Strohhutfest

Strohhutfest
Oberbürgermeister Theo Wieder mit traditionellem Strohhut bei der Festeröffnung 2009

Das Strohhutfest in der rheinland-pfälzischen Stadt Frankenthal ist das größte Straßenfest der Pfalz. Alljährlich feiern mehrere 100.000 Menschen – die Stadt selbst hat etwa 50.000 Einwohner – vier Tage lang in der Frankenthaler Innenstadt. Das Volksfest, dessen Charakter deutlich über ein bloßes Weinfest hinausgeht, dauert von Christi Himmelfahrt bzw. Fronleichnam bis zum darauf folgenden Sonntag.

Inhaltsverzeichnis

Örtlichkeit

Alle Festaktivitäten spielen sich der Fußgängerzone ab. Diese erstreckt sich im Stadtkern zwischen den beiden historischen Stadttoren, dem Wormser Tor im Norden und dem Speyerer Tor im Süden, und umfasst außerdem den zentralen Rathausplatz sowie Teile der Bahnhof- und der August-Bebel-Straße, die vom Rathausplatz aus nach Westen bzw. Osten führen.

Zahlreiche Jahrmarktsstände und Buden entlang der Häuserfronten, kleine Wein- und Bierzelte, Bühnen und sonstige Attraktionen verleihen dort dem Strohhutfest das Flair eines großen Volksfestes. Mit Kirchweihrummel hat es wenig gemein, so gibt es außer Kinderkarussell, Autoscooter und einem Riesenrad, das erstmals 2006 am Wormser Tor aufgestellt wurde, keine Fahrgeschäfte. Das Fest wird hauptsächlich vom Engagement der ortsansässigen Vereine und der Geschäfte in der Innenstadt getragen.

Besucher

Das Fest besitzt eine weite Ausstrahlung in die Region. 2010 wurden nach Angaben der Polizei „deutlich mehr als 300.000 Besucher“ gezählt[1]. In Anbetracht der geringeren Anzahl der Festtage kann das Strohhutfest deshalb hinsichtlich seiner Besucherzahl durchaus mit dem größten Weinfest der Welt, dem Dürkheimer Wurstmarkt, verglichen werden, zu dem sich an neun Tagen etwa 600.000 Menschen einfinden.

Geschichte

Entstehung

Bevor Frankenthals Innenstadt Mitte der 1970er Jahre zur autofreien Fußgängerzone wurde, wollte die Verwaltung erproben, wie sich eine Sperrung des Kraftverkehrs in der Nord-Süd-Achse, der Wormser und der Speyerer Straße, auswirken würde. Anlässlich des Tests 1973 nutzte man die Gelegenheit, entlang der autofreien Straßen Jahrmarktsstände aufzubauen. Bei den Frankenthaler Bürgern und den Vereinen wurde die Initiative mit Begeisterung aufgenommen – das Frankenthaler Strohhutfest war geboren. Es findet seitdem jedes Jahr statt, und generell wurde die Innenstadt zur autofreien Fußgängerzone.

Name

Das Strohhutfest erhielt seinen Namen, weil es anfangs am christlichen Feiertag Christi Himmelfahrt, dem „Vatertag“, begann und weil es früher üblich war, dass die Väter bei ihren feucht-fröhlichen Ausflügen an diesem Tag Strohhüte trugen. Überdimensionale Strohhüte, die über dem Rathausplatz und der Wormser Straße aufgehängt werden, machen das Motto des Festes weithin sichtbar. Dass ein Hutfabrikant für die Namensgebung verantwortlich gewesen sei, wie von Außenstehenden oft gemutmaßt wird, stimmt nicht; als Namensfinder gilt vielmehr Arno Baumann (* 10. April 1924; † 5. Mai 2007), der von 1971 bis 1999 Präsident des Frankenthaler Carneval-Vereins war[2]. Mittlerweile findet das Strohhutfest mit Rücksicht auf das Wetter in der Regel an den vier Tagen ab Fronleichnam statt. Dieses katholische Fest ist in Rheinland-Pfalz ein gesetzlicher Feiertag.

Miss Strohhut

Statt einer „Miss Frankenthal“ besitzt die Stadt ihre „Miss Strohhut“. Diese muss eine volljährige Frankenthalerin sein und wird jedes Jahr zum Strohhutfest durch eine Jury aus Offiziellen und einigen nach dem Zufallsprinzip bestimmten Bürgern neu gewählt. Zwar sollen weibliche Reize nicht so hoch bewertet werden wie z. B. Kenntnisse über die Stadt und ihre Geschichte, doch in der Regel findet das Wahlgremium eine angenehme Synthese. Da die neue Miss Strohhut üblicherweise im Rahmen einer Performance auf der Bühne vorgestellt wird, erhöhen tänzerische oder sportliche Qualifikationen einer Kandidatin die Auswahlchancen. Ein Jahr lang repräsentiert die Miss Strohhut die Stadt Frankenthal bei vielen Veranstaltungen.

Jahr der Wahl Miss Strohhut[3]
1976 Bärbel Pulsfort, später Müller
1977 Pia Garst, später Garst-Schmitz
1978 Ursula Westerburg, später Roos
1979 Sonja Fries, später Kissel
1980 Susanne Denig, später Wintermeyer
1981 Dagmar Scupin
1982 Läticia Claudia Gebhardt, später Hylton
1983 Rita Galante
1984 Ute Tritt
1985 Margret Schulz, später Eck
1986 Caroline Messingschlager, später Wornath
1987 Anke Jendahl
1988 Martina Baum
1989 Alexandra Hickethier, später Hessel
1990 Petra Ziegeler, später Jarchow
1991 Astrid Klughammer, später Philippi
1992 Dr. Cristiane Hintemann
1993 Andrea Bletscher
Jahr der Wahl Miss Strohhut[3]
1994 Barbara Heidl, später Weber
1995 Sabine Greiner, später Clair
1996 Katja Bentz, später Käufer
1997 Jenny Ekström
1998 Sabine Strohhäusl, später Clemens
1999 Jessica Graichen, später Butsch
2000 Teresa Di Napoli, später Celestino
2001 Sarah Keller
2002 Johanna Mayer
2003 Tanja Gräf, später Klawitter
2004 Annette Pawliczek
2005 Magali Petermann, später Leidig-Petermann
2006 Corinna Metzger
2007 Jutta Kaiser
2008 Julia Fast, später Merdian
2009 Domenica Lenczyk
2010 Nina Rein
2011 Laura Engert

Begleitereignisse

Musik

Im Jahre 2000 veröffentlichte die Frankenthaler Rockband GRABOWSKY den Titel „Strohhutfest“, der seither als Hymne des Festes angesehen wird. Text und Musik stammen von Alexander Hüther.

Buttons

Seit 2001 werden „Strohhutfestbuttons“ verkauft, die jedes Jahr von einem anderen ortsansässigen Künstler gestaltet sind. Am ersten Festtag machen die Miss Strohhut und der Frankenthaler Oberbürgermeister einen Rundgang über die Festmeile und verkaufen dabei die Buttons. Der Erlös kommt wechselnden Frankenthaler Bürgerprojekten zugute, z. B. 2007 der Sanierung des historischen Kanalhafens.[4]

Sport

Seit 2004 findet am Festsonntag der „Strohhutfestlauf“ statt. Die Strecke (5340 m) kann sowohl durch Teilnahme am traditionellen Volkslauf als auch in der Disziplin Nordic Walking absolviert werden.

Film

Nach einem ersten Versuch mit einem Videofilm produzierten die beiden Frankenthaler Martin Svoboda und Robert Kwiatek seit 2007 schon mehrere Kinofilme über das Strohhutfest.[5] Bei der Premiere des ersten Films in den Frankenthaler LuxKinos am 17. November 2007 fanden vom Nachmittag bis in die Nacht sechs vollbesetzte Aufführungen mit fast 800 zahlenden Zuschauern statt; in der August-Bebel-Straße vor dem Kino wurde – angesichts der niedrigen Temperaturen bei Glühwein – spontan ein „Strohhutfest“ gefeiert, an dem 2000 Feierwillige teilnahmen.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Rheinpfalz, Ludwigshafen am Rhein, Gesamtausgabe: Besucherrekord beim Strohhutfest, 7. Juni 2010
  2. Theo Wieder: Brief des Oberbürgermeisters an Frankenthaler in aller Welt. Dezember 2007, S. 15, abgerufen am 7. Juni 2010.
  3. a b miss-strohhut.net: „Club der Ehemaligen“
  4. Stadtverwaltung Frankenthal: Aktuelles Bürgerprojekt Kanalhafen. Abgerufen am 11. Juni 2010.
  5. StrohhutfestTV: Willkommen. Abgerufen am 11. Juni 2010.
  6. Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Frankenthaler Zeitung: Alles wie im Sommer – nur kälter, 19. November 2007

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