- Kanalhafen (Frankenthal)
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Über den Kanalhafen und den zugehörigen Frankenthaler Kanal war die vorderpfälzische Stadt Frankenthal früher mit dem 4 km östlich vorbeifließenden Rhein verbunden.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Das alte Hafenbecken liegt im Osten der Stadt, unmittelbar außerhalb der ehemaligen Stadtmauer. Es wird im Norden durch die Straße Am Kanal begrenzt, im Süden durch die Edigheimer Straße, die Frankenthal anschließend als B 9 in Richtung Osten verlässt und in der Nachbarstadt Ludwigshafen dann Kanaldamm heißt. Die B 9 begleitet die Trasse des einstigen Kanals, die heute zu drei Vierteln über Ludwigshafener Gebiet führt, auf den Rhein zu. Einzige Überbleibsel des Kanals sind ein Rückhaltebecken kurz vor dem Ende der Frankenthaler Gemarkung am Ort einer ehemaligen Schleuse sowie ein etwa 300 m langes Teilstück am Südrand des Industriegebietes Ludwigshafen-Pfingstweide. Dieses Reststück hat die Geokoordinaten 49° 32′ 20″ N, 8° 24′ 25″ O49.5388277777788.4070277777778.
Anlage
Der Kanal folgte offenbar der alten geologischen Abflusslinie des Fuchsbachs, der damals nördlich parallel der Isenach verlief und wie diese direkt in den Rhein mündete. Der noch offen durch die Stadt fließende Fuchsbach wurde nach dem Verlassen Frankenthals im Bereich des Hafenbeckens eingeleitet, die Isenach ca. 900 m östlich über einen eigens ausgehobenen Graben, der sie nach Norden führte und mit dem aktuellen Bachbett zwischen Kleiner Wald, Monte Scherbelino und der Stadtgrenze Frankenthal/Ludwigshafen identisch ist. Der Fuchsbach wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oberhalb von Frankenthal aufgeteilt. Seine größere Wassermenge wird nach links in den Schrakelbach abgeleitet, nur ein kleiner Rest fließt noch in die Isenach.
Der Kanal war 4467 m lang, 8 bis 19 m breit und 2 m tief. Er verlief von West nach Ost und mündete an der Stelle des heutigen Nordhafens der BASF in den Rhein. Das Hafenbecken war 95 m lang (von West nach Ost) und 48 m breit. Die Stirnseite des Beckens aus massiven Sandsteinquadern war die westliche Kaimauer, die heute noch erhalten ist. Etwa in ihrer Mitte stand, wie alte Bilder belegen, ein quadratisches Kranhaus mit einem hölzernen Drehkran, dahinter lag parallel zur Stadtmauer ein langgestrecktes Lagerhaus, in dem auch die Zollbehörde untergebracht war.
Geschichte
Erste Arbeiten
Im Verlauf des Mittelalters verschob sich der damals noch nicht begradigte Rhein aus der Peripherie Frankenthals um mehrere Kilometer nach Osten. Dies erschwerte den Handel, der damals in beträchtlichem Maße über die Wasserwege abgewickelt wurde. Deshalb begann 1580 unter dem Pfalzgrafen Johann Casimir, der Frankenthal drei Jahre zuvor die Stadtrechte verliehen hatte, die Errichtung eines Kanals. Der Pfalzgraf stellte dabei Bauholz zur Verfügung, mit dem die Kanalränder gegen Unterspülung gesichert werden sollten. Die Arbeiten gingen nur schleppend voran und zogen sich auch noch unter Johann Casimirs Nachfolgern hin. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–48) kamen sie schließlich gänzlich zum Stillstand. Grund hierfür waren hauptsächlich die (erfolglosen) Belagerungen der Stadt 1621 durch die Spanier unter General Cordoba sowie 1622 durch die Kaiserlichen unter General Tilly.
Fertigstellung
Erst eineinhalb Jahrhunderte später wurde das Vorhaben wieder aufgenommen. Kurfürst Carl Theodor ließ durch seinen Baudirektor Jacob Dyckerhoff entsprechende Pläne anfertigen und stellte für die Erdarbeiten 215 Soldaten seiner Mannheimer Garnison ab. Zwischen 1772 und 1781 wurde der Kanal gebaut, zwischen 1781 und 1787 das Hafenbecken, das südöstlich der Altstadt unmittelbar vor der ab 1718 wieder errichteten Stadtmauer lag. Die Kanalschiffe wurden von Menschen oder Pferden gezogen, die sich auf Treidelpfaden bewegten. Neben der Verbindung zum Rhein bewirkte der neue Kanal ein Trockenfallen der feuchten Niederungen in seiner Umgebung, so dass zusätzlich etwa 5000 Morgen Ackerland gewonnen werden konnten.
Krieg und Hochwasser
Als ab 1793 französische Revolutionstruppen die linksrheinischen Gebiete der Kurpfalz eroberten, wurden bei den Kämpfen die Brücken, Dämme und Mauern des Kanals so erheblich beschädigt, dass er nur sechs Jahre nach seiner Inbetriebnahme nicht mehr zu benutzen war. Zudem brachen, nachdem aufgrund des Wiener Kongresses von 1815 im Folgejahr das Königreich Bayern die Verwaltung der nun Rheinkreis genannten heutigen Pfalz übernommen hatte, bei Hochwässern in den Jahren 1816 und 1817 die ebenfalls schadhaften Rheindeiche. In der Folge wurde die Niederung um den Frankenthaler Kanal jeweils großräumig überschwemmt, und es kam zu weiteren Schäden, vor allem Unterspülungen, an den Kanalanlagen. Erst 1821 bewilligte Bayern Gelder zur Wiederherstellung, und als eine zusätzliche Schleuse von 76 m Länge gebaut worden war, konnte der Kanal ab 1823 wieder befahren werden. Doch schon von Oktober 1824 an schränkten neue Überschwemmungen den Gebrauch des Kanals ein weiteres Mal ein. Trotzdem wurden die Sanierungsbemühungen noch bis 1839 fortgesetzt.
Bedeutungsverlust und Stilllegung
Mit dem Bau der Eisenbahnen ging die Bedeutung des Kanals immer weiter zurück. Allerdings wurde noch 1875 die in Frankenthal gegossene und 26 t schwere Kaiserglocke des Kölner Doms auf einem der Kanalschiffe zum Rhein transportiert. Endgültig stillgelegt wurde der Kanal erst im Zweiten Weltkrieg 1944, nachdem er durch Luftangriffe schwer beschädigt worden war. 1954/55 wurde das für nutzlos angesehene Hafenbecken mit 45.000 t Schutt verfüllt, der 1943 bei der schweren Bombardierung Frankenthals entstanden war. 1966 wurde auch der Kanal bis auf das kleine Teilstück in Ludwigshafen-Pfingstweide zugeschüttet. Die Verfüllung des Kanals machte es auch notwendig, die Isenach in Richtung Norden nach Mörsch und Bobenheim-Roxheim weiterzuleiten.
Neuzeit
Im Jahre 1971 übernahm die Stadt Frankenthal den auf ihrer Gemarkung liegenden Westteil des Kanalgeländes vom Land Rheinland-Pfalz mit folgender denkmalschützerischen Auflage[1]:
„Das westliche Hafenbecken ist auf einer Länge von mindestens 60 Metern zu erhalten und in die vorhandene Grünanlage so einzubinden, dass die vorhandenen Kaimauern auf der verbleibenden Gesamtlänge von rund 170 Metern in möglichst großer Höhe vollständig sichtbar bleiben.“
Auf dem Ostteil des Geländes wurden später das Ostparkbad und die Sporthalle Am Kanal errichtet, der Westteil wurde – unter Erhaltung einiger alter Treppenabgänge – als Grünanlage genutzt.
An die historischen Bauwerke erinnern heute – neben der restaurierten Stiftungstafel von 1781 sowie zusätzlichen Infotafeln vor Ort – die Straße Am Kanal sowie die Kanalstraße. Am Kanalhafen hat der Frankenthaler Künstler Erich Sauer zudem eine Bronzeplastik „Der Treidler“ geschaffen, die er den Menschen gewidmet hat, die einst die Kanalschiffe gezogen haben. Auch der Kunstverein „Die Treidler“ hat sich nach ihnen benannt.
Am 9. August 2007 begann im Rahmen des 2001 ausgerufenen „Bürgerprojekts Kanalhafen“ die Umgestaltung des Hafenbeckens – zusammen mit dem angrenzenden Reststück der Stadtmauer – zu einer Erholungsanlage[2]. Im November 2009 war das Projekt im Prinzip fertig, es wurden 230.000,- € in die Umgestaltung investiert. Es kamen jedoch noch Auflagen durch die Gemeindeunfallversicherung hinzu, welche es erfordern noch ein 15.000,- € teures Geländer zu errichten und die Treppen für 20.000,- € zu sanieren. Außerdem wurde die neue Beleuchtung noch vor der "Neueröffnung" Opfer von Vandalismus, ein Schaden von 9.000,- € entstand.[3]
Literatur
- Volker Christmann: Frankenthal – Ein verlorenes Stadtbild. 1. Auflage, Darmstadt 2005
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Frankenthaler Zeitung, 20. Juni 2007
- ↑ Stadt Frankenthal: Aktuelles Bürgerprojekt: Gestaltung der Grünanlage im ehemaligen Hafenbecken des Frankenthaler Kanals (s. Weblinks)
- ↑ Die Rheinpfalz, Frankenthal, 26. November 2009
49.5345444444448.361525Koordinaten: 49° 32′ 4″ N, 8° 21′ 41″ OKategorien:- Kulturdenkmal in Frankenthal (Pfalz)
- Verkehr (Pfalz)
- Hafen in Rheinland-Pfalz
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