Taschenbuch der Mathematik

Taschenbuch der Mathematik
Nauka, 1986
Verlag Harri Deutsch, 1999

Das Taschenbuch der Mathematik ist ein mathematisches Nachschlagewerk, das auf dem russischsprachigen „Taschenbuch der Mathematik für Ingenieure und Studenten Technischer Hochschulen“ des russischen Mathematikers Ilja Nikolajewitsch Bronstein (1903-1976, russisch Илья Николаевич Бронштейн)[1] und des russischen Mathematikers Konstantin Adolfowitsch Semendjajew (1908-1988, russisch Константин Адольфович Семендяев)[2] basiert.[3][4]

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Hauptgegenstand ist die Darstellung der Mathematik in Definitionen, Beispielen und zahlreichen Tabellen. Das Buch zeichnet sich durch eine nahezu vollständige Auflistung aller analytisch auflösbaren Integrale, d. h. in geschlossener Form darstellbaren Stammfunktionen, aus.

Geschichte

Die beiden Autoren verfassten das Werk 1939/40[3], die sowjetische Erstausgabe des Справочник по математике для инженеров и учащихся втузов (Sprawotschnik po matematike dlja inschenerow i utschaschtschichsja wtusow) erschien dann 1945. Die deutsche Übersetzung von Viktor Ziegler (1922–1980) erschien erstmals 1958 bei B. G. Teubner in Leipzig. In den 1970er Jahren wurde das Buch im Auftrag des Teubner Verlags unter Leitung von Ziegler und Günter Grosche (Universität Leipzig) durch Mathematiker in der DDR völlig neu bearbeitet [5]. Die Neuausgabe erschien 1979 und seitdem in mehreren Auflagen. Aufgrund seiner ausführlichen Darstellung gilt es als Standardwerk für die höhere Mathematik. Übersetzungen ins Englische und Japanische liegen vor.

1979 erschien ein Ergänzungsband, der sich u. a. mit der mathematischen Informationsverarbeitung befasst.

Das Werk wurde von anderen fortgesetzt und erscheint heute in zwei Verlagen (B. G. Teubner sowie Harri Deutsch), wobei die Aufspaltung auf zwei Verlage ihre Wurzeln in der Teilung der beiden deutschen Staaten bzw. im Lizenzrecht hatte.

Seit Mitte der 1990er Jahre wird der Bronstein von dem jeweiligen Verlag selbstständig weiterentwickelt, weshalb sich beide Ausgaben mittlerweile sehr unterscheiden. Nur noch die Ausgabe aus dem Verlag Harri Deutsch darf den Titel Bronstein tragen.

Deutsch- und englischsprachige Ausgaben

Ausgabe Teubner
Verlag B. G. Teubner (Herausgeber Günter Grosche und Eberhard Zeidler):
ISBN 3-519-20012-0 (Teil I)
ISBN 3-519-21008-8 (Teil II)
Oxford University Press (englische Ausgabe, Herausgeber Eberhard Zeidler):
ISBN 978-0198507635 (Oxford Users' Guide to Mathematics; entspricht Teil I)
Ausgabe Harri Deutsch
Verlag Harri Deutsch (Herausgeber Gerhard Musiol und Heiner Mühlig):
ISBN 3-8171-2007-9 (Buch)
ISBN 3-8171-2017-6 (Buch + CD-ROM)
Springer-Verlag (englische Ausgabe):
ISBN 3-540-43491-7 (Handbook of Mathematics)

Bronstein-integrabel

Wegen der nahezu vollständigen Auflistung aller analytisch auflösbaren Integrale spricht man an Universitäten scherzhaft in Anlehnung an Riemann- oder Lebesgue-integrierbare Funktionen auch von Bronstein-integrablen Funktionen. Eine mathematische Funktion wird scherzhaft als Bronstein-integrabel bezeichnet, wenn über sie ausgesagt werden soll, dass ihr Integral durch Nachschlagen im Taschenbuch der Mathematik zu finden ist.

Die Bestimmung der Integrale mit herkömmlichen Mitteln der Integralrechnung ist oft langwierig, weswegen in entsprechenden Vorlesungen auf den Bronstein verwiesen wird. Der Begriff war in der DDR der 1980er Jahre üblich, wird aber auch bis heute in Deutschland verwendet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bronstein war an der Moskauer Staatlichen Technischen Universität MAMI, Geschichte des Lehrstuhls der Mathematik an der MAMI, russisch
  2. Semendjajew war anderem in der Abteilung Angewandte Mathematik des Steklow-Instituts in Moskau. Er leistete Pionierarbeit in der numerischen Wettervorhersage in der Sowjetunion. Russische Biographie, pdf
  3. a b Dorothea Ziegler: Der „Bronstein“.
  4. http://www.harri-deutsch.de/verlag/titel/bronstei/a00_2017.htm
  5. der russische Verlag Nauka hatte damals zeitweise das Interesse an einer Neuauflage verloren, die Neubearbeitung wurde aber von Semendjajew begleitet.

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