Susanna Agnelli

Susanna Agnelli

Susanna Agnelli (* 24. April 1922 in Turin; † 15. Mai 2009 in Rom) war eine italienische Politikerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Susanna Agnelli war Tochter Edoardo Agnellis und Virginia Bourbons sowie Schwester Giovanni Agnellis, des langjährigen geschäftsführenden Gesellschafters von FIAT, zu dem sie bis zu seinem Tod ein sehr enges Verhältnis hatte.

Nach dem Unfalltod ihres Vaters kamen sie und ihre fünf Geschwister zum väterlichen Großvater, der ihrer Mutter verbot, mit den Kindern Kontakt zu haben. Erst auf Drängen Benito Mussolinis, den ihre Mutter um Hilfe gebeten hatte, konnten die Kinder zu ihr zurück. Susanna Agnelli war Mitglied der Piccola Italiana, einer der Balilla entsprechenden Organisation für Mädchen. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete sie nach dem Abitur zunächst als Krankenschwester im römischen Lazarett der Luftwaffe, dem Ospedale Littorio. Nachdem ihre Mutter sie und ihre Schwestern in die Schweiz nach Ouchy zur Weiterbildung geschickt hatte, schrieb sie sich an der Universität Lausanne zum Medizinstudium ein, welches sie nach Kriegsende an der Universität Rom fortsetzte, ohne es jedoch abzuschließen. Wie aus ihren Memoiren eindeutig hervorgeht, war sie von Jugend auf eng befreundet mit der Familie des italienischen Außenministers Graf Galeazzo Ciano und hatte auch Kontakt zu Emilio Pucci.[1]

Danach war sie von 1974 bis 1984 Bürgermeisterin von Monte Argentario. Seit 1982 antwortete sie auf Leserprobleme in der Wochenzeitschrift Oggi.[2]

Für zwei Legislaturperioden, von 1976 bis 1983, war Agnelli Mitglied für den Partito Repubblicano Italiano (PRI) in der Camera dei Deputati. 1979 wurde sie ins Europäische Parlament gewählt. Dort blieb sie etwas über zwei Jahre und war Mitglied im Ausschuss für Außenwirtschaftsbeziehungen. 1983 und 1987 wurde sie zur Senatorin gewählt. Zwischen 1984 und 1987 war Susanna Agnelli Mitglied in der Menschenrechtskommission der UNO. 1993 bewarb sich Susanna Agnelli um den Bürgermeisterposten in Rom. Nachdem sie bereits in verschiedenen Regierungen (von 1983 bis 1991) Staatssekretärin des Außenministeriums war, wurde sie von 1995 bis 1996 in der Regierung von Ministerpräsident Dini zur ersten Außenministerin in der Geschichte Italiens.

1984 verlieh ihr das Mount Holyoke College einen Ehrendoktortitel in Rechtswissenschaften.

Sie bezeichnete ihre Familie oft als die „Kennedys“ Italiens. Agnelli war mit Urbano Rattazzi verheiratet, von dem sie sich später scheiden ließ, und Mutter von sechs Kindern. Agnelli brachte sich in verschiedene soziale Aktivitäten ein, seit 1992 war sie Präsidentin der italienischen Fondazione Theleton, einer gemeinnützigen Organisation (siehe auch Telethon). Am 15. Mai 2009 verstarb sie in der Gemelli-Klinik in Rom.[3]

Literatur

  • Susanna Agnelli: Vestivamo alla marinara, Milano, Mondadori 1975. (Autobiografie, auf Deutsch 1978 beim Piper Verlag erschienen unter dem Titel: Wir trugen immer Matrosenkleider)
  • Vito Avantario: Die Agnellis: Die heimlichen Herrscher Italiens, Campus Verlag, Frankfurt/Main 2002, ISBN 3-593-36906-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Susanna Agnelli: Wir trugen immer Matrosenkleider, Piper Verlag, München 1992, ISBN 3-492-10726-5 (S.108ff)
  2. Kerstin Becker: Kummerkastentante Susanna Agnelli - Die Frau ohne Pardon: "Wandern Sie doch aus, Europa ist groß", Welt online, 9. November 1998.
  3. Nachruf im Corriere della Sera


Vorgänger Amt Nachfolger
Antonio Martino Italienischer Außenminister
1995–1996
Lamberto Dini

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Susanna Agnelli — Minister of Foreign Affairs In office January 17, 1995 – May 17, 1996 Prime Minister Lamberto Dini Preceded by Antonio Martino Succeeded by …   Wikipedia

  • Susanna Agnelli — Pour les articles homonymes, voir Agnelli. Susanna Agnelli, née le 24 avril 1922 à Turin et morte le 15 mai 2009 à Rome[1] (Italie), est une personnalité politique et une personnalité du monde des aff …   Wikipédia en Français

  • Agnelli — is a surname, and can refer to:*Members of the Agnelli family of Italy, including: **Giovanni Agnelli (1866 1945), Italian manufacturer and founder of Fiat **Eduardo Agnelli (1892 1935), Italian industrialist **Gianni Agnelli (1921 2003), an… …   Wikipedia

  • Agnelli — ist ein italienischer Familienname. Die bekannteste Familie dieses Namens hält die Mehrheit an der Fiat Gruppe. Folgende Personen tragen den Familiennamen Agnelli Edoardo Agnelli (1892–1935), italienischer Großindustrieller Giovanni Agnelli… …   Deutsch Wikipedia

  • Agnelli —  Cette page d’homonymie répertorie des personnes partageant un même patronyme italien. Les Agnelli sont une famille d’industriels turinois, dont le cœur de métier est l’automobile, avec notamment FIAT, Ferrari, et Juventus. Giovanni Agnelli… …   Wikipédia en Français

  • Suzanna Agnelli — Susanna Agnelli Pour les articles homonymes, voir Agnelli. Susanna Agnelli, née le 24 avril 1922 à Turin et morte le 15 mai 2009 à Rome[1] (Italie), est une personnalité politique et une pe …   Wikipédia en Français

  • Edoardo Agnelli (industrialist) — Edoardo Agnelli Edoardo Agnelli (January 2, 1892 – July 14, 1935) was an Italian industrialist and principal family shareholder of the Italian car company Fiat. Born in Verona, he was the son of Giovanni Agnelli, the founder of Fiat, and married… …   Wikipedia

  • Giovanni Agnelli — Giovanni Agnelli, 1940 mit seinem Großvater Giovanni Agnelli senior Giovanni Agnelli, besser bekannt als Gianni Agnelli (* 12. März 1921 in Turin, Italien; † 24. Januar 2003 ebenda), war ein italienischer Industrieller und geschäftsführender… …   Deutsch Wikipedia

  • Edoardo Agnelli — Pour les articles homonymes, voir Agnelli. Edoardo Agnelli Naissance …   Wikipédia en Français

  • Edoardo Agnelli — (* 2. Januar 1892 in Verona; † 14. Juli 1935 bei Genua) war ein italienischer Großindustrieller und Vize Präsident von Fiat. Edoardo Agnelli war der Sohn des Gründers des Fiat Automobilkonzerns Giovanni Agnelli senior und war mit Virginia Bourbon …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”