW[1]; und Strapazin war “von Anfang an als Podium einer Comicszene gedacht” [2]. Nachdem die erste Nummer mit Beiträgen u.a. von Poussin, Muñoz-Sampayo und Ralf König zum ersten Comic-Salon in Erlangen erschienen war, fand sich in München niemand mehr, der eine regelmäßige Publikation des Magazins garantieren konnte, weshalb David Basler, ein Schweizer Comic-Verleger und -Aficionado, Strapazin von Zürich aus zu verlegen begann, wo es bis heute residiert. Nach wie vor existiert auch ein Büro in München.

2010 erschien die 100. Ausgabe, mit Beiträgen chinesischer Comic-Zeichner. Gleichzeitig veröffentlichte der chinesische Verlag Special Comix ein Strapazin-Special mit Beiträgen vieler namhafter Schweizer Zeichner und einem Titelbild von Kati Rickenbach.

Aktuell beträgt die Strapazin-Auflage 5’000 Exemplare. Darunter sind 1’000 Abonnements, und "fast die Hälfte des Publikums ist weiblich" [3].

Konzept

Das Strapazin druckt Comics von zum Teil bisher wenig bekannten, oft avantgardistischen Comiczeichnern ab. "Ralf König, Atak oder Thomas Ott veröffentlichten hier vor ihrem Durchbruch"[3].

Ab Nummer 37 (L´ASSOCIATION) standen die Ausgaben vermehrt, später durchgehend, unter einem bestimmten im Titel erscheinenden Thema mit einer geographische Zuordnung (z. B. Skandinavische Comicwelt, Comics aus Tel Aviv) oder einer inhaltlichen Gemeinsamkeit (z. B. Gebrauchsanweisungen, Comics ohne Protagonisten). Eine Nummer kann sich auch herausragenden Zeichnern wie George Herriman (2002) widmen. Jedes Mal gibt es zu den Comics auch “interessante Texte auf der Metaebene” [4].

Geplante Themen 2011: Isolated Houses, Komplizen, Kontaktanzeigen, Essen.

Publizierte Zeichner

Hunderte von Zeichnern aus Europa, Amerika und Asien haben Beiträge im Strapazin veröffentlicht, u.a. ATAK, Jim Avignon, Mike van Audenhove, Christophe Badoux, M.S. Bastian, Chihoy, Julie Doucet, Anke Feuchtenberger, Jean-Christophe Menu, Nicolas Mahler, Thomas Ott, Helge Reumann, Joe Sacco, David Sandlin, Karoline Schreiber, Simon Schwartz, Anna Sommer, Tardi, Martin tom Dieck, Ulf K., Henning Wagenbreth und Chris Ware.

Redaktion und Herausgeber

Das Strapazin kennt keine Chefredaktion. Die Hefte werden im Rotationsprinzip von wechselnden Teams gestaltet. Jährlich trifft sich das rund 15-köpfige Redaktions- und Herausgeber-Team, um die Themen der folgenden Ausgaben festzulegen. Bei der Umsetzung selbiger haben die Macher praktisch freie Hand.

Anzeigen

Ein Markenzeichen des Strapazins - und die Haupteinnahmequelle - sind die quadratischen Anzeigen, die von Comiczeichnern gestaltet werden und von denen die Anzeigenkunden 500 Aufkleber mit dem gleichen Motiv erhalten. Bis heute erschienen rund 4’500 Aufkleber und "auch grosse Firmen wie Swatch, Migros oder Radio DRS inserieren immer wieder" [5]. Dieses Finanzierungskonzept ist “international berühmt und oft nachgeahmt worden”[2].

Wirkung

Das Comic-Magazin konnte seine Bedeutung über die Jahre hinweg aufrechterhalten: “Es gibt im deutschsprachigen Raum keine andere Publikation, die sich derart kontinuierlich und urteilssicher um die Förderung der jungen Talente kümmert” [6].

“In der Nischen-Kultur des künstlerisch avancierten Comics hat die international anerkannte Zeitschrift auf beispielhafte Weise Netzwerke geschaffen" [7].

“Das aktuell wohl einflussreichste Comic-Magazin im deutschsprachigen Raum. Es ist ein Wegbereiter für junge Zeichner”[3].

In manchen Comickreisen ist das Strapazin allerdings verpönt, es gilt als “Avantgarde, unlesbar, Kunstcomics”[3].

Ausstellungen mit Strapazin-Beteiligung (Auswahl)

  • 1999 Düsseldorf: “Mutanten, die deutschsprachige Comic-Avantgarde der 90er Jahre” im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft
  • 2000 New York: “Bubbles’n’Boxes’n’Beyond” im Swiss Institute
  • 2004 Zürich: “Ich bin 20 und die Welt gehört mir” (zum 20-jährigen Strapazin-Jubiläum) im Kunstraum Walcheturm
  • 2010, Nanjing, China: “Schweizerisches Comic-Schaffen”, am Nanjing Art Institute

Auszeichnungen

  • 1986 Max-und-Moritz-Preis: beste deutschsprachige Comic-Publikation.
  • 2001 nominiert für US-amerikanische Eisner Awards: Kategorie “Best Anthology” für “Bubbles’n’Boxes’n’Beyond”

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ihme, B. (Hrsg.): COMIC!-Jahrbuch 2003, Interessenverband Comic e.V. ICOM, Stuttgart 2002. ISBN 3-8883-4933-8
  2. a b Schweizer Buchhandel 18/2004
  3. a b c d Die Tageszeitung 30./31. Oktober 2010
  4. Jetzt. Die Sueddeutsche, 10. Oktober 2007
  5. Tages-Anzeiger, 12. Oktober 2004
  6. Berliner Zeitung, 20. November 1999
  7. Neue Zürcher Zeitung, 14. Oktober 2004

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