- Tazoudasaurus
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Tazoudasaurus Zeitraum Früher Jura (Toarcium) 189 bis 184 Mio. Jahre Fundorte Systematik Dinosaurier (Dinosauria) Echsenbeckensaurier (Saurischia) Sauropodaähnliche (Sauropodomorpha) Sauropoden (Sauropoda) ?Vulcanodontidae Tazoudasaurus Wissenschaftlicher Name Tazoudasaurus Allain et al., 2004 Art - Tazoudasaurus naimi
Tazoudasaurus ist ein sauropoder Dinosaurier, dessen Überreste im Hohen Atlas von Marokko entdeckt wurden und in die frühe Jurazeit (Toarcium) datiert werden. Tazoudasaurus ist ein sehr basaler (urtümlicher) Sauropode, was sich an vielen primitiven anatomischen Merkmalen zeigt. Da es sich um das bislang vollständigste Material eines basalen Sauropoden handelt, ist die Gattung für das Verständnis der frühen Evolution der Sauropoden von großer Bedeutung. Diese Gattung wurde mit der einzigen bekannten Art Tazoudasaurus naimi im Jahr 2004 beschrieben. Tazoudasaurus wird von den Erstbeschreibern innerhalb der Familie Vulcanodontidae klassifiziert, wo er, zusammen mit dem ebenfalls sehr primitiven Vulcanodon, eine Schwestergruppe zu den Eusauropoden bildet. Die Vulcanodontidae wird jedoch von vielen Forschern nicht mehr anerkannt.
Tazoudasaurus ist nach einem der Fundorte, Tazouda, benannt, während das Artepitheth naimi aus der Arabischen Sprache stammt und so viel wie „schlank“ bedeutet – damit soll auf die vergleichsweise kleine Körpergröße des Tieres hingewiesen werden.
Inhaltsverzeichnis
Fund und Fundgeschichte
Bisher sind zwei Teilskelette bekannt: Das Holotyp-Material (To 2000–1) besteht aus einem teilweise verbundenen Skelett inklusive Schädelmaterial (unter anderem vollständiger linker Unterkiefer mit Zähnen, Jugulare, Quadratum, Postorbitale, Parietale, Frontale und Occiput). Bei dem zweiten Teilskelett (Paratypus To 2000–2) handelt es sich verbundene Überreste eines juvenilen Tieres. Die Funde befinden sich im Musée des Sciences de la Terre in Rabat (Marokko).
Die Fundorte liegen im Hohen Atlas nahe dem Dorf Toundoute in der Ouarzazate-Provinz, nordöstlich von Ouarzazate. Die Umgebungen der beiden Skelette ähneln sich sowohl stratigraphisch als auch in den gefundenen Fossilien: Das Gestein setzt sich aus grünlichem Siltstein sowie rötlichen, klastischen Sedimenten zusammen; Pflanzenfunde lassen auf eine Flora schließen, die von Farnen, Koniferen und Baumfarnen dominiert wurde. Zusammen mit den Sauropodenknochen fanden die Forscher isolierte Elemente, die zu mittelgroßen bis großen Theropoden gehörten.
Marokko ist verhältnismäßig reich an Überresten früher Sauropoden, die weltweit sehr selten sind. So wurden in den Bergen des Hohen Atlas ebenfalls die Sauropoden „Cetiosaurus“ mogrebiensis sowie Atlasaurus imelakei gefunden. Aus Nordamerika sind ähnlich alte Sauropoden unbekannt; da die Trennung von Afrika und Amerika aber erst im mittleren Jura begann, war in Nordamerika wahrscheinlich die gleiche Fauna heimisch.
Beschreibung
Tazoudasaurus war ein verhältnismäßig kleiner Sauropode von etwa 9 Metern Länge. Er war sehr primitiv und zeichnet sich durch eine einzigartige Kombination aus abgeleiteten Merkmalen (Synapomorphien) der Sauropoden und beibehaltenen Merkmalen (Plesiomorphien) der Sauropodomorpha aus. Der Unterkiefer war 40 cm lang und ähnelte dem der Prosauropoden: An jeder unteren Kieferhälfte hatte das Tier 20 D-förmige, gesägte Zähne, die sich nicht überlappten. Die Zahnreihen setzten sich über die gesamte Länge des Unterkiefers fort und liefen zur Schnauze hin spitz zu; die Schnauze war nur leicht gerundet. Im Gegensatz dazu hatten andere Sauropoden weniger Zähne, die sich aber überlappten und nur einen Teil des Unterkiefers besetzten; auch verliefen die Zahnreihen von oben betrachtet U-förmig, und nicht V-förmig wie bei Tazoudasaurus. Abnutzungserscheinungen, die durch den direkten Kontakt mit den Zähnen des Oberkiefers entstanden sind, lassen auf eine orale Verarbeitung der Nahrung vor dem Schlucken schließen.
Die Halswirbel waren verlängert und auf der Hinterseite konkav (opisthocoel), während die Rücken- und Schwanzwirbel beidseitig ausgehöhlt waren (amphicoel). Die Beinknochen ähnelten denen des Vulcanodon. Das Femur (Oberschenkelknochen) ist gerade und 115 cm lang, der Astragalus (Sprungbein) ist robust und rechteckig, während er bei späteren Sauropoden keilförmig ist. Die Zehenknochen (Phalanges) waren lang und ähnelten damit denen der Prosauropoden.
Systematik
Der engste bekannte Verwandte von Tazoudasaurus ist Vulcanodon, die beiden Arten werden nur durch Unterschiede in den Wirbelmerkmalen abgegrenzt. Einige Merkmale, die früher nur von Vulcanodon bekannt waren, wurden auch bei Tazoudasaurus entdeckt. Um die Ähnlichkeit mit Vulcanodon zu untermauern und um eine Abgrenzung zu anderen primitiven Sauropoden wie Barapasaurus zu schaffen, stellten die Erstbeschreiber Tazoudasaurus zusammen mit Vulcanodon in die Familie Vulcanodontidae, die eine Schwestergruppe der Eusauropoda bildet. Die Vulcanodontidae (Cooper, 1984) beinhaltete ursprünglich die Arten Vulcanodon und Barapasaurus sowie später weitere basale Sauropoden, wird aber von den meisten Forschern nicht mehr anerkannt, da Barapasaurus heute als Eusauropode klassifiziert wird – damit wäre die Vulcanodontidae paraphyletisch. Die Erstbeschreiber von Tazoudasaurus definierten die Vulcanodontidae neu als Gruppe, die alle Arten umfasst, die näher mit Vulcanodon als mit Eusauropoden verwandt sind; wobei sie Barapasaurus automatisch ausschlossen. Diese neue Definition ist aber nicht weitgehend akzeptiert worden; in neueren Analysen (z. B. Wilson, 2005 [1]) taucht die Vulcanodontidae oft nicht auf.
Einzelnachweise
- ↑ Jeffrey Wilson: Integrating ichnofossil and body fossil records to estimate locomotor posture and spatiotemporal distribution of early sauropod dinosaurs: a stratocladistic approach, 2005, In: Paleobiology, 31(3), S. 400–423.
Literatur
Alle Informationen stammen, soweit nicht anders vermerkt, aus folgender Publikation:
- Ronan Allain, Najat Aquesbi, Jean Dejax, Christian Meyer, Michel Monbaron, Christian Montenat, Philippe Richir, Mohammed Rochdy, Dale Russell und Philippe Taquet, M'ghari Moha: A basal sauropod dinosaur from the Early Jurassic of Morocco, 2004, Comptes Rendus Palevol 3, S. 199–208. (PDF)
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