Säureattentat

Säureattentat

Als Säureattentat bezeichnet man einen Angriff auf Personen oder Sachen mit Säuren oder anderen verätzenden Substanzen.

Inhaltsverzeichnis

Angriffe gegen Personen

Opfer eines Säureattentats

Bei Säureattentaten gegen Personen handelt es sich um eine Körperverletzung, bei der dem Opfer Säure auf den Körper geschüttet wird, meist ins Gesicht.[1] Die Verätzungen erzeugen flächige Vernarbungen, oft Erblindungen und führen bei mangelnder medizinischer Versorgung oft auch zum Tod.

Diese Form der Körperverletzung ist in Europa sehr selten und geht meist auf vereinzelte psychisch kranke Täter oder politisch motivierte Extremisten zurück. In anderen Kulturen, vor allem in muslimischen Gesellschaften Südasiens, ist sie verbreitet. Am häufigsten kommt sie im muslimischen Teil der indischen Bevölkerung und in Bangladesch vor. Sie stellt dort eine Form der Misshandlung von Frauen dar, die über 80% der Opfer sind.[2] Ursachen sind:

  • Eifersucht
  • Bestrafung der Frau für eine "inadäquate" Mitgift
  • Bestrafung nach sexueller Zurückweisung
  • Streitigkeiten unter Familien

Die Opfer werden verstümmelt und leiden ihr Leben lang darunter. Sie haben in der Regel keine Chance, einen (anderen) Ehepartner zu finden. Depressionen und erhöhte Suizidalität sind statistisch erwiesen.

In Bangladesch kann das Säureattentat seit 2002 mit der Einführung des „Acid Crime Control Act“ als Verbrechen mit dem Tode bestraft werden, es kommt jedoch selten zu Anklagen, weil die Opfer sich vor einer Anzeige scheuen, die Täter untertauchen oder bei familiären Streitigkeiten gedeckt werden. Die Zahl der bekannt gewordenen Attentate lag 1997 bei etwa 80, 2002 bei 487. Nach einem zwischenzeitlichen deutlichen Rückgang hat sie sich 2005 wieder auf 267 dokumentierte Fälle erhöht.

Siehe auch: Monira Rahman, Ameneh Bahrami, Katie Piper, Acid Survivors Foundation (Bangladesch)

Angriffe gegen Kunstwerke

Säureattentate finden ebenfalls auf Werke der Bildenden Kunst wie z.B. Ölgemälde, Skulpturen oder Plastiken statt. Hier ist die Motivation zur Tat oft auf eine psychische Störung (wie die Saliromanie) oder eine fundamentalreligiöse Einstellung (siehe auch Ikonoklasmus) oder politischen Extremismus zurückzuführen. Säureattentate auf Kunstwerke als bloße Protestform sind eher selten. Wird aus Geltungssucht ein Kunstwerk zerstört, spricht man von Herostratentum.

Fußnoten

  1. Rabindra Nath Karmakar: Forensic Medicine and Toxicology. Academic Publishers, 2006, ISBN 81-87504-69-2.
  2. Bandyopadhyay, Mridula and Mahmuda Rahman Khan: Loss of face: violence against women in South Asia. In: Lenore Manderson, Linda Rae Bennett (Hrsg.): Violence Against Women in Asian Societies. RoutledgeCurzon, London 2003, ISBN 0-7007-1742-0.

Weblinks


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