Säurebindungsvermögen

Säurebindungsvermögen

Die Alkalinität definiert das Säurebindungsvermögen von Böden, Gesteinen und natürlichem Wasser. Der Grad der Alkalinität hängt von der Menge der enthaltenen basisch wirkenden Ionen, hauptsächlich dem Gehalt an Carbonaten ab. Daher unterscheidet man auch zwischen Gesamtalkalinität und Carbonatalkalinität. Aus der Alkalinität ergibt sich die Fähigkeit eines Stoffgemisches oder einer Lösung, Oxonium- oder Wasserstoffionen zu binden. Die Alkalinität einer Lösung kann quantitativ durch Titration mit einer Säure in Gegenwart eines Indikators ermittelt werden.[1] Man nennt diese Größe deshalb auch Säurebindungsvermögen.

Inhaltsverzeichnis

Pufferkapazität von Wasser

Carbonatalkalinität

Die Pufferkapazität von natürlichem Wasser wird vorwiegend durch den Gehalt an gelöstem Kohlenstoffdioxid, Hydrogencarbonaten und Carbonaten bestimmt.

Das Referenzsystem der Alkalinität ist das CO2-System. Es bildet im Wasser die Komponenten CO32− (Carbonat), HCO3 (Hydrogencarbonat oder Bicarbonat) und H2CO3 (Kohlensäure, vernachlässigbar gering). Damit lässt sich die Gesamtheit des in Wasser gelösten CO2 CT wie folgt darstellen:

CT = [HCO3] + 2 · [CO32−] + [OH][2]

Daraus ergibt sich folgende Definition der Carbonatalkalinität AC:

AC = [HCO3] + 2 · [CO32−] + [OH] − [H3O+]

Der Faktor 2 bei [CO32−] erklärt sich dadurch, dass je Mol CO2 das Säurebindungsvermögen doppelt so groß ist. Im neutralen pH-Bereich ist die Carbonatalkalinität durch die Konzentration von HCO3 und CO32− bestimmt, da [OH] und [H3O+] klein sind und umgekehrte Vorzeichen haben.

Die analytische Bestimmung erfolgt in der Regel durch Titration mit Salzsäure zum pH-Wert 4,3 oder bis zum Umschlag des Indikators Methylorange. Liegt der anfängliche pH-Wert einer Probe über 8,3, so muss zusätzlich als Zwischenstufe der Säureverbrauch bis zum pH 8,3 (Phenolphthalein als Indikator) notiert und doppelt in Ansatz gebracht werden. Der Säureverbrauch bis pH 8,3 steht dann für die Umwandlung von Carbonat in Hydrogencarbonat. Der (weitere) Säureverbrauch bis pH 4,3 steht für die Umwandlung jeglichen Hydrogencarbonats in freies Kohlenstoffdioxid. Diese Größe wird im deutschen Sprachraum auch als "Säure-Bindungs-Vermögen" ("SBV") bezeichnet und in der Regel in mval/l angegeben.

Alternativ zur Säuretitration kann auch das Gesmtcarbonatsystem durch Ionenchromatographie oder durch Kapillarelektrophorese bestimmt und rechnerisch anhand des pH-Wertes in die Komponenten des Kohlensäure-Systems aufgelöst werden.

Gesamtalkalinität

Im Meerwasser sind weitere Ionen für das Säurebindungsvermögen von Wichtigkeit. Daher wird mit der Gesamtalkalinität gerechnet. Welche Ionen dabei berücksichtigt werden, ist je nach Definition verschieden.[3] Dickson[4] definierte beispielsweise Basen von schwachen Säuren (pK > 4,5 bei 25 °C) als Teil der Gesamtalkalinität AT:

AT = [HCO3] + 2 · [CO32−] + [OH] − [H3O+] + [B(OH)4] + 2 · [PO43−] + [HPO42−] − [H3PO4] + [SiO(OH)3] + [NH3] - …

Da die Konzentrationen von vielen Ionen vernachlässigt werden können, schlagen Zeebe und Wolf-Gladrow[5] vor, als Vereinfachung nur Tetrahydroxyborat zusätzlich zur Carbonatalkalinität zu berücksichtigen:

AT ≈ [HCO3] + 2 · [CO32−] + [OH] − [H3O+] + [B(OH)4]

Dies hängt jedoch von der anderweitig bekannten Beschaffenheit des Messgutes ab. So kann z.B. das Wasser in Fischzucht-Kreislaufanlagen oder Abwasser in Kläranlagen hohe Gehalte an Ammoniak und Phosphaten aufweisen, so dass diese in diesem Fall keineswegs zu vernachlässigen wären.

Literatur

  • Richard E. Zeebe, Dieter A. Wolf-Gladrow: CO2 in Seawater: Equilibrium, Kinetics, Isotopes. Elsevier, 2001, ISBN 978-0444505798
  • K. Grasshoff, Manfred Ehrhardt, Klaus Kremling: Methods of Seawater Analysis. 3. Auflage. Wiley-VCH, 2002, ISBN 978-3527295890

Einzelnachweise

  1. Wissenschaft-Online-Lexika: Eintrag zu Alkalinität im Lexikon der Geowissenschaften
  2. A. G. Dickson, C. Goyet: Handbook of Methods for the Analysis of the Various Parameters of the Carbon Dioxide System in Sea Water, Kapitel 2, S. 3
  3. Ich habe mindestens zwanzig verschiedene Definitionen von Alkalinität gefunden“, Zitat eines Kohlenstoffzyklus-Modellierers in: Richard E. Zeebe, Dieter A. Wolf-Gladrow: CO2 in Seawater: Equilibrium, Kinetics, Isotopes. Elsevier, 2001, ISBN 978-0444505798
  4. A. G. Dickson: An exact definition of total alkalinity and a procedure for the estimation of alkalinity and total inorganic carbon from titration data. Deep-Sea Research 28A, 609–623
  5. Richard E. Zeebe, Dieter A. Wolf-Gladrow: CO2 in Seawater: Equilibrium, Kinetics, Isotopes. Elsevier, 2001, ISBN 978-0444505798

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Säurebindungsvermögen — šarmingumas statusas T sritis ekologija ir aplinkotyra apibrėžtis Medžiagos ar produkto savybė būti šarminės reakcijos (vandenilio jonų koncentracija (pH) >7). atitikmenys: angl. alkalinity vok. Alkalinität, f; Säurebindungsvermögen, n rus.… …   Ekologijos terminų aiškinamasis žodynas

  • Alkalinität — Die Alkalinität definiert das Säurebindungsvermögen von Böden, Gesteinen und natürlichem Wasser. Der Grad der Alkalinität hängt von der Menge der enthaltenen basisch wirkenden Ionen, hauptsächlich dem Gehalt an Carbonaten ab. Daher unterscheidet… …   Deutsch Wikipedia

  • Wasseranalyse — Wasseranalysen dienen der Bestimmung chemischer, physikalischer und mikrobiologischer Parameter, die die Beschaffenheit der jeweiligen Probe beschreiben. Solche Analysen erfolgen beispielsweise bei der Bewertung von Grundwasser, Heilwasser,… …   Deutsch Wikipedia

  • Wedeler Au — Wedeler AuVorlage:Infobox Fluss/GKZ fehlt Lage Hamburg, Schleswig Holstein Flusssystem Elbe Vorlage:Infobox Fluss/ABFLUSSWEG fehlt Quelle …   Deutsch Wikipedia

  • Flußverunreinigung — Flußverunreinigung. Die öffentlichen Wasserläufe werden verunreinigt einerseits zu Hochwasserzeiten durch die vom ablaufenden Regen und Schneewasser mitgerissenen Schmutz und Bodenteilchen, anderseits durch die ihnen zugeführten Abfallstoffe aus… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Wolayer See — See mit Wolayerseehütte Geographische Lage Karnsiche Alpen nahe Plöckenpass Zuflüsse keiner …   Deutsch Wikipedia

  • SBV — 1) Schweizerischer Baumeister Verband EN Swiss Builders Association (Sw.) 2) Säurebindungsvermögen EN acid binding capacity …   Abkürzungen und Akronyme in der deutschsprachigen Presse Gebrauchtwagen

  • Alkalinität — šarmingumas statusas T sritis ekologija ir aplinkotyra apibrėžtis Medžiagos ar produkto savybė būti šarminės reakcijos (vandenilio jonų koncentracija (pH) >7). atitikmenys: angl. alkalinity vok. Alkalinität, f; Säurebindungsvermögen, n rus.… …   Ekologijos terminų aiškinamasis žodynas

  • alkalinity — šarmingumas statusas T sritis ekologija ir aplinkotyra apibrėžtis Medžiagos ar produkto savybė būti šarminės reakcijos (vandenilio jonų koncentracija (pH) >7). atitikmenys: angl. alkalinity vok. Alkalinität, f; Säurebindungsvermögen, n rus.… …   Ekologijos terminų aiškinamasis žodynas

  • šarmingumas — statusas T sritis ekologija ir aplinkotyra apibrėžtis Medžiagos ar produkto savybė būti šarminės reakcijos (vandenilio jonų koncentracija (pH) >7). atitikmenys: angl. alkalinity vok. Alkalinität, f; Säurebindungsvermögen, n rus. щëлочность, f …   Ekologijos terminų aiškinamasis žodynas

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”