- Tendrjakow
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Wladimir Fjodorowitsch Tendrjakow (russisch Владимир Фёдорович Тендряков, wiss. Transliteration Vladimir Fëdorovič Tendrjakov, * 5. Dezember 1925 in Makarowskaja, Oblast Wologda; † 3. August 1984 in Moskau) war ein russischer Schriftsteller. Er gilt als wichtiger Vertreter der Tauwetter-Periode in der sowjetischen Literatur.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Tendrjakow war Soldat im Zweiten Weltkrieg und überlebte eine schwere Verwundung. Danach studierte er von 1946 bis 1951 Literaturwissenschaft am Gorki-Institut in Moskau. Viele seiner Novellen und Erzählungen erschienen erstmals in literarischen Zeitschriften wie Novyj mir. Sie waren beim Publikum sehr beliebt, da er auch gesellschaftliche Probleme und Konflikte thematisierte. Obwohl er seit 1948 Mitglied der KPdSU war, erhielt er keine hohen Auszeichnungen. Einige seiner Werke konnten erst nach seinem Tod erscheinen.
Literarisches Werk
Stets wiederkehrende Motive in seinen Werken sind der Umgang mit individueller Schuld und das Spannungsfeld zwischen persönlicher Gewissensentscheidung und gesellschaftlicher Verantwortung. Oft geht es auch um die Selbstfindungsprozesse Jugendlicher, dabei werden die Protagonisten durch unerwartete Ereignisse aus ihrem gewohnten Alltag herausgerissen: In Die Nacht nach der Entlassung kritisiert die Klassenbeste in ihrer Abschlussrede entgegen der Erwartungshaltung der Zuhörer in scharfen Worten das Schulsystem, in Die Abrechnung erschießt der junge Kolja seinen Vater, der zuvor die Familie tyrannisiert hatte. Die unter der Oberfläche liegenden Konflikte, die zu diesen Vorfällen führen, werden von Tendrjakow herausgearbeitet. Dabei wird klar, dass zwischenmenschliche Beziehungen sehr komplex sind und es oft keine einfachen Lösungen gibt. So heißt es auch in dem Roman Mondfinsternis, der das Scheitern einer Liebesbeziehung zum Thema hat: Gegenseitiges Verstehen bezahlen die Menschen mit Blut und mit Stücken ihres Lebens.
Auch gesellschaftliche Probleme werden oft exemplarisch anhand von Personen aufgezeigt, die unterschiedliche Wertvorstellungen vertreten. Durch Bürokratie und Intrigen werden Konflikte noch verschärft. Viele Erzählungen Tendrjakows haben ein offenes oder, insbesondere in seinem Spätwerk, pessimistisches Ende.
Werke in deutscher Übersetzung
- Der Fremde (1956)
- Der wundertätige Nikolaus (1959)
- Drei, Sieben, As (1964)
- Das Gericht (1964)
- Fjodor sucht die Wahrheit (1966)
- Der Schuss (1966)
- Der Fund (1973)
- Das Gericht (1975)
- Drei Sack Abfallweizen (1975)
- Die Nacht nach der Entlassung (1975)
- Frühlingsspiel (1977)
- Mondfinsternis (1978)
- Die Abrechnung (1980)
- Begegnung mit Nofretete, Berlin: Volk und Welt, 1981
- Kurzschluß, Iwan Tschuprows Fall. Zwei Erzählungen. Berlin: Tribüne, 1982
- Sechzig Kerzen, Berlin: Volk und Welt 1982
- Der feste Knoten. Das Ableben, Berlin: Volk und Welt, 1986, ISBN 3-353-00010-0
- Der siebente Tag (1988)
- Die reinen Wasser von Kitesh, Berlin: Volk und Welt, 1988, ISBN 3-353-00309-6
- Anschlag auf Visionen, Berlin: Volk und Welt, 1989, ISBN 3-353-00515-3
- Menschen oder Unmenschen (1990)
- Auf der seligen Insel des Kommunismus (1990)
- Mein Gespräch mit Lenin und Marx (1991)
Literatur
- Ralf Schröder: Die gute Absicht, die Realität und neue Alternativen. Das Werk des Aufklärers Tendrjakow in der jüngsten Sowjetliteratur. In: Wladimir Tendrjakow: Drei, Sieben, As. Reclam, Leipzig 1980. S. 311 - 334
Weblinks
- Literatur von und über Wladimir Fjodorowitsch Tendrjakow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Annette Schlemm: Anschlag auf Visionen
- Biographie auf der russischen Webseite peoples.ru
Personendaten NAME Tendrjakow, Wladimir Fjodorowitsch ALTERNATIVNAMEN Tendrjakov, Vladimir Fëdorovič KURZBESCHREIBUNG russischer Schriftsteller GEBURTSDATUM 5. Dezember 1925 GEBURTSORT Makarowskaja STERBEDATUM 3. August 1984 STERBEORT Moskau
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