Sylvain Eugène Raynal

Sylvain Eugène Raynal
Commandant Raynal - fort de Vaux Verdun.jpg

Sylvain Eugène Raynal (* 3. März 1867 in Bordeaux; † 13. Januar 1939 in Boulogne-Billancourt) war ein französischer Militäroffizier und Stadtkommandant von Mainz.

Inhaltsverzeichnis

Erziehung und militärische Laufbahn

Sylvain Eugène Raynal wird in einer protestantischen bordelaiser Handwerkerfamilie geboren, wo er den Sinn der Arbeit und einen tiefen Patriotismus kennenlernt. Seine Schulzeit verbrachte er in Saint-Maixent und am Gymnasium von Angoulême. Danach schlug er die militärische Laufbahn ein und lernt das Garnisons- und Soldatenleben kennen. Nach dem Besuch der höheren Militärschule diente er unter General Adolphe Guillaumat. Für Raynal begann der erste Weltkrieg an der Spitze des 7. Regiments algerischer Schützen (7e régiment de tirailleurs algériens; siehe: Turkos). Im September 1914 wurde er während der Marneschlacht durch eine Maschinengewehrkugel an der Schulter verletzt. Im Dezember wurde er noch schwerer verletzt, als sein Befehlsposten einen Volltreffer durch eine Granate erhielt. Nach zehn Monaten Lazarettaufenthalt wurde Raynal am 1. Oktober 1915 an die Front zurückversetzt, um erneut einige Tage später am Bein durch ein Schrapnell verletzt zu werden, was ihm die Verleihung des Offizierkreuzes der Ehrenlegion einbrachte. Der Krieg scheint für ihn Anfang 1916 beendet, er kann nur unter Schwierigkeiten gehen, als das Kriegsministerium den noch Genesenden ruft.

Schlacht um Verdun

Das Kriegsministerium kündigt an, dass die Offiziere, welche in erster Linie wegen ihrer Verletzungen nicht dienen können, zu Festungskommandanten ernannt werden können. Raynal verlangte, in der Schlacht um Verdun dienen zu können, wo die Deutschen am 21. Februar 1916 einen Angriff auf die französischen Stellungen begonnen hatten. Raynal wurde als Kommandant des Fort de Vaux befohlen. Das Fort wurde, anders als Fort Douaumont nicht von den französischen Truppen geräumt, sondern nahm aktiv am Kampfgeschehen teil. Die monatelangen erbitterten Kämpfe vor Verdun gelten bis heute als Symbol für die Sinnlosigkeit von Stellungskriegen, werden aber auch als Mahnung für die Notwendigkeit der deutsch-französischen Aussöhnung betrachtet. Einen Durchbruch konnten beide Seiten nicht erzielen. Das Fort Vaux wurde schließlich durch deutsche Truppen erstürmt, wobei sich ein tagelanger, zermürbender Kampf in den Gängen und Kasematten des Forts entwickelte. Als schließlich der französische Wasservorrat zur Neige ging, da die Zisterne des Forts durch den wochenlangen Artilleriebeschuß undicht geworden war und die Mannration Wasser auf deutlich unter einen halben Liter pro Tag sank, kapitulierte Raynal. Raynal bat zuvor mehrmals mittels Brieftauben (Matrikelnummer 787-15) um Entsatz; seine letzte Taube erreichte mit seiner Nachricht ihr Ziel und verstarb kurz danach an den Folgen einer Gasvergiftung. Durch den Durst zur Aufgabe gezwungen, kapitulierten die Truppen unter Major Raynal am 7. Juni 1916 vor Teilen der deutschen Infanterieregimenter 53 und 58. Kennzeichnend für die totale Erschöpfung der Verteidiger ist der Irrtum Raynals in der Kapitulationsurkunde, bei dem er fälschlicherweise das Datum mit "le sept mai" (7. Mai) angab. Die Erfahrungen dieses Kampfes spiegeln die Dialektik und unmenschliche und menschliche Dimension der Tragödie vor Verdun: Hass und Angst, Durchhaltewahn und Verzweiflung, Alltag zwischen Leben und Tod, an der Front und in der Etappe, Trauer um die Kameraden wider. Raynal gilt in Frankreich und insbesondere in Bordeaux bis heute als Held.

Gefangenschaft

Seine Gefangenschaft verbrachte er ab 11. Juni 1916 auf der Zitadelle von Mainz, ab 5. November 1917 dann in Gefangenschaft in Streßburg (Ostpreußen) und ab 30. März 1918 im Internierungslager in Interlaken. Er wird am 4. November 1918 befreit.

1920 kehrte Sylvain Eugène Raynal als Stadtkommandant nach Mainz zurück und residierte im Osteiner Hof. Weit nach dem Krieg zieht er sich nach Boulogne-Billancourt (Hauts-de-Seine) bei Paris zurück. Er stirbt im Jahre 1939.

Familie

Sein Sohn, Jaques Raynal, kehrt nach dem Zweiten Weltkrieg als Leutnant an die Wirkungsstätte seines Vaters zurück und lernt seine zukünftige Frau, Gisela, kennen. Der Enkel Patrick Raynal lebt bis heute in Mainz. Ein älterer Enkel, Frank Raynal, lebte lange Jahre ebenfalls in Mainz, zog später nach La Ciotat in Südfrankreich um und kam während einer Saharadurchquerung ums Leben. Eine Urenkelin, Catherine, Tochter von Patrick, lebt ebenfalls in Mainz.


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