Tagpfauenauge

Tagpfauenauge
Tagpfauenauge
Tagpfauenauge (Inachis io)

Tagpfauenauge (Inachis io)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)
Unterfamilie: Fleckenfalter (Nymphalinae)
Gattung: Inachis
Art: Tagpfauenauge
Wissenschaftlicher Name
Inachis io
(Linnaeus, 1758)
Pfauenauge bei Nahrungsaufnahme
Flügelunterseite
Nest mit jungen Raupen
Raupe beim Abfressen eines Brennnesselblatts
Puppe der 2. Generation
Verpuppung in 60-Sekunden-Schritten

Das Tagpfauenauge (Inachis io; Syn.: Nymphalis io) ist ein Schmetterling (Tagfalter) aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae). Das Tagpfauenauge ist Schmetterling des Jahres 2009. [1]

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 50 bis 55 Millimetern. Sie haben eine rostrote Flügelgrundfärbung. Das unverkennbare und auffälligste Merkmal sind die, an jeder Vorder- und Hinterflügelspitze gut erkennbaren, schwarz, blau und gelb gefärbten Augenflecken. Die der Vorderflügel sind innen deutlicher mit einem dunklen Fleck gefärbt. Daneben finden sich am oberen Flügelrand größere, schwarze und weiße Flecken und vom Flügelansatz bis etwa zur Mitte sind sie am Rand eng weiß und schwarz gemustert. Der Flügelaußenrand beider Flügelpaare ist breit graubraun, genauso wie es der Körper und die Flügel um den Ansatz sind. Die Flügelunterseiten sind fein dunkelgrau und schwarz marmoriert.[2]

Die Raupen werden circa 42 Millimeter lang. Sie sind schwarz und weisen am ganzen Körper, außer dem Kopf, zahlreiche feine weiße Punkte und schwarze Dornen auf.[2]

Abschreckung von Fressfeinden

Als langlebiger Schmetterling verfügt das Tagpfauenauge über einen sehr wirksamen Schutz gegen seine Fressfeinde. Im Ruhezustand mit zusammengeklappten Flügeln sehen Vertreter dieser Art eher wie dürre Blätter aus. Bei drohender Gefahr wird bei ihnen ein Bewegungsprogramm ausgelöst, bei dem sie ihre Flügel ruckartig auseinanderklappen, dabei ein zischendes Geräusch erzeugen und ihre augenförmige Flügelzeichnung zeigen. Zoologen der Universität Stockholm haben durch vergleichende Versuche herausgefunden, dass bei dieser Abwehrstrategie von dem auf der Flügeloberseite befindlichen Augensignal die größte Abschreckungswirkung ausgeht. Sie sollen Fressfeinden ein proportional zu den Augen großes Tier vorgaukeln.

Als Hauptfeinde des Tagpfauenauges gelten die Fliegenarten Sturmia bella und Phryxe vulgaris, die sich parasitär von den Raupen ernähren.

Vorkommen

Die Insekten sind in Europa, außer im Norden und Teilen der iberischen Halbinsel und Griechenland, und in Asien bis nach Japan weit verbreitet und häufig. Man findet sie bis in einer Höhe von 2500 Metern.[3] Sie kommen in verschiedenen Lebensräumen, wie zum Beispiel in und in der Nähe von lichten und sonnendurchfluteten Wäldern, aber auch in Parks und Gärten vor.[2]

Lebensweise

Die Tagpfauenaugen können sowohl mit der modernen Landwirtschaft als auch mit den sonstigen Gegebenheiten, die durch Eingriffe des Menschen verursacht werden, gut zurechtkommen. Begünstigt wird dies durch das rasche Wachstum von Brennnesseln auf stickstoffreichen, überdüngten Böden. Zum Überwintern suchen die Falter leicht feuchte und geschützte Winterquartiere, wie zum Beispiel Höhlen, Keller oder Fuchsbaue. Manchmal verirren sie sich auf Dachböden, vertrocknen aber dort wegen Feuchtigkeitsmangel.[2]

Flugzeiten

Die Falter fliegen jährlich in zwei Generationen: Die der ersten fliegen von Juni bis August, wobei je nach Wetterlage eine Diapause von Juli bis Oktober eingehalten wird, die der zweiten Generation fliegen von August bis Oktober. Nach der Überwinterung können die Falter bereits von März bis Mai beobachtet werden.[3]

Nahrung der Raupen

In Mitteleuropa ernähren sich die Raupen fast ausschließlich von der Großen Brennnessel (Urtica dioica), sie sollen aber gelegentlich auch auf andere Brennnesselarten ausweichen.[2] Selten fressen sie an Echtem Hopfen (Humulus lupulus).[4] Die Falter, die auf der Insel Samos leben, auf der keine Brennnesseln vorkommen, ernähren sich von Aufrechtem Glaskraut (Parietaria officinalis).[3]

Entwicklung

Die Weibchen legen 50 bis 200 Eier auf der Unterseite der Blätter von sonnig oder höchstens halbschattig stehenden Futterpflanzen ab. Diese Pflanzen müssen luftfeucht und windgeschützt stehen. Die Eier sind ca. einen Millimeter groß, grün und mit acht feinen Längsrippen versehen. Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die ca. drei Millimeter langen Raupen. Sie haben eine weiß grünliche Farbe und eine glänzende, schwarze Kopfkapsel. Sie leben gemeinschaftlich und häuten sich schon nach wenigen Tagen zum ersten Mal. Die danach leicht graubraunen Raupen legen ein Gespinst an, das in weiterer Folge die ganze Pflanze überzieht. Nach weiteren drei Häutungen und je nach Anzahl der Tiere mehreren Übersiedelungen auf neue Futterpflanzen sind sie, nach insgesamt etwa drei bis vier Wochen, ausgewachsen und tief schwarz mit weißen Punkten gefärbt. Sie zerstreuen sich, um sich an vertrockneten Stängeln oder ähnlichem in Stürzpuppen zu verpuppen. Sie tun dies, indem sie einige weiße Fäden zu einer kleinen Unterlage zusammenspinnen. Daran hängen sie sich mit ihren Nachschiebern fest und lassen sich leicht gekrümmt hängen. Nach ein bis zwei Tagen platzt die Rückenhaut der Raupen auf und die Puppe erscheint. Die Raupenhaut wird nach oben hin abgestreift und durch kreisende Bewegungen abgeworfen. Zuvor müssen sich die Puppen aber mit einer Hinterleibsspitze an der gewebten Unterlage verhaken. Die jungen Puppen haben eine hellgrüne Färbung, die später graugrün oder braun wird. Auch weist die Puppe zwei Reihen glänzender Dornen sowie mehrere metallfarbene Flecken auf. Nach ca. zwei Wochen kann man die Flügelzeichnung des fertigen Falters bereits durch die leicht durchsichtige Puppenhülle erkennen. Diese platzt an der Spitze beginnend an vorgegebenen Nähten auf und der Falter kann sich nach unten hin herauszwängen. Vor dem Abflug müssen die schlaffen Flügel durch Blutflüssigkeit aufgepumpt werden und danach trocknen. Sie sind schon früh paarungsbereit und können die nächste Generation hervorbringen.[2]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Naturschutzbund: Ein Gewinner des Klimawandels - Das Tagpfauenauge ist „Schmetterling des Jahres 2009“
  2. a b c d e f Heiko Bellmann: Der Neue Kosmos Schmetterlingsführer, Schmetterlinge, Raupen und Futterpflanzen, S. 170, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09330-1
  3. a b c Tom Tolman, Richard Lewington: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas, S. 145f, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07573-7
  4. www.lepiforum.de - Inachis io

Literatur

  • Hans-Josef Weidemann: Tagfalter: beobachten, bestimmen. Naturbuch-Verlag, Augsburg 1995, ISBN 3-89440-115-X
  • Günter Ebert: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1 Tagfalter I. Ulmer Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3451-9

Weblinks

 Commons: Tagpfauenauge – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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