- Studio 54
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Das Studio 54 in New York war einer der berühmtesten Nachtclubs der Welt. Er steht als grell leuchtendes Symbol der späten 1970er Jahre für legendäre Partys, Drogenexzesse, wilden Sex und hemmungslose Exzentrik. Es konkurrierte mit dem Nachtklub Xenon.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Gründer Steve Rubell und Ian Schrager hatten Mitte der 1970er Jahre die Zeichen der Zeit erkannt − hemmungsloser Spaß stand im Mittelpunkt, ein hedonistischer, exzentrischer Lebensstil war modern geworden. Am 26. April 1977 eröffneten sie den Discotempel. Seinen Namen trägt der Club aufgrund des Standortes und seiner Vorgeschichte.
Bevor der Club einzog, war die sagenhafte Adresse das Zuhause eines Theaters, eines TV-Studios sowie eines der bekanntesten Discolabels der Welt − West End Records. Als das Gebäude 1927 gebaut wurde, richtete sich zunächst die „San Carlo Opera Company“ darin ein. Diese wurde abgelöst von Theatern wie „The New Yorker“, „Casino the Paris“ und „Federal Music Theatre“, bis es 1943 die Columbia Broadcasting Co. (CBS) in ein TV-Studio umwandelte. CBS produzierte in diesem Gebäude erfolgreiche Shows wie „The Johnny Carson Show“, „Beat the clock“ und „$64000 question“. Die CBS-Leute nannten den Ort Studio 52, weil es das 52. Studio der CBS war.
Weil die Räumlichkeiten einst als TV-Studio genutzt worden waren, hatte Steve Rubell zuerst vor, den Club schlicht Studio zu taufen. Aber da das Gebäude an der West. 54th Street liegt, kam er auf die Idee, den Club Studio 54 zu nennen.
Ende der 1970er Jahre war AIDS noch unbekannt, und der Konsum von Drogen gehörte in New York quasi zum guten Ton. Das „54“ galt als eine Spielwiese für alle, die schon immer von Partys geträumt hatten, auf denen sie ihren Phantasien freien Lauf lassen und hemmungslos bis in die frühen Morgenstunden feiern konnten. Rubell verstand es zudem, die Reichen und Schönen, Stars und Prominente mit einfachen Großstädtern zu vermischen. Liza Minnelli und Andy Warhol zählten zu den Stammgästen. Auch Liz Taylor, Mick Jagger & Bianca Jagger, Diana Ross, Christiaan Barnard, Truman Capote, Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone und John Travolta, um nur einige zu nennen, besuchten die Disco regelmäßig.
Natürlich wollten viele mit den Prominenten dieser Zeit Spaß haben, aber nur wenige, die Rubell als würdig empfand, durften hinein. „Dress spectacular“ stand auf den Eintrittskarten. Entweder man war schon ein Star oder man wusste sich daran zu halten − nur so konnte man an Rubell vorbeikommen. Er wusste, was seine Gäste erwarteten, und suchte dementsprechend und nach seinem persönlichen Geschmack das Publikum aus.
Im Dezember 1979 gerieten Rubell und sein Partner in das Visier der Steuerfahndung. Sie wurden im Januar 1980 wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Studio 54 schloss am 4. Februar 1980 mit einer Party mit dem Motto „Das Ende des modernen Gomorrah“. Nach 13 Monaten wurden Rubell und Schrager vorzeitig entlassen. Inzwischen hatten große Investoren die New Yorker Clubszene übernommen und engagierten Rubell als Berater. Er eröffnete das Studio 54 im September 1981 wieder neu. Nachdem der New Yorker Club 1986 endgültig schließen musste, wurden viele Stilelemente und Ausstattungsgegenstände des Clubs in das Studio 54 des MGM Grand Hotel in Las Vegas übernommen.
Das Gebäude in New York wurde später als Musical-Theater benutzt, u. a. ab 1998 in der Neuinszenierung von „Cabaret“ von Sam Mendes.
Kulturelles Erbe
Noch heute ist das Studio 54 berühmt für seine wilden Partys und Drogenexzesse. Außerdem war es stilbildend für die Disco-Musik und Nachtclub-Szene allgemein. Vor allem wegen der starken Symbolik, die mit dem Studio 54 verbunden ist, finden in vielen Discotheken regelmäßig Studio 54-Partys statt, wobei es dort in der Regel nicht so exzentrisch zugeht wie im Original.
1998 wurde ein US-amerikanischer Spielfilm mit dem Titel Studio 54 veröffentlicht. Die Geschichte handelt von einem gut aussehenden jungen Mann, der im Studio 54 als Barkeeper arbeitet und dort gesellschaftliche Anerkennung sucht.
„Studio 54“ in Berlin
Im Januar 2005 gab MGM bekannt, dass ein Standort für ein Studio 54 in Berlin gesucht wird. Dieses Projekt wurde von Joseph Jackson geleitet, dem Vater von Michael Jackson, der die Lizenzrechte für den Namen der New Yorker Kultdisco hält. Die Eröffnung fand am 26. Mai 2006 im Möbelkaufhaus Stilwerk am Berliner Savignyplatz statt. Schon im August desselben Jahres war der Laden jedoch aufgrund mangelnden Zuspruchs zahlungsunfähig. Er wurde von einem anderen Besitzer bis zu seiner Schließung im Juni 2008 unter dem Namen Ultra Lounge weitergeführt.
Weblinks
- Marc Pitzke: 30 Jahre „Studio 54“ - Nachtclub der Exzesse, Spiegel Online, 25. April 2007
- Discoguy: Studio 54 - One of THE DISCOtheques..., disco-disco.com, 1999-2009
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