Substrat (Linguistik)

Substrat (Linguistik)

Der Begriff Substrat (von lat. Stratum = Schicht) wurde etwa um 1875 von dem italienischen Sprachforscher G.I. Ascoli im Zusammenhang mit seinen Untersuchungen zu den Ursachen von Lautwandel geprägt. Heute wird der Begriff vor allem in der diachronen Sprachwissenschaft im Zusammenhang mit Sprachkontakt bzw. -mischung verwendet und bezeichnet sowohl 1) die Ursprungssprache eines Gebietes, die kontakt-induzierten Wandel in einer oder mehreren neu eingewanderten Sprachen auslöst als auch 2) die Ergebnisse dieses kontakt-induzierten Wandels in der überlagernden Sprache. Letztere werden auch Substratinterferenzen genannt. Die überlagernde Sprache, die ebenfalls kontakt-induzierten Wandel in die entgegengesetzte Richtung auslösen kann, wird dementsprechend Superstrat genannt.

Inhaltsverzeichnis

Beispiele von Substratsprachen

Übernimmt eine Sprachgemeinschaft die Sprache eines zugewanderten, oft erobernden Volkes, kann die überlagernde Sprache von den Gewohnheiten der einheimischen Sprecher beeinflusst werden. Das passierte z.B. mit der europäischen Kolonialsprache Latein oder mit dem Nordgermanischen, das sich nach Norden auf die ursprünglich samischsprachigen Gebiete ausbreitete.[1]

Beispiele von Substrateinflüssen

Substratinterferenzen sind häufig in der Phonologie zu finden, weil die Sprecher der Ursprungssprache im Sprachwechsel oft ihre Eigenheiten der Aussprache und Betonung beigehalten. Auch die Syntax und (seltener) die Morphologie können betroffen sein. Dagegen beschränkt sich Substrateinfluss im Wortschatz meisten auf Bereiche, für die die Masse der neu ein gewanderten Sprecher keine Bezeichnungen besitzt (zum Beispiel bei Flur-, Orts- und Flussnamen oder Tier- und Pflanzennamen) oder die im Kontakt nicht benötigt wurden. Z.B. hält sich im Französischen die gallische Bezeichnung der Lerche, obwohl die Römer diese natürlich auch kannten.

Literatur

  • Bechert, Johannes & Wolfgang Wildgen 1991: Einführung in die Sprachkontaktforschung. Darmstadt: Wiss. Buchges.
  • Thomason, Sarah Grey & Terrence Kaufman 1988: Language contact, creolisation, and genetic linguistics. Berkeley: University of California Press.
  • Weinreich, Uriel 1977: Sprachen in Kontakt.

Einzelnachweis

  1. Jurij Kusmenko. Der samische Einfluss auf die skandinavischen Sprachen: ein Beitrag zur skandinavischen Sprachgeschichte. [=Berliner Beiträge zur Skandinavistik, 10] Berlin: Humboldt-Universität zu Berlin, 2008. ISBN 978-3-932406-25-6

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