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Unter Türsteuerung fasst man die Systeme eines Fahrzeugs oder Fahrzeugverbundes auf, die das Freigeben (Entriegeln), Öffnen, Schließen und Blockieren (Verriegeln) der Türen steuern. Bei einem Pkw fällt darunter normalerweise nur das Ent- und Verriegeln, weswegen die Türsteuerung dort üblicherweise als Zentralverriegelung bezeichnet wird.
Komplexer wird das Problem der Türsteuerung bei Fahrzeugen der kollektiven Personenbeförderung wie Bussen oder Personenzügen. Bei modernen Fahrzeugen ist dazu in jedem Wagen ein Mikrocontroller, ein sogenannter Türrechner installiert.
Inhaltsverzeichnis
Unterschiedliche Türsteuerungen bei Zügen
Zu unterscheiden sind vier "Abfertigungsverfahren": TB0, SAT , TAV und SSTF. Wird ausnahmsweise keines dieser Verfahren angewendet, ist je nach Ausstattung des Zuges die Türblockierung nur während der Fahrt gewährleistet. Muss der Zug abseits eines Bahnsteigs halten (z. B. wegen eines Halt zeigenden Signals) muss der Zugbegleiter unter Umständen die Türen durch dauerhaftes Betätigen des Schließtasters manuell blockieren ("Dauerschlüsseln").
TB0
Der Lokführer hat beim Verfahren TB0 (Türblockierung ab 0 km/h), welches nur mit Zugbegleiter genutzt werden darf, einen Taster zum Schließen und zum Freigeben der Türen unter 5 km/h. Er wird beim Unterschreiten von ca. 25 km/h mit einem Signalton an das Freigeben der Türen erinnert. Die Türen des Zuges lassen sich nur beidseitig freigeben. Für das Schließen der Türen vor der Abfahrt betätigt der Zugbegleiter einen Schlüsseltaster, was dem Triebfahrzeugführer ebenfalls durch einen Signalton mitgeteilt wird. Es besteht auch die Möglichkeit von Führerstand des Zuges durch den Tf die Türen zu schließen.
SAT
Das Verfahren Selbstabfertigung Triebfahrzeugführer kann auch ohne Zugbegleiter angewendet werden und hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber TB0: Der Lokführer entscheidet, welche Seite des Zuges zum Aussteigen freigegeben wird. Er wird durch eine Kontrollleuchte auf den Zustand der Türen hingewiesen: Leuchtet sie, sind die Türen öffnungsbereit. Öffnet ein Fahrgast eine Tür, so fängt sie an zu blinken. Die Türen werden zentral durch den Lokführer geschlossen. Sind bei der Abfahrt noch Türen geöffnet, so ertönt ein Warnton.
TAV
Das technikbasierte Abfertigungsverfahren ist das modernste, zumeist in S-Bahnen und neueren Nahverkehrszügen eingesetzte Türschließverfahren. Hier gibt der Lokführer wie bei SAT die Bahnsteigseite zum Aussteigen frei. Drückt ein Fahrgast auf den Türknopf, so öffnet sich die Tür und bleibt eine kurze Zeit geöffnet. Dann schließt sie sich automatisch wieder, falls kein Hindernis durch eine im Rahmen eingebaute Lichtschranke erfasst wird. Will der Lokführer abfahren, so nimmt er die Türfreigabe durch Betätigen einer Taste oder eines Schalters zurück. Eine geschlossene Tür kann nun nicht mehr geöffnet werden. Allerdings schließt sich eine geöffnete Tür erst, wenn niemand mehr in der Lichtschranke steht.
Dies stellt bei überfüllten Zügen ein Problem dar, da sich dort häufig Personen im Lichtschrankenbereich aufhalten. Hierfür hat der Lokführer bei manchen Baureihen zwei zusätzliche Taster: Zwangsschließen und Zwangsöffnen. Bei einem Druck auf den Taster Zwangsschließen schließen sich die Türen ohne Rücksicht auf das Lichtschrankensignal. Als Sicherheitseinrichtung fungiert nun nur noch die Kontaktgummilippe an den Stößen der Türen. Der Befehl Zwangsöffnen hebt den Befehl Zwangsschließen auf und öffnet die Türen wieder, er ist als zusätzliche Sicherheit gedacht.
Der größte Vorteil dieses Systems gegenüber beiden anderen ist die Tatsache, dass der Zug ohne geschlossene Grünschleife, das heißt alle Türen müssen geschlossen sein, nicht abfahren kann (Traktionssperre). Es besteht theoretisch keine Gefahr des Mitschleppens einer Person mehr; es ist jedoch bekannt, dass bei den aktuellen Bauformen sehr schmale Hindernisse in der Tür (z. B. Tasche, Hundeleine) nicht zuverlässig erkannt werden. Das Verfahren ist deshalb keinesfalls als absolut sicher anzusehen -- zumal im Gegensatz zu TB0 und SAT keine Zugbeobachtung bei der Abfertigung mehr vorgeschrieben ist.
SSTF
Die Seitenselektive Türsteuerung Fernverkehr ist eine Ableitung von TB0, die die Seitenvorwahl ermöglicht und wird in allen ICE-Zügen, dem ex-Metropolitan sowie in vielen IC-Zügen angewendet. Es gelten grundsätzlich dieselben Bedingungen wie bei TB0.
Funktion der Türsteuerung
Freigeben
Der Befehl zur Türenfreigabe wird normalerweise vom Fahrer bzw. Lokführer zentral für alle Türen des Fahrzeugs oder Zugs gegeben. Ist bei einem Zweirichtungsfahrzeug eine seitenselektive Türsteuerung vorhanden, können die Türen für die linke oder rechte Fahrzeugseite getrennt freigegeben werden.
Bei handgeöffneten Türen müssen die Fahrgäste dann die Türen öffnen; bei einfachen automatischen Türen ohne Anforderungstaster öffnen sich sämtliche Türen. Bei Automatiktüren mit Anforderungstaster werden nur diese Taster als freigegeben markiert, üblicherweise wird dazu im Taster statt einer roten LED ein grüner LED-Kranz beleuchtet.
Öffnen
Das Öffnen von Anforderungstüren erfolgt nach Betätigen des Anforderungstasters durch den Fahrgast automatisch.
Schließen
Anforderungstüren versuchen sich nach einer gewissen Zeit nach dem Drücken des Tasters automatisch wieder zu schließen. In jedem Fall schließen sich die Türen nach Erteilen des Schließbefehls durch den Fahrer bzw. Lokführer (Zwangsschließung). Das Schließen ist immer von einem akustischen Warnsignal (meist eine Reihe hoher Pieptöne), oft auch von einem optischen Warnsignal (blinkendes Licht über der Tür) begleitet. Bei Zwangsschließungen bewegen sich die Türflügel von Schienenfahrzeugen normalerweise nicht so schnell wie beim automatischen Schließen, und es wird ein anderes Warnsignal gegeben. Bei einer Zwangsschließung wird die Tür normalerweise direkt anschließend blockiert und der Anforderungstaster deaktiviert.
Blockieren
Beim Blockieren wird die Tür nicht nur geschlossen, sondern z.B. durch Druck auf den Pneumatikkolben druckluftbetriebener Türen gegen ein Aufdrücken von Hand gesichert. Bei älteren Schienenfahrzeugen erfolgt diese Blockierung erst, wenn eine bestimmte Fahrgeschwindigkeit (in Deutschland 5 km/h, daher die Bezeichnung TB5) erreicht wird.
Moderne Fahrzeuge blockieren die Türen nach einer Zwangsschließung automatisch bis zur Wiederfreigabe (meist an der nächsten Zugangsstelle); das Fahrzeug kann nicht losfahren, wenn die Türen nicht blockiert sind. Im Idealfall wird der Schließbefehl erst erteilt, wenn das Fahrzeugpersonal das automatische Schließen aller Türen beobachtet hat.
Reisendensicherung
Bei älteren Fahrzeugen muss das Fahrzeugpersonal bei der Abfertigung das Schließen der Türen beobachten und ggf. abbrechen, wenn ein Fahrgast eingeklemmt zu werden droht.
Moderne Fahrzeuge verfügen über verschiedene eingebaute Sicherungen. Dazu zählen
- Lichtschranken oder Lichtvorhänge in der Tür
- Druckplatten im Fahrzeugboden im Türbereich
- Druckwellenschalter in den Dichtungsgummis der Türflügel.
Erkennt der Türrechner über diese Sensoren ein Hindernis im Schließbereich, wird der Schließvorgang abgebrochen und die Tür reversiert. Es ist häufig möglich, durch eine Art verschärfte Zwangsschließung trotz Hindernismeldungen der Sensoren eine Tür (langsam) zu schließen.
Die fehlerfreie Funktion dieser Systeme muss in Deutschland in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Bei dieser sogenannten Schließkraftmessung werden die Türen mit Messkeulen am Schließen gehindert. Die auftretenden Kräfte müssen gemessen und dokumentiert werden.
Umgehen der Türsteuerung
Für den Fall, dass die elektronische Türsteuerung aus irgend einem Grund versagt, sind immer mechanische Mittel zu ihrer Umgehung vorgesehen. Normalerweise muss man hierzu einen Nothahn öffnen oder einen Notentriegelungshebel ziehen und anschließend ein Notventil betätigen. Dies entlüftet die Pneumatik oder setzt den Antrieb anderweitig außer Funktion, worauf die Tür von Hand auf- oder zugedrückt werden kann.
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